Glyphosat-Pestizide verbleiben jahrelang in Wildpflanzen und verursachen Blüten-Unfruchtbarkeit
Forscher zeigen erstmals, dass häufig verwendete Herbizide wie Glyphosat jahrelang in wilden Waldpflanzen überdauern und wirken können. Ihre Wirkung verlieren diese Substanzen kaum und verringern die Fruchtbarkeit langfristig. Einschließlich möglicher Auswirkungen auf Bestäuber und Menschen.
Konkret beschäftigten sich die Forscher um Dr. Lisa J. Wood, Assistenzprofessorin für Ökosystemwissenschaften an der University of Northern British Columbia (UNBC) mit Herbiziden auf Glyphosatbasis, sogenannten GBHs. Diese Herbizide sind in der Land- und Forstwirtschaft und anderen Anwendungen weit verbreitet und können schädliche Auswirkungen auf die Fortpflanzungsgesundheit einer häufigen mehrjährigen Pflanze haben, die in Wäldern in British Columbia, Kanada, vorkommt, so die Forscher.
In der Fachzeitschrift „Frontiers in Plant Science“ berichten sie, dass GBHs verschiedene reproduktive Teile an der Nadel-Rose (Rosa acicularis) ein Jahr nach der ersten Anwendung der Chemikalien sowohl in Feldstandorten als auch in Versuchsfeldern deformierten.
Verstümmelung pflanzlicher Fortpflanzungsorgane
Ihre Studie ist nach Angaben der Forscher eine der ersten, die sich mit den Auswirkungen von GBH in einem kommerziellen Forstbetrieb beschäftigt. Das Herbizid wird üblicherweise eingesetzt, um Pflanzen zu bekämpfen, die mit Nadelbäumen konkurrieren könnten. Glyphosat wird seit den 1970er Jahren eingesetzt. In den letzten Jahren ist der Stoff wegen Bedenken über krebserregende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit verstärkt in den Blickpunkt geraten.
Um die Wirkungen auf Pflanzen näher zu untersuchen sammelten und analysierten die Forscher Proben der reproduktiven Teile von Nadel-Rosen aus Wäldern sowie von im Gewächshaus gezüchteten Wildpflanzen. Für Vergleiche verwendeten sie unbehandelte Pflanzen aus ähnlichen Quellen.
Die Ergebnisse waren auffällig. Die Lebensfähigkeit der Pollen von mit Glyphosat behandelten Pflanzen sank ein Jahr nach der ersten Anwendung um durchschnittlich 66 Prozent im Vergleich zu den Kontrollen. Mehr als 30 Prozent der Staubbeutel, der Teil des Staubgefäßes, der den Pollen enthält, öffnete sich nicht. Das verurteilt diese Blüten zu funktionaler Unfruchtbarkeit.
Darüber hinaus fanden die Forscher auch zwei Jahre nach dem ersten Versprühen des Herbizids Spuren von GBH auf den Blüten der Pflanzen – die keinem direkten Kontakt ausgesetzt waren.
„Die Veränderungen an Pflanzen wurden in der Vergangenheit bei landwirtschaftlichen Pflanzen dokumentiert, daher ist es nicht überraschend, sie auch in Wäldern zu finden“, sagte Dr. Wood.
Was wichtig ist, ist der Zeitrahmen. Diese Effekte noch ein bis zwei Jahre nach der Anwendung in neuen Teilen der wachsenden Pflanzen zu finden, ist bemerkenswert.“
Auswirkungen auf Bienen und Menschen
Seit Jahrhunderten nutzen die Ureinwohner die stachelige Wildrose sowohl als Nahrungsmittel als auch als Medizin, insbesondere die reproduktiven Teile. Die Nadel-Rose sei jedoch auch ökologisch eine wichtige Pflanze. Unter anderem bietet sie Nahrung für Bestäuber. Honigbienen zum Beispiel werden von den besonderen Farben der Blüten angezogen.
Gemeinsam mit ihren Kollegen beobachtete Dr. Wood Farbveränderungen an den Blütenblättern und Staubbeuteln der behandelten Pflanzen. Solche Abnormalitäten in der Färbung könnten die Interaktion zwischen Blumen und Bestäubern beeinflussen. Ob diese dadurch für Bestäuber weniger oder mehr attraktiv würden, sollen Folgeuntersuchungen zeigen.
Auf der To-do-Liste der Forscher stehen außerdem Untersuchungen der Bestäuberinsekten und Kolibri-Exkremente, um zu prüfen, ob Glyphosat-Rückstände vorhanden sind:
„Dies wird uns zeigen, ob Bestäuber Rückstände von den Pflanzen aufnehmen, von denen sie sich ernähren“, so die Forscher. „Wir werden auch andere Pflanzen untersuchen, um zu sehen, ob die Veränderungen, die wir bei der Wildrose beobachtet haben, auch bei anderen Blumen zu finden sind.“
Frühere Forschungen zeigen Dr. Wood zufolge, dass Glyphosat bei den in Kanada kommerziell angewandten Mengen für die meisten Organismen nicht akut toxisch ist. Wissenschaftler wissen jedoch nicht viel über die chronischen Auswirkungen des Glyphosat-Einsatzes.
Auch wie es die Dynamik der natürlichen Umgebung verändert, sei bislang kaum erforscht. Dazu gehört beispielsweise wie GBHs die Interaktionen zwischen Arten oder die verfügbare Nahrungsqualität beeinflussen.
„Je mehr wir lernen, desto besser, und die Forschung kann immer genutzt werden, um das Management besser zu informieren“, bemerkte Wood. „Herbizidpraktiken können sich ändern, wenn die Forschung zeigt, dass dies im Interesse der Bevölkerung ist.“ (ts)
(Mit Material von Frontiers und der University of Northern British Columbia)
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