Hamburger Abfallexpertin sucht nach Recyclingwegen für Edelmetalle

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Prof. Dr. Ing. Kerstin Kuchta.Foto: Roman Jupitz, TUHH
Epoch Times13. August 2011

Gold wird auf dem Weltmarkt immer teurer. Fallende Börsenkurse treiben die Anleger immer öfter zu den sicheren Edelmetallen. Doch nicht nur aus Gestein und Bächen lässt sich Gold lösen und weiterverarbeiten. Auch in altem Elektroschrott verbergen sich ungeahnte Vorkommen an Gold, die nur wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden müssten. Dieses Themas nimmt sich seit Mai 2011 Dr.-Ing. Kerstin Kuchta am neuen Lehrstuhl für Abfallressourcenwirtschaft der TU Hamburg-Harburg an. Dort wird nach Verfahren geforscht, um das Recyceln von Edelmetallen aus Elektroschrott wirtschaftlich nutzbar zu machen.

In jeder Tonne Handyschrott stecken beispielsweise 300 Gramm Gold. Jedoch lassen sich bislang nur ein Viertel der Edelmetalle aus dem täglich anfallenden Schrott gewinnen. „Viel zu wenig in ressourcenschonenden Zeiten“, meint Kuchta. „Beim derzeitigen Goldpreis müssen wir herausholen, was geht. Wir können es uns nicht leisten, Gold wegzuwerfen.“

Ein Problem beim Lösen von Gold und anderen Edelmetallen aus alten Geräten, ist die Tatsache, dass die begehrten Metalle nicht einfach als Block verbaut werden, sondern zumeist als Bestandteile anderer Bauteile. So wird zum Beispiel Gold auf Leiter und Platinen gedampft, was es schwierig macht, den einzelnen Bestandteilen das Gold wieder zu entlocken.

Zur Aufbereitung wird derzeit an zwei Verfahren geforscht. Bei der „kalten“ Aufbereitung wird der Schrott zunächst geschreddert, um dann mittels mechanischer Verfahren vom Kunststoff getrennt zu werden. Beim „heißen“ Verfahren werden die alten Geräte in mehreren Stufen verbrannt. Dabei werden die Metalle gelöst und könnten dann weiterverarbeitet werden. Dies funktioniert bisher jedoch nur im Labor. Bisher fehlt noch die großtechnische Umsetzung. Eine industrielle Nutzbarkeit verspricht sich Dr. Kerstin Kuchta in frühestens fünf Jahren.

Ein Problem ist zurzeit noch die Tatsache, dass nicht jeder Elektroschrott für das Recycling geeignet ist. Geräte mit hohem Kupferanteil sind in der Industrie beispielsweise nicht sehr gefragt. Auch die Organisation spielt noch eine Rolle. Elektroschrott sollte im Allgemeinen bei einem Bauhof zur fachgerechten Entsorgung abgegeben werden. Dies ist jedoch in vielen Fällen nicht der Fall. Auch scheinen sich Handybesitzer oftmals nur ungern von ihren Geräten zu trennen. „Deshalb fehlt auf dem Recycling-Markt noch die kritische Masse“, sagt Kuchta und schätzt, dass diese bei etwa 80 Prozent des gesamten Elektroschrotts liegt.

Ein weiteres, für die Industrie wichtiges Erdmetall ist Neodym, das ein wesentlicher Bestandteil von Dauermagneten ist. Die weltweite Nachfrage wird nach Einschätzung Kuchtas das Angebot in wenigen Jahren übersteigen. Verfahren zum Recycling von Neodym befinden sich daher ebenfalls in der Entwicklung.

Kuchta studierte an der TU Berlin Technischen Umweltschutz und arbeitete danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Darmstadt im Fachbereich Bauingenieurwesen. Nach einigen Jahren in der Wirtschaft ist die Wissenschaftlerin seit 2002 wieder in Hamburg, wo sie bis zur Rufannahme an die TUHH als Hochschullehrerin am Lehrstuhl für Umweltmanagement der Hochschule für Angewandte Wissenschaften arbeitete.

Kerstin Kuchta ist Mitglied der Expertengruppe des Umweltbundesamtes für Elektronikschrott-Recycling, und sie gehört dem Wissenschaftlichen Beirat der Umwelthauptstadt 2011 (Green Capital) sowie dem Kuratorium der Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. an. (thm / idw)

 

 



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