+0,1° C in 10 Jahren – Reduktion von Emissionen in China erwärmen die Erde
Ein 10-jähriges Bemühen Chinas, die Luftqualität zu verbessern und durch Umweltverschmutzung bedingte Gesundheitsrisiken zu reduzieren, hat laut einer neuen Studie, eine Erwärmung in Gebieten der nördlichen Hemisphäre verursacht.
Forscher unter Leitung des Carnegie Instituts für Wissenschaft analysierte anhand von Modellen, wie sich Chinas Erfolg bei der Reduzierung von Emissionen wie Schwefeldioxid, Rußkohle und organischem Kohlenstoff auf die globalen Klimaveränderungen ausgewirkt hat. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie Ende September in der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“.
Aerosole kühlen die Erde
Zwischen 2006 und 2017 führte die kommunistische chinesische Regierung strikte Maßnahmen der Luftreinhaltung ein. Das primäre Ziel lautete Gesundheitsrisiken durch Aerosole für die Bevölkerung zu verringern. Mit Erfolg, nach offiziellen Angaben haben diese Bemühungen möglicherweise bis zu einer halben Million Menschenleben pro Jahr gerettet. Auf der anderen Seite können Aerosole die Erde kühlen, sodass die Temperaturen – trotz sinkender Emissionen – stiegen. Innerhalb der letzten Dekade um 0,1 Grad Celsius.
Aerosole sind winzige Partikel, die sowohl durch menschliche Aktivitäten als auch geologische Phänomene in die Atmosphäre gelangen. Je nach Partikelgröße und Stoffart beeinträchtigen Aerosole die Luftqualität und können sowohl die menschliche Gesundheit als auch der landwirtschaftlichen Produktivität schaden.
Ähnlich wie Aerosole aus einem Vulkanausbruch die globalen Temperaturen senken können, haben einige menschengemachte Aerosole eine kühlende Wirkung auf das Klima. Im Gegensatz zu den Treibhausgasen können Aerosolpartikel Sonnenlicht entweder direkt oder durch Wechselwirkung mit Wolken vom Planeten weg reflektieren.
Das bedeutet, dass einige Auswirkungen der globalen Erwärmung durch die Verschmutzung mit Aerosolen maskiert werden“, so die Studienautoren.
„Die Gesundheitsrisiken, die mit der Feinstaubverschmutzung verbunden sind, sind sehr ernst, und die Bemühungen zur Verringerung der Verschmutzung sind zweifellos eine gute Sache“, erklärte Professor Ken Caldeira vom Carnegie Institut. „Aber es ist auch wichtig zu verstehen, wie laufende und zukünftige Bemühungen zur Verbesserung der Luftqualität zusätzliche Herausforderungen im internationalen Kampf gegen den Klimawandel schaffen werden“.
Gesundheitsvorteile zu lasten des Klimas
Chinas Wirtschaftswachstum und Industrialisierung der letzten Jahrzehnte stützte sich auf den steigenden Verbrauch von Energie aus Kohle. In dieser Zeit wurde China zum weltweit größten Emittenten von Schwefeldioxid und Ruß. Nach 2013 sanken die Emissionen erheblich. Schwefeldioxid und Ruß beeinflussen jedoch auch den Strahlungsantrieb – die Determinante der Erdtemperatur. Dabei gilt Sulfataerosol als dominierendes Kühlmittel in der Atmosphäre
Man schätzt, dass anthropogenes Sulfataerosol die Erde im Jahr 2010 im Durchschnitt um ein halbes Grad Celsius abkühlen wird. Rußpartikel hingegen absorbieren Wärme in der Atmosphäre. […]“, sagte Caldeiras Kollege Dr. Zheng.
Um das gesamte Spektrum der Auswirkungen von Chinas Maßnahmen zur Luftreinhaltung zu verstehen, analysierten die Forscher die Strahlungs- und Klimaauswirkungen der Reduzierung der Aerosol- (und Vorläufer-)Emissionen Chinas von 2006 bis 2017.
Koautor Professor Steven J. Davis von der Universität von Kalifornien in Irvine fasst zusammen: „Von 2006 bis 2017 stiegen Chinas Kohlendioxidemissionen um etwa 54 Prozent. Im selben Zeitraum verringerten sich die Schwefeldioxidemissionen um etwa 70 Prozent, Rußkohle um etwa 30 Prozent und organische Kohlenstoffemissionen um etwa 40 Prozent. Die Entkopplung der Emissionen beruht hauptsächlich auf nachgerüsteten Reinigungssystemen.“ Diese hielten zwar Aerosole zurück nicht aber Kohlendioxid.
Professor Caldeira fügte hinzu: „Die Reinigung von Aerosolemissionen hat enorme gesundheitliche Vorteile, enttarnt aber einen Teil der globalen Erwärmung. […]“
(Mit Material von IOP Publisching und Carnegie Institution for Science)
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