Essensräuber abschrecken: Freche Möwen stets im Blick
Ein Silbermöwen-Männchen kann 65 Zentimeter lang werden. Ist ein solcher Vogel mit seinem großen gelben Schnabel im Anflug, lässt mancher Strandbesucher kampflos von seinem Fischbrötchen ab. In Warnemünde an der Ostsee etwa sind Möwen als Essensdiebe berüchtigt.
Um nicht die frisch erworbene Stulle zu verlieren, können Urlauber dem Rat britischer Forscherinnen folgen: Demnach nähern sich Silbermöwen dann seltener dem Essen von Menschen, wenn man sie anstarrt.
Das Team um Madeleine Goumas von der Universität Exeter hat in Küstenstädten von Cornwall in einem Experiment getestet, wie viele Möwen sich Essen nähern, wenn sie unbeobachtet sind. Und wie viele Vögel das wagen, wenn man sie dabei anschaut. Als Köder dienten Pommes.
Das erste Ergebnis der Studie dürfte den Erfahrungen einiger Strandbesucher widersprechen. Fast zwei Drittel der insgesamt 74 Silbermöwen (64 Prozent) näherten sich den Pommes innerhalb von fünf Minuten gar nicht, wie das Team in der Fachzeitschrift „Biology Letters“ schreibt.
Klauende Möwen – sie bilden sich taktisch weiter und arbeiten zusammen?
Tilo Rössler, Betreiber eines Fischkutters in Warnemünde, hat andere Erfahrungen gemacht. Danach gefragt, ob klauende Möwen an der Promenade ein Problem seien, antwortet er: „Ja. Das wird auch immer schlimmer. Man hat das Gefühl, dass die sich taktisch weitergebildet haben und jetzt zusammenarbeiten.“
Wie das aussehe? Eine Möwe schreie den Besitzer des Fischbrötchens quasi als Ablenkung an, und im Rücken des „Opfers“ flögen andere Möwen heran – und schnappten sich das Brötchen. Manche von Rösslers Beobachtungen decken sich mit den Ergebnissen der Studie. Silbermöwen scheinen sich Menschen gerne von hinten zu nähern, um dann in einem Überraschungsmoment das Essen zu stehlen, wie die Forscherinnen schreiben.
Allerdings verhielten sich Silbermöwen unterschiedlich, je nachdem, ob sie beobachtet wurden oder nicht. Sah niemand hin, traute sich laut Studie mehr als jede dritte Möwe (36 Prozent) in die Nähe der Test-Pommes. Standen sie hingegen unter Beobachtung, wagte sich noch etwa jedes vierte Tier (26 Prozent) heran. Außerdem ließen sich die meisten Möwen mehr Zeit auf dem Weg zu den Pommes, wenn sie beobachtet wurden. Das heißt: Essende Strandbesucher hätten – den Blick auf die Möwen gerichtet – mehr Zeit, einen drohenden Diebstahl zu verhindern.
Möwen füttern kann teuer werden
Warum einige Möwen sich in die Nähe der Pommes trauten und andere nicht, untersuchten die Forscherinnen nicht. Es könne an unterschiedlichen Persönlichkeiten der Tiere liegen. Sprich: Manche Individuen sind mutiger als andere. Oder es könne sein, dass einige Möwen gute Erfahrungen mit Fütterungen durch Menschen gemacht hätten, hieß es.
Möwen zu füttern kann in Deutschland übrigens teuer werden. In Warnemünde, Teilen Wismars oder auf der Insel Sylt kann das mit bis zu 5000 Euro Bußgeld bestraft werden. Der Grund: Was Menschen essen, kann für Möwen schlecht sein.
„Weißbrot beispielsweise quillt im Magen auf, kann aber nicht richtig verdaut werden. So ziehen die Tiere daraus kaum wichtige Nährstoffe, fühlen sich aber dennoch satt“, heißt es auf der Internetseite www.bussgeld-info.de. Auch die britischen Wissenschaftlerinnen betonen in ihrer Studie: Die natürliche Nahrung von Silbermöwen sind Fisch und beispielsweise Würmer.
Weil sich im Test der Forscherinnen fast zwei von drei Möwen gar nicht erst den Pommes näherten, betont die Co-Autorin Neeltje Boogert: „Es sieht so aus, als könnten ein paar freche Möwen den Ruf aller ruinieren.“ (dpa)
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