Interview mit Dr. Bernd Fleischmann: „Klimawandel ist die Norm, nicht das Außergewöhnliche“

„Klimawandelleugner sind diejenigen, die behaupten, dass es keine kleine Eiszeit und die vorhergehenden Klimaschwankungen gab“, meint der Ingenieur Dr. Bernd Fleischmann. Er positioniert sich auf Basis des Forschungsstands klar gegen die Klimapolitik der Bundesregierung. Ein Interview.
Der Ingenieur Dr. Bernd Fleischmann (http://klimawahrheiten.de/) beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Thema Klimawandel. Foto: Bildschirmfotografie/Mit freundlicher Genehmigung von apolut.net
Der Ingenieur Dr. Bernd Fleischmann geht von einer Abkühlung des Planeten in den kommenden Jahren aus und meint: „Wärmer ist besser, fast immer und fast überall“.Foto: Bildschirmfotografie/Mit freundlicher Genehmigung von apolut.net
Von 22. Mai 2023

Der Ingenieur und Wissenschaftler Dr. Bernd Fleischmann, Vorsitzender des bayerischen Landesverbands der CSU-nahen WerteUnion, beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Thema Klimawandel.

Er hat den Stand der Forschung in einem 20-seitigen Papier zusammengefasst: Unter dem Titel „Fakten zu Klimawandel und Energiewende“ versetzt Fleischmann praktisch der gesamten Theorie vom menschengemachten Klimawandel den Todesstoß.

Die Epoch Times hatte Gelegenheit, Fleischmann per E-Mail ein paar Fragen zu stellen.

Herr Dr. Fleischmann, Sie haben vor Kurzem ein Papier über „Fakten zu Klimawandel und Energiewende“ vorgelegt. Es erfordert angesichts der politmedialen Großwetterlage einigen Mut, sich gegen die offizielle IPCC-Theorie zum „Klimawandel“ zu positionieren. Haben Sie schon Einladungen zu Talkshows, bei einer großen Zeitung oder bei einem großen Fernsehsender erhalten?

Bisher habe ich eine Einladung von „AUF1“ erhalten, aber noch nicht von weiteren Medien.

Sie positionieren sich mit Ihrer Analyse klar gegen einen der Grundpfeiler der gegenwärtigen westlichen Politik. Warum haben Sie keine Angst vor Repressalien?

Ich stehe am Ende meines Berufslebens, bin nicht auf Aufträge oder Almosen vom Staat angewiesen und habe einen „Fluchtpunkt“ außerhalb der EU.

Sie sind Mitglied der CDU/CSU-nahen WerteUnion, in Bayern sogar deren Landesvorsitzender. Wie kommt Ihr Engagement bei Bekannten beziehungsweise Parteikollegen aus der CSU an?

Ich bin kein CSU-Mitglied und auch in keiner anderen Partei Mitglied und weiß deshalb nicht, wie man da über mich denkt.

Die meisten Bekannten waren schon vor Corona konservativ und der veröffentlichten Meinung gegenüber kritisch. Sie wundern sich nicht darüber, dass sie auch beim Klimathema belogen wurden und finden mein Engagement gut. Es gibt ein paar, die zu faul oder denkfaul sind, um sich mit meinen Erkenntnissen auseinanderzusetzen, aber das ist nicht schlimm.

Sie sind ja nicht der Erste, der sich faktenbasiert gegen die Theorie vom menschengemachten Klimawandel und die damit einhergehenden Maßnahmen wehrt: Prof. Vahrenholt, Prof. Kirstein, Prof.  Lüdecke, Prof. Merbach, eine große Forschergruppe, die „World Climate Declaration“, um den Nobelpreisträger Prof. Ivar Giaever und viele andere argumentieren seit Jahren ähnlich wie sie. Wie erklären Sie sich, dass diese Kritiker so gut wie nie in den großen Medien auftauchen und stattdessen diffamiert werden, sogar in der „Tagesschau“?

Man muss sich nur ansehen, von wem die Kritik gegen Klimarealisten kommt. Die sogenannten „Faktenfinder“ im Staatsfernsehen sind von ihrer Ausbildung her gar nicht in der Lage zu entscheiden, welche Aussage stimmt und welche nicht.

Frau Carla Reveland, die den Artikel für die „Tagesschau“ geschrieben hat, hat Kulturjournalismus studiert – sicher nicht deshalb, weil sie eine große Zuneigung zu Physik und Mathematik empfindet. Die anderen „Faktenfinder“ sind ähnlich naturwissenschaftsfern. Sie zitieren gerne ideologisch verblendete Menschen oder Wissenschaftler, die keinen Job hätten, wenn sie nicht den „Einheitsbrei verkaufen“ würden.

Fast immer wird auch irgendein Konsens angeführt, als ob das ein relevantes Kriterium wäre. Nein, das ist es nicht, denn jeder wissenschaftliche Fortschritt entsteht wider den existierenden Konsens. Abgesehen davon gibt es den in der Klimawissenschaft nicht. Das ist eine Falschbehauptung.

In meinem Buch „Warum sich das Klima ändert und welche Katastrophe wirklich droht“ nehme ich dazu Stellung. Oder nehmen Sie diese Aussage aus dem IPCC-Bericht von 2013: „Eine Verdoppelung des CO₂-Gehalts führt mit 85 Prozent Wahrscheinlichkeit zu einer Temperaturerhöhung von 1 Grad Celsius bis 6 Grad Celsius.“ Das ist alles andere als Konsens. Es ist eher ein Zeichen von Nichtwissen.

In den „Basisfakten Klimawandel“ [PDF], die im Bericht der „Tagesschau“ verlinkt sind, stimmt deshalb nur Punkt 1: Er ist real. Klimawandel ist die Norm, nicht das Außergewöhnliche. Klimawandelleugner sind diejenigen, die behaupten, dass es keine kleine Eiszeit und die vorhergehenden Klimaschwankungen gab.

Für Toralf Staud, Fachjournalist des Portals „klimafakten.de“, fehlt es laut „Tagesschau“ Kritikern wie Ihnen an einer Grundvoraussetzung guter Wissenschaft, nämlich „gut abgesicherte Erkenntnisse der Wissenschaft vorweisen zu können, die in sogenannten peer-reviewten Fachzeitschriften publiziert worden sind.“ Was sagen Sie dazu?

Toralf Staud ist Journalist ohne naturwissenschaftliche Ausbildung und deshalb kein „Fachjournalist“. Er lebt von der Klimahysterie und ist nicht in der Lage, sich eine eigene Meinung zum Klimathema zu erarbeiten, weil er die wissenschaftliche Literatur vermutlich nicht versteht.

Alle meine wesentlichen Aussagen belege ich mit Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, wie Sie dem Buch entnehmen können. Dass allerdings „Peer-Review“ nicht immer ein Qualitätsmerkmal ist, dafür gibt es viele Beispiele. Zum Beispiel ist es ein 99,99-prozentiger Konsens, dass die Temperatur der Erde ohne Atmosphäre minus 18 Grad Celsius wäre. Das ist aber falsch, auch wenn es tausendfach peer-reviewed ist.

Dass die Chefwissenschaftler des PIK (Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, das einflussreichste Klimainstitut der Welt mit etwa 400 Mitarbeitern), Rahmstorf und Schellnhuber, in der ersten Veröffentlichung zu Kipppunkten (2008) fünf Kipppunkte hatten, die im Update 2019 (PDF) nicht auftauchten, ist ebenfalls ein trauriges Beispiel für die fehlende Objektivität von Peer-Review. Damit haben sie die Kipppunkte-Theorie, die von den meisten Klimawissenschaftlern nicht geteilt wird, außerdem selbst widerlegt.

Mit Wahrheit, Vernunft und Umweltschutz hat die Theorie vom menschengemachten Klimawandel Ihrer Ansicht nach nichts zu tun. Was steckt wirklich dahinter?

Windräder, Photovoltaik-Parks, Biosprit und Energiepflanzen-Plantagen sind große Umweltsünden. Daran zweifeln nur Ideologen und Profiteure. Und genau diese Menschen sind das Problem: Sie sind ideologisch verblendet oder profitieren von der Klimahysterie. Davon gibt es leider – dank staatlicher Dirigismen und Subventionen – viel zu viele.

Sollte das „Klima“ sich doch dahin gehend wandeln, dass die globale Durchschnittstemperatur mehr und mehr steigt, wäre es Ihrer Meinung nach überhaupt möglich, so etwas zu stoppen?

Was heißt „mehr und mehr“? Wärmer ist besser, fast immer und fast überall. Ich gehe davon aus, dass wir das Maximum der positiven Phase der Atlantischen Multidekaden-Oszillation überschritten haben und es in den nächsten 30 Jahren kälter wird. Global sind das nur ein paar zehntel Grad, aber in Mitteleuropa ist der Effekt größer und wir werden es spüren.

Das wissen vermutlich auch viele Alarmisten und drücken aufs Tempo für die unsinnigen Maßnahmen, weil sie wissen, dass ihnen in zehn Jahren die Gefolgschaft wegbrechen wird. Im Atlantikum – dem Klimaoptimum des Holozäns – war es außerhalb der Tropen zwei bis drei Grad Celsius wärmer als heute. In den Tropen verändert sich die Temperatur nicht so stark – von wegen „der globale Süden leidet am meisten“.

Jedenfalls sind wir seit 5.000 Jahren auf dem Weg der langsamen Abkühlung in die nächste Eiszeit. Die kleine Eiszeit, die vor 150 Jahren endete, war schon schlimm, die nächste große Eiszeit lässt sich leider nicht aufhalten, schon gar nicht, wenn wir den CO₂-Ausstoß stoppen, der die Zeit bis dahin etwas hinausschiebt.

CO₂-Neutralität ist also kein sinnvolles Ziel?

Wie schon erwähnt, wärmer ist besser. Außerdem wurde in einer neuen Veröffentlichung (https://www.mdpi.com/2073-4433/14/3/566) nachgewiesen, dass mit den in Paris beschlossenen Maßnahmen der CO₂-Ausstoß global um drei Prozent pro Dekade sinken wird.

Berücksichtigt man, dass die Ozeane und die Pflanzen umso mehr CO₂ aufnehmen, je höher der Gehalt in der Atmosphäre ist, erhält man als Ergebnis, dass der CO₂-Anstieg sich abbremsen wird und ab etwa 2080 sein Maximum erreicht, das nur etwa 15 Prozent höher ist als heute – entsprechend einem Anteil in der Atmosphäre von etwa 480 ppm oder 0,048 Prozent. Das wiederum bewirkt einen Temperaturanstieg von weniger als einem halben Grad Celsius, den wir aber erst in der nächsten positiven Phase der Atlantischen Multidekaden-Oszillation sehen werden – also gegen Ende dieses Jahrhunderts.

Natürliche Einflüsse wie Vulkanausbrüche, Veränderungen der Intensität der Sonnenstrahlung, des Sonnenmagnetfeldes und El Niños bewirken größere Temperaturänderungen.

Sehen Sie einen Weg, eine bessere „Energiewende“ zu schaffen als jene, die der Ampelregierung vorschwebt?

Ja, natürlich. Meine Meinung zu Windkraft, Photovoltaik und Energiepflanzen steht oben. Kernkraftwerke der neuesten Generation sind die Lösung und vielleicht auch irgendwann die Kernfusion.

Herr Dr. Fleischmann, vielen Dank für das Interview.

BVerfG anderer Meinung

Das Wort „Klima“ kommt im Artikel 20a des Grundgesetzes zwar nicht ausdrücklich vor, das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) entschied allerdings am 24. März 2021, dass Artikel 20a GG „den Staat zum Klimaschutz“ und zur „Herstellung von Klimaneutralität“ verpflichte. Dabei nehme „das relative Gewicht des Klimaschutzgebots in der Abwägung bei fortschreitendem Klimawandel weiter zu.“

Fleischmann hatte diesen Beschluss in seinem Text „Fakten zu Klimawandel und Energiewende“ ein „Skandalurteil“ genannt: Die Einschätzung des BVerfG sei ein „erschreckendes Beispiel dafür, was passiert, wenn man nichts weiß und den falschen Leuten glaubt“, nämlich den „wenigen Klimaalarmisten“, deren „teilweise absurde“ Annahmen „längst widerlegt“ seien.

Die Bundesregierung aber verschärfte das „Klimaschutzgesetz“: Das „Ziel der Treibhausgasneutralität“ wurde bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen demnach um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken.



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