Bald kommt die Zeit der Rehkitze
Tierbabys sind süß. Und spätestens seit „Bambi“ rühren Rehkitze mit ihren sanften Augen, der Stupsnase und dem samtenen Fell die Herzen von großen und kleinen Tierfreunden. Jetzt im Frühjahr stoßen sicherlich wieder einige Spaziergänger auf junge Rehlein, die allein in einer Mulde in der Wiese oder am Feldrand liegen. Viele halten das einsame Kitz für verwaist und wollen es mit nach Hause nehmen. Doch Mitleid ist hier fehl am Platz, denn das Kleine ist nur scheinbar von der Mutter verlassen.
Der beste Schutz ist das Alleinlassen
Die Jungen werden in der Zeit von Anfang Mai bis Mitte Juni gesetzt. Meistens sind es ein bis zwei Kitze, sehr selten drei. Zunächst werden sie die meiste Zeit von der Rehmutter, der so genannten Ricke, „abgelegt“, beispielsweise in einer Wiese, im Getreide oder auch im Wald oder in Hecken. „Das Alleinlassen der Kitze ist ein Schutz für die Tiere“, erklärt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung: „Die Ricken bleiben täglich zum Säugen nur bis zu 35 Minuten bei ihren Jungen. So verhindern sie, dass potenzielle Feinde auf die Jungtiere aufmerksam werden.“ Auch die Tarnzeichnung des Fells in den ersten Lebenswochen sichert häufig ihr Überleben. Zusätzlich schützt der „Drückinstinkt“ das kleine Reh: Droht irgendeine Art von Gefahr, drückt es sich fest auf den Boden und bleibt bewegungslos liegen. Etwa ein bis zwei Wochen bleibt das Rehkitz nach der Geburt im hohen Gras. Dann überwiegt der Flucht- vor dem Druckinstinkt.
Falsch verstandene Tierliebe schadet nur
Wer also solch ein Bambi entdeckt, sollte es auf keinen Fall anfassen, sondern ruhig liegen lassen. Darum bittet die Deutsche Wildtier Stiftung eindringlich alle Spaziergänger. Denn eine große Gefahr für die Jungtiere sind die Menschen, die sich ohne böse Absicht in den ganz normalen und natürlichen Ablauf der Natur einmischen. Nur die Beobachtung aus größerer Entfernung mit dem Fernglas garantiert, dass Ricke und Kitz nicht gestört werden. Wenn nach längerem Beobachten der Verdacht entsteht, dass das Jungtier tatsächlich verwaist ist, sollten die zuständigen Jäger, die Försterei oder auch die Polizei informiert werden. Sie organisieren die nächsten Schritte.
Tod durch Mähmaschinen
Ihr Drückinstinkt führt leider auch immer wieder dazu, dass die abgelegten Rehkitze Opfer von Mähmaschinen werden. Da sie nicht weglaufen und nur schlecht vom Fahrer zu erkennen sind, sterben viele Jungtiere im Mähwerk der Maschinen. Dagegen kann man zwei Dinge unternehmen. Am Vorabend der Mahd (nicht eher, da sonst der Gewöhnungseffekt eintritt) werden zum Beispiel Plastiktüten auf Pfählen in die Wiese gestellt. Der Ricke ist das unheimlich und sie legt ihre Jungen an einer anderen Stelle ab. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Wiese unmittelbar vor dem Mähen mit Vorstehhunden abzusuchen. Diese speziell gezüchteten Hunde zeigen gefundenes Wild durch abruptes Stehenbleiben, eben dem „Vorstehen“, an. Da Rehkitze sehr wenig Witterung beziehungsweise Geruch abgeben, müssen die Hunde sehr gut für die Arbeit ausgebildet sein. (djd/pt)
Unter www.DeutscheWildtierStiftung.de ist der kostenlose Praxisratgeber „Stoppt den Mähtod“ erhältlich. Er gibt Landwirten, Jägern, Natur- und Artenschützern weitere Tipps.
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