Die große Abzocke der großen Städte: London verlangt City-Maut + Abgasgebühren

Statt auf Fahrverbote setzen einige europäische Städte auf eine City-Maut, die in der Innstadt erhoben wird. Doch damit dies einen großen Effekt zeigt, braucht es einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr wie die Erfahrungen anderer Städte deutlich machen.
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Die "Wochentagsgebühr" in London, die City-Maut, wurde vom damaligen Bürgermeister von London, Ken Livingstone, am 17. Februar 2003. Anfangs kostete es 5 britische Pfund, um die die Stadt fahren zu können. Zehn Jahre später wurden 10 Pfund verlangt.Foto: Dan Kitwood/Getty Images
Von 28. Oktober 2019

Das sich in den Verkehrsraum in vielen Städten Deutschlands etwas ändern sollte, scheint vielen klar zu sein. Stau, Stop-and-Go-Verkehr, lange Parkplatzsuche, gefährliche Fahrradstrecken und eine eingeschränkte Luftqualität sprechen für sich. Doch wohin soll es gehen und mit welchen Methoden?

City-Maut senkte Autoverkehr um 20 Prozent

In London, Mailand, Stockholm oder Göteborg wird bereits eine Stadt-Maut fällig. In drei Städten werden die Kennzeichen der Fahrzeuge, wenn sie in eine entsprechende Zone hineinfahren, erfasst. Es gibt feste Zeitfenster, wo für den Aufenthalt in der Zone Gebühren erhoben werden. In London sind dies im Jahr 2019 von Montag bis Freitag zwischen 7 und 18 Uhr 11,50 Pfund (rund 13,50 Euro).

In Stockholm sind es zwischen 15 und 60 Kronen. Sie werden ebenfalls nur von Montag bis Freitag, allerdings von 6:30 Uhr bis 18:29 Uhr, erhoben.

In London muss vorab online gezahlt werden bzw. spätestens vor 0:00 Uhr nachgezahlt werden. In Stockholm wird monatlich vom Konto die entsprechende Summe, die im Vormonat durch die Fahrten im Stadtgebiet entstanden ist, abgebucht.

Für Stockholm führte die Einführung zu einem Rückgang des Autoverkehrs in den Hauptverkehrszeiten um 20 Prozent.

Innerhalb Londons ist der Autoverkehr in der Mautzone laut der Londoner Verkehrsbehörde um knapp ein Drittel gesunken. Das entspricht fast 80.000 Autos weniger pro Tag. Gleichzeitig sei die Zahl der Fahrradfahrer in der gleichen Zeit um etwa zwei Drittel gewachsen.

Ohne attraktives Nahverkehrssystem zeigt Stadt-Maut weniger Wirkung

Die Erfahrungen aus den Städten zeigen, dass dies nur funktioniert, wenn zum Zeitpunkt der Einführung einer City-Maut auch ein attraktives gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrssystem besteht.

In Göteborg ging zwar nach Einführung der City-Maut der Autoverkehr zu den Stoßzeiten zurück, allerdings viel weniger als in London oder Stockholm. Aussagen von Verkehrsexperten zufolge soll es an dem weniger attraktiven Nahverkehr in Göteborg gelegen haben.

Die Testphase der City-Maut in Stockholm überzeugte die Einwohner der Stadt. Erstaunlicherweise blieb auch nach Ende der Testphase der Autoverkehr in der Innenstadt zumindest niedriger als vorher. Es hat also tatsächlich anscheinend einen Aha-Effekt gegeben. Die Einwohner entschieden sich schließlich für eine dauerhafte Einführung der Stadt-Maut für Autos.

Einer der Mitentwickler des Stockholmer Mautsystems, Jonas Eliasson sagte in einem Interview mit der „Zeit“, dass es auf das auf die Stadt individuell zugeschnittene Maut-Modell mit den jeweilig angepassten Preisen ankommt. Zu dessen Erstellung wurden in Stockholm Computermodelle genutzt.

Es sei auch wichtig, dass das Hauptziel ein besser fließender Verkehr sein müsse und die Einnahmen nur ein netter Nebeneffekt wären, denn:

Wenn es der Politik nur um das Geld für Straßen und Brücken geht, sollte sie ein anderes Mittel wählen“.

Dafür empfiehlt Eliasson höhere Steuern. „Rund 10 bis 20 Prozent der Einnahmen der City-Maut gehen immerhin dafür drauf, die Gebühr zu erheben“, berichtet der schwedische Verkehrsexperte.

London führt zur City-Maut eine „Abgasgebühr“ ein

Die Einführung einer City-Maut kann aber auch nur der erste Schritt sein zu weiteren Gebühren – wie in London. Seit April dieses Jahres gibt es in London erste Stadtzonen, wo neben der City-Maut eine Abgasgebühr kassiert wird. Während die Maut nur werktags in einem bestimmten Zeitfenster erhoben wird, ist die Abgasgebühr hingegen rund um die Uhr fällig.

Das betrifft alle Dieselfahrzeuge, die nicht die Euro-6-Norm erfüllen und alle Benziner, die nicht Euro 4 erfüllen. Damit kommt ein älteres Fahrzeug, dass jetzt in die Londoner Innenstadt will nun umgerechnet auf stolze 28 Euro pro Tag an Maut plus Gebühr, die wie in Deutschland neben den üblichen Steuern wie Kraftfahrzeugsteuer, Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer fällig werden.



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