Drei Tage noch: Klimawissenschaft sagte Atomkrieg und „sibirisches“ Großbritannien bis 2020 voraus
In den kommenden 20 Jahren könne der Klimawandel eine globale Katastrophe herbeiführen, die Millionen Menschen das Leben kosten würde. Gründe dafür seien Kriege, Naturkatastrophen, weit verbreitete Unruhen, Mega-Dürren und Hungersnöte.
Sogar ein nuklearer Konflikt sei wahrscheinlich. Zudem würden europäische Städte infolge des steigenden Meeresspiegels versunken sein und in Großbritannien würde ein „sibirisches“ Klima herrschen.
Obwohl heutige Berichte führender Leitmedien nicht wesentlich anders klingen, ist hier nicht die Rede von aktuellen Erkenntnissen der Klimaforschung, die sich auf die späten 2030er und frühen 2040er Jahre bezögen.
Die Darstellung fußt vielmehr auf einem „Geheimbericht“, der dem Pentagon bereits Anfang des Jahres 2004 vorgelegen habe. Britische Medien wie der „Observer“ und der „Guardian“ schrieben darüber.
„Kriegsführung wird das menschliche Leben wieder prägen“
In dem Dokument hieß es, der „abrupte Klimawandel“ könnte den Planeten an den Rand der Anarchie bringen. Länder würden Nuklearwaffen entwickeln, um die immer prekärer werdende Nahrungsmittelversorgung zu sichern sowie ihre Wasser- und Energieversorgung.
Die Gefahr, die davon für die globale Stabilität ausgehe, übersteige jene des Terrorismus deutlich, vertrauten hinter dem Bericht stehende Experten den Medien an. Dass in Europa Städte unter dem steigenden Meeresspiegel versänken und Großbritannien sibirische Verhältnisse vorfinden würde, wäre „bis 2020“ wahrscheinlich.
„Zusammenbruch und Konflikt werden die endemischen Erscheinungsformen des Lebens sein“, schlussfolgerte die Analyse. „Einmal mehr wird Kriegsführung das menschliche Leben prägen.“
Für die damalige US-Regierung unter George W. Bush würden die Erkenntnisse „demütigend“ sein, tönte der „Guardian“ weiter, und für einen Präsidenten, der die nationale Verteidigung so sehr betone, könnten sie sich äußerst unangenehm auswirken. Deshalb versuche man im Weißen Haus auch, den Bericht zu unterdrücken.
Flächendeckende Überflutungen infolge des steigenden Meeresspiegels schon 2005
Dabei wurde der Bericht vom Pentagon-Berater Andrew Marshall autorisiert, der über drei Jahrzehnte hinweg für mehrere Verteidigungsminister tätig war und als einflussreich galt. Als Autoren zeichneten der CIA-Berater und frühere Planungschef der Royal Dutch/Shell-Gruppe Peter Schwartz und Doug Randall vom kalifornischen Global Business Network.
Bereits für das darauffolgende Jahr – also 2005 – rechneten die Autoren mit „flächendeckenden Überflutungen infolge des steigenden Meeresspiegels“, die „für Millionen Menschen erhebliche Unwägbarkeiten“ bedeuten würden.
Klimatologen gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Ergebnisse der Studie für die Regierung Bush zum Anlass würden, den Klimawandel als reales Phänomen zu akzeptieren und die USA zur Unterzeichnung verbindlicher globaler Verträge zur Begrenzung der „menschengemachten Erderwärmung“ bewegten.
Einer der Wissenschaftler, die in diesem Zusammenhang zitiert wurden, war der Gründer des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber.
Bob Watson, damaliger Wissenschaftschef der Weltbank und früherer Vorsitzender des Weltklimarates (IPPC), betonte, Bush werde „das Pentagon nicht ignorieren können“.
Wenn der Klimawandel ein Problem für die nationale Sicherheit sei, müsse er handeln. Und Bush, so Watson, „hört bekanntlich nur auf zwei Gruppen: die Öllobby und das Pentagon“.
„Weltbevölkerung höher als die Erde tragen kann“
Randall und Schwartz erklärten in ihrem Bericht auch, die Weltbevölkerung habe ein größeres Ausmaß erreicht als der Planet tragen könne. Deshalb werde es bis 2020 zu einer „katastrophenartigen“ Wasserknappheit kommen – und auch die Energieversorgung werde schwieriger, was die Welt in einen Krieg ziehen werde.
Bereits vor 8200 Jahren hätten Klimabedingungen weitreichende Ernteausfälle, Hunger, Seuchen und massenhafte Wanderungsbewegungen ausgelöst, die sich bald wiederholen könnten.
Watson meinte, dieses Thema werde auch die US-Präsidentenwahlen entscheiden. Der demokratische Kandidat John Kerry, der den Klimawandel als reales Problem erkenne, werde den Bericht in seinem Wahlkampf nutzen. Umfragen sahen Kerry zu diesem Zeitpunkt bis zu 12 Punkte vor Bush.
Nicht nur langfristig – der „Spectator“ schrieb kürzlich, die 2010er Jahre seien „das beste Jahrzehnt der Menschheitsgeschichte“ gewesen – haben sich die Prognosen rund um den Bericht jedoch nicht als gänzlich präzise erwiesen: Am Wahlabend des 2. November 2004 hatte Bush mit mehr als 50 Prozent im Popular Vote und 286 zu 251 Wahlmännern die Nase vorn.
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