Holunder mit Beeren wie schwarze Perlen
Um kaum ein Gehölz ranken sich so viele Legenden und Mythen wie um den schwarzen Holunder. Schon in der germanischen Mythologie war der Holunderstrauch eine Pflanze, die hoch verehrt und geschätzt wurde. Die das Leben und die Tiere beschützende germanische Göttin „Holder“ auch „Holda“ genannt lebte in einem Hollerbusch (Holunderstrauch) und unter einem Hollerbusch wurden ihr Opfer und Geschenke dargebracht.
Bei den Kelten spielte der Holunder als „Baum der Königin“ eine wichtige Rolle und in den nordischen Sagen zieht die Liebesgöttin Freya in einen Holunderstrauch ein. In der christlichen Mythologie wiederum soll Maria bei ihrer Flucht nach Ägypten unter einem Holunder gerastet haben und aus diesem Grunde wurde in früherer Zeit vor einem Holunderstrauch wie vor einem Heiligenbild der Hut gezogen. „ Ein Geschenk des Himmels“ wurde er genannt und man erzählte sich, dass in einem Holunder diejenigen guten Geister wohnen, die unser Haus und Hof vor Schaden schützen.
Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts weigerten sich Landarbeiter, Holunder-Gehölze zu fällen, weil sie Angst vor dem Zorn des Holler-Geistes hatten, der diesen Baum beschützt. Diese und viele andere Mythen begleiten den Holunder bis heute, doch ob Wahrheit oder Aberglaube, Legende, Märchen oder Sage, der Holunder war durch alle Zeitalter als heilbringende Pflanze ein wichtiger Helfer der Menschen. Denn oft verbirgt sich in alten Überlieferungen und Sagen ein tiefes Wissen über die heilenden Kräfte der Natur.
„Sambucus nigra“, der Holunder
Im Volksmund wird der schwarze Holunder auch Hollerbusch, Holder oder in Norddeutschland schlicht Flieder oder Fliederbeere genannt. Der Holunder ist ein Gehölz, das in Mitteleuropa sehr häufig vorkommt. Da er ein anspruchsloser Strauch ist, wächst er auf fast jedem Boden, er bevorzugt allerdings Böden, die frisch, nährstoffreich, gut durchlüftet und tiefgründig sind.
Holunder gedeiht besonders gut neben Gebäuden, im Halbschatten auf Waldlichtungen und an Wegesrändern. Da dieses Gehölz sehr frosthart ist, findet man es auch in den Alpen bis auf 1500 Meter Höhe. Die unverwechselbar wohlriechenden Blüten wachsen weiß-gelblich an doldenförmigen Rispen. Im Herbst reifen aus diesen Blüten schwarze, perlenförmige Früchte, die vielseitig verwendbar sind und deren Vitamin C- und Kaliumgehalt sehr hoch ist. Verwendung finden die Früchte als Heilmittel, Lebensmittel oder auch als Färbungsmittel.
Holunder als Heilmittel
Der schwarze Holunder gehört zu den Heilpflanzen, die schon von den Menschen der Steinzeit genutzt wurden. Bei Ausgrabungen in Italien und in der Schweiz fand man Holundersamen und Reste von Holunderzweigen. In der Antike, bei den Griechen und Römern galt der Holunder als wichtiges Arzneimittel und im frühen Mittelalter lobten Heilkundige wie Hildegard von Bingen und Albertus Magnus die Heilkraft des Holunders. Auch in unserer heutigen Zeit ist der Holunder noch immer eines der bekanntesten Volksheilmittel.
Jetzt im Herbst bietet es sich an, die kugeligen Beeren des Holunderstrauchs zu ernten und in einem Dampfentsafter zu entsaften. Den dadurch gewonnenen Saft füllt man heiß in Flaschen. Im Winter wird dann dieses wunderbare Hausmittel, das auch „Lebenssaft“ genannt wird, bei Erkältungskrankheiten getrunken. Der sogenannte „Lebenssaft“ wirkt schweißtreibend, fiebersenkend und entzündungshemmend. Besonders mit Honig gesüßt ist der Holunderbeerensaft sehr zu empfehlen.
Holunderbeeren enthalten einen blau-purpurnen Farbstoff Sambucyanin, dieser Farbstoff zählt zu den Flavonoiden und ist laut medizinischer Untersuchungen als vorbeugendes Mittel gegen Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt. Nach dem Abkochen sind die Beeren essbar, rohe Beeren hingegen sind gänzlich ungenießbar.
Der Saft gilt als Stütze des Immunsystems, als wirkungsvolles Blutreinigungsmittel und wird zur Darmregulierung verwandt. Der Kräuterpfarrer Johannes Künzle (1857-1945) empfahl einen Wurzelsud zum Abnehmen: Holunderwurzeln in kleine Stücke schneiden und in Wasser oder besser noch in Wein kochen, der daraus entstandene Sud hilft garantiert beim Abnehmen.
Holunder als Färbemittel
Die Kunst des Färbens ist eine der ältesten Kunsthandwerke der Menschheit. Die Beeren, Blüten und Blätter des Holunders zählen zu den ältesten Naturfarbstoffen die wir kennen.
Der Saft der schwarzen Holunderbeere erzeugt auf Stoffen und auf Leder, je nach Länge der Behandlung, rote, blaue oder violette Farbtöne. Zum Färben eignet sich auch die Holunderrinde. Sie färbt tiefschwarz, während die Holunder-Blätter eine moosgrüne Farbe erzeugen. Damen der römischen Aristokratie färbten sich ihre Haare mit Holundersaft. Holundersaft wirkt auch haarfestigend und pflegend.
Holunder als Lebensmittel
Unseren Kochbegeisterten bieten die Beeren und Blüten des Holunders eine Vielzahl an Verarbeitungsmöglichkeiten. Von der „Fliedersuppe“, einer norddeutschen Spezialität, über Holunderküchlein, Käsekuchen mit Holunderbeeren, Marmeladenvariationen, Gelees, Mus und Pfannkuchen bis hin zu Säften, Likör, Wein, Sekt und Limonaden für Kinder. Wer probiert und experimentiert, findet sicherlich neue Rezepte und Möglichkeiten die gesammelten Beerenschätze zu nutzen.
Ein schnelles Rezept für kalte Wintertage:
Holundersaft erhitzen und eventuell mit etwas Wasser verdünnen und zuckern. Aus Milch und Grieß einen dicken Grießbrei kochen. Die Äpfel waschen, schälen und in Würfel oder Scheiben schneiden. Die Äpfel in den Holundersaft geben und einige Minuten mitkochen. Temperatur reduzieren. Aus dem Grießbrei Klößchen mit einem Löffel abstechen und in die Suppe geben. Schon fertig!
Tipps zum Verwerten von Blättern, Blüten, Wurzeln und Rinden
Zerriebene Holunderblätter vertreiben Insekten und lindern, in Salben verarbeitet, Hauterkrankungen. Blüten lindern Augenleiden und sind Bestandteil von Kosmetikprodukten. Als Tee aufgebrüht wirken Holunderblüten beruhigend. Sie eignen sich zum Süßen und geben Getränken ein angenehmes Aroma. Die Rinde des Holunders soll bei Epilepsie helfen und wirkt zusammen mit den Blättern, zu Tee verarbeitet, abführend. Die Wurzel wird bei Nierenleiden empfohlen und bei vielem, vielem mehr.
Holunder als Kinderspielzeug
Kinder erfreuten sich früher daran, aus den Zweigen des Holunderstrauchs Pfeil und Bogen oder auch Flöten zu basteln. Für Blasrohre wurden die Zweige ausgehöhlt und die unreifen Früchte als Blasrohrgeschosse genutzt. Jungs liebten es, Mädchen mit ihren Holundergeschossen zu ärgern. Ringel, Ringel, Reihe, Alter Kinderreim |
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