Experten: Deutschlands Glaubwürdigkeit bei Energiewende in Gefahr
Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat am Mittwochmittag das Jahresgutachten zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands vorgelegt und dabei Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems aufgezeigt. „Wir müssen für neue Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain offen sein und sie klug fördern“, sagte der Leiter der Kommission, Dietmar Harhoff vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb in München, der „Welt“ (Donnerstagsausgabe).
„Diese Technologien des maschinellen Lernens sind zweifelsohne überaus leistungsfähig, doch sie sind leider anfällig für Verzerrungen und unerwünschte Nebenwirkungen. Wir müssen also darüber nachdenken, wie wir die Anwendungen dieser Technologien zertifizieren und welchen Prüfprozessen wir sie vor der Anwendung unterziehen.“
Im Bereich der künstlichen Intelligenz attestierte Harhoff Deutschland einen gewaltigen Personalengpass: „Wir werden aber auch nicht umhinkommen, weltweit für eine KI-Ausbildung in Deutschland zu werben.
Wir brauchen kluge Köpfe, auch aus Asien und Afrika, die hierzulande auf höchstem Niveau ausgebildet werden und dann unserem Forschungs- und Wirtschaftssystem zumindest eine Zeit lang zur Verfügung stehen, bevor sie wieder in ihre Heimatländer zurückkehren.“
Den größten Handlungsbedarf für die deutsche Politik sieht Harhoff indes bei der Energiewende: „Wir verpassen jetzt ja bereits die für 2020 anvisierten Klimaschutzziele. Der Musterknabe beim Ankündigen von CO2-Einsparungen ist dabei sich zu blamieren. Unsere Glaubwürdigkeit ist in Gefahr und wir müssen an dieser Stelle dringend handeln.“
Es reiche nicht, einzelne Kommissionen für Felder wie die Energiewirtschaft einzusetzen. „Die Politik klebt ein Heftpflaster nach dem anderen auf die Wunde, doch das reicht nicht mehr.“ (dts)
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