Du sollst den Kern nicht spalten!
Papst Benedikt XVI. geißelt Atomraketen und setzt sich für den „friedlichen und sicheren Gebrauch der Atomkraft“ ein. Der Einsatz der Nuklearenergie soll auch der wirtschaftlichen Entwicklung in den armen Ländern dienen.
Da hat der Papst einiges verdrängt und vergessen:
Erstens: Ein Atomkraftwerk ist die Voraussetzung zum Bau von Atomwaffen. Das beweisen in den letzten Jahren die politischen Entwicklungen der „Schurkenstaaten“ Irak, Iran und Nordkorea. Außerdem verniedlicht Papst Benedikt XVI. die Gefahr möglicher Terroranschläge auf AKWs. Benedikts Aussage ist politisch naiv.
Zweitens: Bis heute hat kein einziges Land der 31 Länder, die auf Atomkraft setzen, eine Möglichkeit gefunden, den anfallenden Atommüll zu entsorgen. Wir wissen: Atommüll strahlt bis zu 100.000 Jahren gefährlich. Wie will ein Papst ein solches Verbrechen gegenüber künftigen Generationen verantworten?
Drittens: Tschernobyl und andere Atomunfälle haben bewiesen, dass es keine hundert Prozent sicheren Atomkraftwerke gibt. Über 80.000 Menschen sind allein durch den GAU in Weißrussland zu Tode gekommen. Auch für Deutschland kann ein GAU niemals ausgeschlossen werden.
Das unbestreitbare atomare Restrisiko kann auch ein Papst nicht einfach wegbeten. Auch in der Energiebeschaffung gilt das Wort Jesu: „Du kannst nur ernten, was Du säst.“ Das heißt: Wer auf Atomkraft setzt, muss realistischerweise mit Atomkatastrophen rechnen.
Viertens: Für arme Länder mit wenig Technologieerfahrung ist die Risikotechnologie Atomkraft erst recht keine Alternative.
Fünftens: Atomkraft ist nicht nur moralisch unverantwortlich, sondern ein Auslaufmodell, weil auch Uran zu Ende geht. AKWs gehören ins Technikmuseum der Geschichte.
Sechstens: erneuerbare Energien beweisen weltweit, dass wir in Zukunft sicher, ausreichend, preiswert, umweltfreundlich und für alle Zeit alle Energie haben, die wir brauchen. Atomkraft ist nicht nur unverantwortlich – sie ist auch unnötig.
Die Auseinandersetzung um die Atomkraft ist ein Streit zwischen altem und neuem Denken. Wer heute noch immer auf Atomkraft setzt, verschließt sich neuem Denken.
Und was würde Jesus dazu sagen?
Er würde wahrscheinlich ein 11. Gebot für das Atomzeitalter formulieren: „Du sollst den Kern nicht spalten.“ Und er würde seinem Nachfolger auch vorschlagen, sich nicht von der Atomlobby vereinnahmen zulassen.
Nicht nur Atomwaffen, sondern auch Atomkraftwerke als Voraussetzung für Atomwaffen, widersprechen fundamental dem Gebot: „Du sollst nicht töten.“ Wie, lieber Benedikt, werden Sie nach dem nächsten Atomunfall argumentieren? Brauchen wir erst ein zweites Tschernobyl, um umzukehren?
Quelle:
Franz Alt 2007- www.sonnenseite.com
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