Indonesische Mahakam-Region ist „Bedrohter See 2008„
Der Regenwald, der unsere Erdkugel wie ein Band umschließt, ist ein riesiger Wasserspeicher. Stellt man sich die Erde als Lebewesen vor, dann könnten diese immergrünen Pflanzenformationen am Äquator bildlich für die Lunge des Planeten stehen. In ihrem stockwerkartigen Aufbau finden 40 bis 60 Prozent aller auf der Erde lebenden Tier- und Pflanzenarten Unterschlupf.
Einer dieser Naturräume ist die mittlere Mahakam-Region in Indonesien. Mit ihren großflächigen Torf- und Süßwassermooren, drei größeren und 30 kleineren Seen wurde sie von der internationalen Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) zum „Bedrohten See des Jahres 2008“ gewählt.
298 Vogelarten wurden in diesem Gebiet gezählt. 90 Arten Wasservögel, einschließlich Fischreiher und der Sunda-Marabu finden hier den geeigneten Ort zur Aufzucht ihrer Jungen. Die Conservation Foundation for Rare Aquatic Species of Indonesia (RASI), Partner im internationalen Netzwerk Living Lakes, welches vom GNF koordiniert wird, kümmert sich speziell um den Schutz der Irrawaddy-Delfine. Ihre Population ist durch zunehmende Sedimentation, Schiffsverkehr sowie umweltschädliche Fangmethoden stark bedroht.
Mit der Ernennung von Mahakam zum „Bedrohten See des Jahres 2008“ möchte der GNF auf die exzessiven Rodungen im indonesischen Südteil der Insel Borneo aufmerksam machen. Nach Angaben von Danielle Kreb, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei RASI, wurden in der Mittleren Mahakam-Region mit einer Fläche von 8.100 Quadratkilometern 90 Prozent der ursprünglichen Sumpf- und Torfwälder unwiederbringlich zerstört. Teils durch Waldbrände im Jahr 1998, teils durch großflächige legale und illegale Rodungen.
Degenerierte Böden
Paradoxerweise ist gerade der Boden, auf dem die üppigen Urwaldformationen mit ihren Nischen und Lebewelten für unzählige Arten gedeihen, am empfindlichsten. Die immergrünen Wälder haben, bedingt durch das Klima, einen schnellen Stoffumsatz und alles befindet sich in einem ständigen Auf- und Abbau. Nach dem Roden großer Flächen und Ersetzen mit Ölpalmpflänzchen, wird dieser Kreislauf jäh unterbrochen Der Boden liegt offen und die Fruchtbarkeit nimmt ab. Zurück bleiben Hektar an Hektar wüstenähnliche Ölpalmfelder. Eine spätere Renaturierung solcher Flächen dauert Jahrzehnte und kann den ursprünglichen Zustand nie mehr ganz erreichen.
Alle Bemühungen der GNF zur Renaturierung von zerstörten Waldflächen wies das Ministerium für Forstwirtschaft zurück, es werde genug getan. Es gibt zwar einen Beschluss, bei Konzessionen für große Plantagen restriktiver vorzugehen, dem steht aber der steigende Bedarf an Palmöl entgegen. Malaysia und Indonesien produzierten 2007 über 80 Prozent von 37,4 Millionen Tonnen Palmöl für den Weltmarkt.
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