Indien und Bangladesh: Mindestens 14 Tote – Spur der Verwüstung – Schwere Regenfälle folgen
Bei seinem Zug über Teile Indiens und Bangladeschs hat Zyklon „Bulbul“ mindestens 14 Menschen in den Tod gerissen. Mehr als zwei Millionen Menschen verbrachten die Nacht zum Sonntag in Notunterkünften, wie die Behörden mitteilten. In Bangladesch wurden tausende Menschen obdachlos. Der Stadtentwicklungsminister des indischen Bundesstaates Westbengalen sprach von einer „Spur der Verwüstung“.
Der Sturm traf am Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern in der südasiatischen Grenzregion auf Land und zog dann weiter ins Landesinnere. Im Laufe des Sonntags schwächte er sich dann ab. „Bulbul“ ziehe aber „schwere Regenfälle“ nach sich, sagte der stellvertretende Direktor der Wetterbehörde, Ayesha Khatun, der Nachrichtenagentur AFP.
Im indischen Bundesstaat Westbengalen starben sieben Menschen durch den Sturm, mehrere von ihnen durch umstürzende Bäume, wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India berichtete. Ein weiterer Mensch starb im ostindischen Bundesstaat Odisha, als eine Wand einstürzte.
In Bangladesch kamen nach Angaben des Katastrophenschutzes sechs Menschen ums Leben, darunter fünf durch umstürzende Bäume. 20 weitere Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. Fünf Menschen wurden zudem vermisst, nachdem ein Fischerboot auf dem Meghna-Fluss auf der Insel Bhola gesunken war, wie ein Regierungsvertreter der AFP sagte.
Mangroven schützten vor schlimmeren Schäden
In Bangladesch war das Küstengebiet Khulna am schwersten betroffen. Rund 4000 Lehm- und Blechhütten wurden nach Angaben des Katastrophenschutzes zerstört. Umgestürzte Bäume versperrten mehrere Straßen, der Zugang zum Katastrophengebiet war eingeschränkt. Einige tiefliegende Gebiete seien überflutet worden, sagte Katastrophenschutzminister Enamur Rahman.
Die Armee schickte Soldaten zur Unterstützung in das Katastrophengebiet. Auch zehntausende freiwillige Helfer waren im Einsatz und riefen die Bewohner dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Auf der Insel St. Martin’s im Osten Bangladeschs strandeten rund 1500 Touristen, als der Fährbetrieb eingestellt wurde.
Rund 2,1 Millionen Bangladescher wurden in Notunterkünfte gebracht. „Wir haben die Nacht mit 400 anderen Menschen verbracht“, sagte die 30-jährige Ambia Begum, die mit ihrer Familie in einer Notunterkunft in der Hafenstadt Mongla Schutz gesucht hatte. „Ich mache mir Sorgen um mein Vieh und das Strohdach meines Hauses“, fügte die Mutter dreier Kinder hinzu.
In Indien konnten derweil fast 120.000 Menschen, die aus betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht worden waren, wieder in ihre Häuser zurückkehren. „Der Sturm hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen, nachdem er die Küste Westbengalens erreichte“, sagte der Stadtentwicklungsminister des Bundesstaats im Osten Indiens, Firhad Hakim. Bäume seien ausgerissen, die Dächer vieler Häuser seien weggefegt worden.
Der Sturm war zuerst auf die Sundarbans getroffen, dem im Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch liegenden größten Mangrovenwald der Welt. Die Mangroven hätten die Küste vor noch schwerwiegenderen Folgen des Sturms geschützt, sagte der Vize-Direktor der bangladeschischen Wetterbehörde.
Ein bis zwei Meter hohe Sturmflu angekündigt
Angesichts des drohenden Sturms „Bulbul“ sind in den Küstenregionen von Bangladesch und Indien am Samstag mehr als 450.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Der Zyklon sollte nach Angaben von Meteorologen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde in der Grenzregion der beiden Länder im Golf von Bengalen auf Land treffen. Das Meteorologische Institut Bangladeschs prognostizierte eine bis zu zwei Meter hohe Sturmflut.
Von den Evakuierungen waren nach Behördenangaben rund 400.000 Menschen im Westen Bangladeschs sowie etwa 60.000 im Osten Indiens betroffen. In Bangladesch halfen laut Behörden Regierungstruppen sowie rund 55.000 Freiwillige bei der Evakuierung und gingen in Küstendörfern sowie auf Inseln von Haus zu Haus, um die Bevölkerung vor der Gefahr des Zyklons zu warnen.
Rund 1500 Touristen strandeten auf der Urlaubsinsel St. Martin im Süden Bangladeschs, weil der Fährverkehr wegen schlechten Wetters eingestellt wurde. Häfen wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen, der Bootsverkehr eingestellt und Flüge gestrichen.
Auf der indischen Insel Mousuni suchten Menschen in Schulen sowie in Behördengebäuden Zuflucht, weil sie die vom Zyklon gefährdete Region nicht rechtzeitig verlassen konnten. Im Bundesstaat Odisha im Osten Indiens sorgten Stürme mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern und heftige Regenfälle bereits für chaotische Zustände. Entwurzelte Bäume blockierten dort zahlreiche Straßen.
Im Küstenabschnitt zwischen Indien und Bangladesch, wo der Zyklon auf Land treffen sollte, befindet sich der größte Mangrovenwald der Welt. Gefährdete Tierarten wie der bengalische Tiger leben in dem Gebiet. (afp)
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