Desertec 3.0: Wasserstoff aus der Wüste soll die Energiewende retten

Derzeit stammen 40 Prozent des elektrischen Stromes aus erneuerbaren Quellen, dieser deckt jedoch nur 5 Prozent am Gesamtenergiebedarf Deutschlands ab. Ziel der Energiewende sind 50 Prozent erneuerbare Energie am Gesamtbedarf. Wasserstoff aus der Wüste soll nun die Energiewende retten.
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Billiger Solarstrom und Wasserstoff aus den Wüsten Nordafrikas sollen die deutsche Energiewende retten.Foto: iStock
Epoch Times7. August 2019

Sonne und Wind sollen das Wunder Energiewende vollbringen, momentan sind wir jedoch weit davon entfernt. Nach 20 Jahren Förderung stellen Windkraftanlagen und Solarzellen lediglich fünf Prozent der benötigten Energie zur Verfügung.

Im ersten Halbjahr 2018 speisten die Erneuerbaren Energien laut Fraunhofer ISE 112 TWh Strom in das deutsche Stromnetz ein. Der Anteil an der Bruttostromproduktion, also allem Strom, der in Deutschland produziert wird, einschließlich der Erzeugung zur Eigenverwendung durch die Industrie, lag bei 38 Prozent.

Gerechnet auf die Nettostromerzeugung und damit dem Strom, der tatsächlich ins Stromnetz eingespeist wird, betrug der Anteil sogar knapp über 40 Prozent – eine Zahl, die immer wieder von den Medien aufgegriffen wird und die positive Entwicklung der Energiewende unterstreichen soll.

40 Prozent Strom aus Erneuerbaren = 5 Prozent des gesamten Energiebedarfs

Doch der Strom aus der Steckdose deckt bei weitem nicht den gesamten Energiebedarf Deutschlands. Neben dem Strom aus der Steckdose (elektrische Energie) wird auch Energie in anderen Formen benötigt, beispielsweise als Fernwärme (thermische Energie) und als Kraftstoffe (chemisch gebundene Energie).

Wärmeenergie und Treibstoffe können die Erneuerbaren Energien nicht oder nur bedingt bereitstellen. Betrachtet man daher den grünen Strom bezogen auf den Gesamtenergiebedarf Deutschlands, sinkt der Anteil der Erneuerbaren auf fünf Prozent.

Erklärtes Ziel der Energiewende sind 50 Prozent erneuerbare Energie am Gesamtbedarf.

Das bedeutet jedoch, dass der Anteil von Sonne, Wind und Co mindestens verzehnfacht werden muss – und dass, selbst wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt, dieses Ziel nicht erreicht werden kann.

Wasserstoff aus der Wüste für das Gelingen der Energiewende

Bereits vor zehn Jahren begeisterte ein Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): „Desertec“ sollte in den Wüsten Nordafrikas äußerst günstigen Solarstrom bereitstellen und nach Westeuropa exportieren. Nach hohen Investitionen und der scheinbar fehlenden Dringlichkeit zogen sich viele Sponsoren zurück und es wurde still um das ambitionierte Projekt. „Desertec 2.0“ kümmerte sich deshalb um regionale Projekte zur Energieversorgung.

Inzwischen spricht die Welt jedoch schon von „Desertec 3.0“ und der Rückkehr zu den ursprünglichen Plänen, demnach soll günstiger Strom aus Afrika die europäische Energiewende mittels Wasserstoff retten.

Es gibt bereits Pilotanlagen in den Wüsten, die Solarstrom in Wasserstoff oder Methan umwandeln. Über Pipelines oder Tankschiffe könnte dieser direkt „auf den Weltmarkt gepumpt werden“, schreibt die Welt weiter. Der Transport von Wasserstoff sei günstiger als der von elektrischer Energie, die diskutierten Gleichstromtrassen zur Stromübertragung sind offenbar vom Tisch.

Wasserstoff hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber elektrischer Energie, man kann ihn speichern. Außerdem kann Wasserstoff sowohl zur Strom- und Wärmegewinnung sowie auf der Straße als Kraftstoff im Kfz-Bereich eingesetzt werden.

Was auf dem Papier gut klingt, hat in der Realität mindestens zwei Haken. Einerseits ist der Wirkungsgrad der Elektrolyse zur Gewinnung des Wasserstoffes relativ gering, sodass viel Energie verloren geht. Andererseits wird Wasserstoff in der Wüste mittels Solarenergie aus Wasser hergestellt. Sonne gibt es im Überfluss, aber Wasser ist in der Wüste ein Problem.

Kommt Frieden, kommt Strom

Schon in seinen Anfängen musste „Desertec“ gegen massiven Widerstand ankämpfen. So wirkte die französische Atomstrom-Lobby gegen das Projekt und auch deutsche Ökostrom-Produzenten sahen ihre Gewinne in Gefahr.

Zehn Jahre später kommt der Druck von andere Seite, denn Marokko, Algerien und Tunesien haben selbst Strom-Defizite und importieren Energie. Zudem ist die politische Lage in den nordafrikanischen Ländern durchaus angespannt.

Ein Kommentator schrieb dazu unter den Artikel der Welt: „Warum sollten wir uns freiwillig in ‚Geiselhaft‘ begeben? Analysieren Sie die Außenpolitik Marokkos und Sie werden feststellen, dass hier alles seinen Preis hat. Das wissen die Spanier nur zu gut. Von einer absoluten Abhängigkeit Europas würde Mohammed VI ja nur träumen.“

Natürlich könnte „Desertec“ für billigen Strom im Überschuss und etliche Arbeitsplätze in den Wüstenstaaten sorgen. Mit steigender Nachfrage würde aber mit Sicherheit auch der Strompreis steigen. Wie viel der Strom beziehungsweise der Wasserstoff aus der Wüste kosten soll, bleibt ungeklärt.

Das verpasste Wunder der Energiewende

Zahlreiche Studien belegen, dass eine Energiewende mit Sonne und Wind realistisch wäre, wenn sich der Gesamtenergiebedarf Deutschlands halbiert.

Die unabhängige Expertenkommission zum Monitoring der Energiewende stellte fest, dass dies keineswegs der Fall ist. Wie die Welt schreibt, heißt es in einem Bericht: „In den vergangenen zehn Jahren haben die Sektoren Industrie, Gewerbe und Verkehr nicht nur nichts gespart, sondern ihren Energieverbrauch sogar noch erhöht.“

Das Wunder der Energiewende – die Halbierung des Energiebedarfs – ist bisher nicht geschehen und bis heute stehen die Zeichen, dass es in den nächsten Jahren passiert, denkbar schlecht. Unmöglich ist die Energiewende nicht, aber mit den bisher angewandten Methoden kaum machbar. (ts)



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