Thunberg: „Wir müssen die wirtschaftliche Erholung von Covid-19 mit mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit verbinden“
Die Corona-Pandemie hat auch den internationalen Klimaschutz-Fahrplan kräftig durcheinandergewirbelt. So wurde die im November geplante UN-Klimakonferenz in Glasgow auf 2021 verschoben, wichtige Vorbereitungstreffen fallen ganz aus. Doch das Klimaproblem verliert damit nicht seine Brisanz. Stattfinden soll daher am Montag und Dienstag zumindest der hochrangig besetzte Petersberger Klimadialog, wenn auch diesmal als Video-Konferenz.
Ministerinnen und Minister aus 30 Staaten werden zu den Online-Beratungen erwartet, die normalerweise in Berlin stattfinden. Für Dienstag sind Reden von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und UN-Generalsekretär António Guterres vorgesehen.
Ein wichtiges Thema dürfte die Vorgabe des Pariser Klimaschutzabkommens sein, dass alle Staaten ihre nationalen Emissionsziele bis Ende 2020 nachbessern sollen. Mit Spannung wird erwartet, wie und mit welcher Vehemenz Merkel sich zu ehrgeizigeren EU-Zielen für die Zeit bis 2030 positioniert. Statt der ursprünglich zugesagten CO2-Minderung um 40 Prozent strebt die EU-Kommission hier mit Hilfe eines „Green Deal“ inzwischen ein Minus von möglichst 55 Prozent an, verglichen jeweils mit dem Stand von 1990.
Wirtschaft zukunftsfähig machen
Verbände und Experten dringen im Vorfeld des Petersberger Klimadialogs darauf, vor allem die anstehenden Konjunkturpakete zur Überwindung der Pandemie-Folgen an den Erfordernissen des Klimaschutzes auszurichten. „Wenn wir Gelder in die Hand nehmen, um unsere Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, müssen diese unsere Gesellschaft insgesamt und als Teil davon die Wirtschaft zukunftsfähig machen“, verlangte Christiane Averbeck von der Klimaallianz.
„Bundeskanzlerin Merkel sollte sich klar dazu bekennen, die Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft neben sozialen Zielsetzungen am Europäischen Green Deal auszurichten“, fordert auch Christoph Bals von Germanwatch. „Mit Konjunkturhilfen, die konsequent den Klimaschutz unterstützen, können wir die Klimaziele nicht nur einhalten, sondern sie auch nachbessern“, hebt er hervor. Eigentlich hält Germanwatch EU-weit bis 2030 eine CO2-Minderung von 65 Prozent für erforderlich, eine Festlegung auf minus 55 Prozent sei daher das Mindeste.
Bals und andere Klimaaktivisten haben die Sorge, dass ähnlich wie in der Finanzkrise Wirtschaftshilfen wieder mit der Gießkanne und ohne ökologische Lenkungswirkung ausgereicht werden könnten. Dann jedoch stünde das Geld für das dringliche Umsteuern in Richtung Treibhausgasneutralität auf Jahre hinaus nicht mehr zur Verfügung.
„Wir müssen die Corona-Pandemie gleichzeitig mit dem Klima- und Umweltnotstand angehen“, forderte denn auch Fridays-for-Future-Initiatorin Greta Thunberg. „Wir müssen die wirtschaftliche Erholung von Covid-19 mit mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit verbinden“, drängte die Leiterin von Greenpeace International, Jennifer Morgan, mit Blick auf den Petersberger Klimadialog. Ähnlich äußerte sich der Ökonom und Klimabeauftragte der britischen Regierung, Nigel Topping: „Wir müssen jetzt in die Industrien der Zukunft investieren, nicht in die Industrien der Vergangenheit.“
Kurve der Pandemie und des Klimawandels abflachen
Unterstützung erhalten die Klimaaktivisten von den Vereinten Nationen. „Wir müssen sowohl die Kurve der Pandemie als auch des Klimawandels abflachen“, sagte Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Taalas wies darauf hin, dass die vergangenen fünf Jahre global die heißesten der Geschichte waren. In Deutschland zeichnet sich für dieses Jahr bereits eine neue Dürre ab.
Erschwert werden durch die Corona-Krise allerdings auch Proteste und Aktionen von Umweltverbänden. Die Schüler- und Studentenbewegung Fridays for Future, die vor der Pandemie für kräftigen Rückenwind für den Klimaschutz sorgte, hat zwar für diesen Freitag einen breiten Protestaufruf gestartet – vorwiegend wird auch dieser Klimastreik diesmal allerdings im Netz stattfinden, wenn auch begleitet zumindest von Plakataktionen in zahlreichen Städten. (afp)
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