Die USA und der Klimawandel: Statt „Panikmache“ nun „ernste Herausforderung“

In den USA hat sich ein bemerkenswerter Stimmungswandel vollzogen. Die drohende Klimakatastrophe wird nicht länger geleugnet. Das ist vor allem das Verdienst von Ex-Vizepräsident Al Gore und des kalifornischen Gouverneurs Schwarzenegger.
Von 2. Juni 2007

Längst hat in den USA ein Umdenken über die Gefahren der globalen Erwärmung begonnen. Selbst US-Präsident George W. Bush, einst erbitterter Gegner von Regulierungen, die «amerikanische Arbeitsplätze bedrohen» spricht inzwischen über den Klimawandel als «ernsthafte Herausforderung». Seine Sprecherin Dana Perino meinte sogar jüngst, «die Haltung des Weißen Hauses zum Klimawandel ist ein Modell für die Welt». Schließlich hätten die USA mit 29 Milliarden Dollar mehr für die Klimaforschung ausgegeben als der Rest der Welt.

In Wirklichkeit aber hat der größte Verursacher von Abgasen in der Welt, verantwortlich für rund 25 Prozent des CO2-Ausstoßes, eben erst begonnen, sich den internationalen Bemühungen gegen eine drohende Klimakatastrophe anzuschließen. Dabei hat die Bush-Regierung nach wie vor einen grundsätzlich anderen Ansatz als die Europäer. Washington setzt vor allem auf neue Technologien, alternative Kraftstoffe wie Biodiesel und den Bau effizienterer Fahrzeuge und weniger auf eine gesetzlich vorgeschrieben Reduzierung der gefährlichen Treibhausgase. Bush hat den USA ehrgeizige Ziele verschrieben: Bis 2017 soll der Treibstoffverbrauch um 20 Prozent gesenkt werden.

In Washington wird der von Menschen beeinflusste Klimawandel nicht mehr wie früher bezweifelt oder total geleugnet. Immer weniger Republikaner sprechen noch von «Panikmache», wenn es um Prognosen für den Klimawandel geht. Zu dem Stimmungswandel beigetragen hat sicher auch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs, in dem die Weigerung der US-Regierung massiv kritisiert wird, den Ausstoß von Treibhausgasen gesetzlich zu regeln.

Die US-Demokraten haben den Ernst des Problems schon lange erkannt. Ex-Vize-Präsident Al Gore erhielt für seinen ungewöhnlich erfolgreichen Umwelt-Dokumentarfilm «Eine unbequeme Wahrheit» nicht nur einen Oscar; seine Partei sieht inzwischen fast geschlossen dringenden Handlungsbedarf in der Umweltpolitik. Nachdem sie im November die Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus errangen, haben die Demokraten mehrere Gesetzesinitiativen eingebracht, die die USA beim Umweltschutz Europa näher rücken würden.

Vorreiter im Kampf gegen die Klimaerwärmung sind in den USA vor allem die Bundesstaaten. Insbesondere Kaliforniens republikanischer Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat mit Gesetzen über den Benzinverbrauch, neuen Standards für Neuwagen sowie mit massiver Förderung von Solaranlagen neue Maßstäbe gesetzt. Inzwischen haben laut einer Studie des «Pew Centers für Klimawandel» (Washington) 29 der 50 US-Staaten Aktionspläne gegen den Klimawandel und für die Erhöhung des Anteils von Energie aus erneuerbaren Quellen. Die Bundesstaaten treibt auch die Sorge, dass Landwirte und Industrie unter einem Klimawandel leiden würden. Manche Küstenregionen fürchten steigende Meeresspiegel.

Auch in der US-Wirtschaft hat sich die Haltung zu der globalen Erwärmung verändert. Während noch vor einigen Jahren gesetzliche Regulierungen und internationale Abkommen wie das Kyoto-Protokoll als Gift für Konjunktur und Wettbewerbsfähigkeit angeprangert wurden, setzen sich nun Konzerne für mehr Umweltschutz ein. Zum einen wollen sie international wettbewerbsfähig bleiben, zum anderen locken bei der Entwicklung neuer Technologien Subventionen aus Washington.

Das Thema Umweltschutz ist in den USA inzwischen in weiten Teilen der Gesellschaft populär: Die Überflutungen in New Orleans nach dem Hurrikan «Katrina» gaben den Amerikanern einen erschreckenden Vorgeschmack auf drohende Katastrophen. Heute engagieren sich zahlreiche Hollywood-Stars wie Sean Penn oder Sheryl Crow für den Kampf gegen Klimagefahren. Auch christliche Gruppen und die religiöse Rechte fordern als «Hüter der Schöpfung» mehr Umweltschutz. Und viele in den USA sehen alternative Energien auch als eine Chance, die Ölabhängigkeit von arabischen Staaten oder Venezuela zu verringern.



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