Der Blick des sterbenden Wals
Paul Watson diente 1975 als Erster Offizier unter Kapitän John Cormack, um der sowjetischen Walfangflotte auf See gegenüberzutreten. Im Juni 1975 waren Robert Hunter und Paul Watson die ersten, die ihr Leben für das Beschützen von Walen aufs Spiel setzten. Watson positionierte sein Schlauchboot „Zodiac“ zwischen einem russischen Harpunenschiff und einigen wehrlosen Pottwalen.
Während dieser Konfrontation mit den russischen Walfängern tauchte ein von der Harpune getroffener, sterbender Pottwal vor Pauls kleinem Boot auf. Paul nahm in den Augen des sterbenden Wals einen Funken Verständnis wahr für das, was er zu tun versuchte. Er sah, wie der majestätische Riese seinen kolossalen Körper von seinem Boot wegdrehte, unter die Wellen tauchte und starb. Ein sekundenlanger Blick in die Augen des sterbenden Wals änderte sein Leben für immer. Er schwor, ein lebenslanger Verteidiger und Schützer der Wale und aller Meeresbewohner zu werden.
Seit damals kommandiert der Kanadier Paul Watson sein eigenes Schiff als Kapitän: die „Sea Shepherd“ (kürzlich auf „Steve Irwin“ umgetauft), das in seiner 1977 gegründeten Gesellschaft SSCS (Sea Shepherd Conservation Society) eingesetzt wird. Es ist eine internationale Non-ProfitOrganisation mit dem Ziel der Tier- und Pflanzenerhaltung auf See. Sie verfügt heute über eine drei Schiffe starke Flotte und ist schon für über 200 Einsätze in See gestochen, um ihrer eigens auferlegten Verpflichtung treu zu bleiben: der Beendigung der Zerstörung und Abschlachtung von Flora und Fauna in den Weltmeeren, um das Ökosystem und die Spezies zu erhalten und zu schützen.
Es folgt ein überarbeitetes Interview, das Giovanni Ebono im Radioprogramm „The Generator“ im australischem Radiosender Bay FM, Byron Bay, mit Paul Watson führte.
GE: Was ist das Besondere, das Sie an Walen so sehr fasziniert?
PW: Mein ganzes Leben habe ich mit dem Beschützen verschiedener Spezies verbracht. Ich war sechs Monate damit beschäftigt, Elefantenwilderern im Osten Afrikas hinterherzujagen, aber dann entschied ich mich eine Organisation zu gründen – nicht um zu protestieren, sondern um direkt einzugreifen und um internationale Artenschutzgesetze aufrechtzuerhalten. Und da es in diesem Bereich so viel zu tun gab, musste ich mich darauf beschränken und spezialisieren.
„Wir protestierten, aber es änderte sich nichts“
GE: Welche Kriterien und Erfahrungen brachten Sie mit, um so eine Organisation zu gründen?
PW: Ich war sowohl ein Mitbegründer von als auch ein Expeditionsleiter für Greenpeace. Ich kam an einen Punkt, an dem das Protestieren frustrierend für mich wurde: wir protestierten, aber es änderte sich nichts! Der Protest kam aus einer Art flehender Position: „Bitte, bitte, macht das nicht!“ Und dann sagte ich, na gut, diese Typen brechen das Gesetz, also gibt es keinen Grund für uns, uns unterwürfig zu verhalten, lasst uns einfach das Gesetz gegen sie vollstrecken. Und das ist der Grund, weshalb ich Sea Shepherd (SSCS) ins Leben rief, um das Gesetz zu vollziehen.
Und Kraft der UN Weltcharta für die Natur, die nichtstaatlichen Organisationen und Individuen erlaubt, die internationalen Abkommen aufrechtzuerhalten, sind wir ermächtigt einzugreifen. Das ist der Grund, warum ich in den letzten 25 Jahren berechtigt war, Robbenjagd, Walfang und illegales Fischen zu beenden, und warum ich Schiffe rammen oder versenken und Equipments für Millionen von Dollar konfiszieren durfte.: Alle diese Dinge wurden ja illegal benutzt. Deshalb wurde ich für diese Interventionen nie eines Verbrechens schuldig gesprochen. Wir protestieren nicht gegen etwas, mit dem wir nicht übereinstimmen, sondern wir beenden
GE: All diese internationalen Abkommen existieren wegen der Zusammenarbeit der Regierungen. Wie ist es möglich, dass Sie diese Autorität ausüben dürfen?
PW: Nun ja, die Weltcharta für die Natur erlaubt Individuen zu intervenieren. Das nehmen wir uns heraus und tun das. Das ist eigentlich alles, was wir tun. Es gibt keinen Grund warum australische und neuseeländische Schiffe nicht nach Süden fahren und die Japaner aus den antarktischen Walschutzgebieten hinauswerfen können sollten. Vor allem seitdem es australisches antarktisches Gebiet ist, haben sie jedes Recht dazu.
Aber das Problem mit den Regierungen ist, dass sie bei Handelsabkommen und Erwägungen
hinzugezogen werden. Das scheint der Hauptaspekt zu sein, weshalb Gesetz und Legalität hinter vereinbarten Geschäftsabschlüssen an zweiter Stelle stehen.
GE: Gibt es irgendeine Regierung, die Sie bei Ihren Aktionen unterstützt?
PW: Wir arbeiten eng mit der ecuadorianischen Regierung zusammen, um den illegalen Fischfang aufzudecken und wir haben die ganze Zeit über ein Boot bei den Galapagosinseln. Unser Boot patrouilliert mit freiwilligen Arbeitern von Sea Shepherd, Marinepersonal und Galapagos-Park-Rangern.
Wir arbeiten mit der Regierung von Kolumbien zusammen, um die Malpelo Insel zu beschützen. Wir versuchen so gut wie möglich mit den Regierungen zusammenzuarbeiten, aber es gibt sehr wenige, die wirklich die See, die Flora und Fauna beschützen möchten.
Auch die so genannten modernen Staaten wie Kanada erlauben Schleppnetzfang und damit Zerstörung von Lebensraum. Kanada ist ein gutes Beispiel: dort wurde die nördliche Kabeljaupopulation ausgelöscht und die kanadische Regierung behauptet bis heute steif und fest, dass es eine gesunde Population gäbe.
Also, wir haben wirklich eine Reihe von Ministerien und Ämtern für Fischerei, die von der Fischereiindustrie für sich eingenommen wurden – die geben den Ton an, nicht die Wissenschaftler.
GE: Die Geschichte der Menschheit war bis heute ziemlich destruktiv, welche Hoffnung haben Sie, dass das rückgängig gemacht werden kann?
„Alle Lebewesen sind voneinander abhängig“
PW: Ich glaube, indem wir alle unser Leben nach den drei Grundgesetzen der Ökologie leben. Das erste ist mit der Stärke eines Ökosystems zu leben – das hängt von einer Vielfalt von Dingen ab. Das zweite ist das Gesetz der Wechselbeziehung, es besagt, dass alle Lebewesen voneinander abhängig sind. Das dritte ist das Gesetz der begrenzten Ressourcen: es gibt eine Grenze für Wachstum und ein Limit dafür, wie viel Belastung tragbar ist.
Derzeit nimmt die Weltbevölkerung rapide zu, und wir beanspruchen die tragbare Auslastung nur für uns selbst. Wir reißen die Ressourcen, die andere Lebensformen nutzen könnten, an uns. Und andere Spezies müssen deshalb für uns von der Welt verschwinden. Wir gelangen zu einem Punkt, an dem wir zu weit gehen und das Gesetz der wechselseitigen Abhängigkeit seine Wirkung zeigt. Dann wird sich herausstellen, dass wir auf diesem Planeten nicht alleine leben können und dass wir von allen diesen anderen Lebewesen abhängig sind. Wenn wir als Spezies nicht lernen können, mit allen anderen Lebewesen in Harmonie zu leben, sind wir dem Untergang geweiht.
Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 52/08
Originalartikel (englisch): http://en.epochtimes.com/n2/australia/sea-shepherds-whales-8360.html
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