Azubis lernen urbanes Gärtnern, „Urban Gardening“ genannt

Epoch Times20. Februar 2012

Der „Prinzessinnengarten“ am Moritzplatz im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist schon zu einer vielbestaunten und beliebten Institution geworden. Urbanes Gärtnern, auch „Urban Gardening“ genannt, verlockt zum Mitmachen und das ist es auch, was Robert Shaw und Marco Clausen hier erreichen wollten, seitdem sie im Mai 2009 begonnen haben mit dem urbanen Gärtnern. Woran sich die ältere Generation noch erinnert, dass man in den knappen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg jedes Stückchen Land als Garten in der Innenstadt mit Nutzpflanzen bebaute, das kehrt nun als neue Errungenschaft zurück.

Der Prinzessinnengarten wurde ein lebendiger Ort, der neben der biologischen auch eine soziale und kulturelle Vielfalt fördert. Urbanes Gärtnern ist ein Ort, an dem Gemüse lokal und in Bioqualität wächst. Ein Garten eigener Art – gepflegt und gemeinsam bewirtschaftet von Anwohnern und Unterstützern. Kinder und Jugendliche können erleben, wie Nahrung heranwächst. Bei „Urban Gardening“ kann jeder sehen, schmecken, riechen, berühren und kaufen, was später auf dem Teller liegt.

Wissenschaft und Eigeninitiative

Immer mehr Bürger machen ihr Umfeld in Eigenregie grüner. In Berlin fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) nun mit rund 190.000 Euro den Aufbau eines Netzwerks, das den Wissensaustausch zwischen Fachleuten regionaler Garten- und Landwirtschaftsbetriebe sowie Berufsschülern und Berufsschullehrern durch gemeinsame Projektarbeit fördern soll. Die wissenschaftliche Begleitung wie die Evaluierung des Projekts „Urbanes Gärtnern“ liegt in den Händen der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät (LGF) der Humboldt-Universität zu Berlin.

Insgesamt zwölf Berufsschulklassen und 30 Lehrer der Kreuzberger Peter-Lenné-Schule sowie 330 Mitglieder von „Urban Gardening“-Projekten und über 500 Fachleute wollen fünf verschiedene Begrünungsprojekte bis 2014 modellhaft umsetzen und somit einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung durch „Urban Gardening“ leisten. Im praktischen Miteinander und durch das Einbinden städtischer Hobbygärtner lernen die Auszubildenden, wie sich Brachflächen nachhaltig begrünen lassen. Speziell konzipierte Schulungen „Urbanes Gärtnern“ sollen den Azubis berufliche Zusatzqualifikationen vermitteln und eine Karriere in der „Grünen Branche“ attraktiver machen. Die LGF erstellt eine Wissenslandkarte zum Urban Gardening in Berlin und verbindet die einzelnen Lerneinheiten zu einem integrierten Konzept.

Nachbarschaft beleben

„Die Urban Gardening-Bewegung ist gelebte Integration: Menschen unterschiedlicher Sozialisierung, Kulturen und Bildung verbindet das gemeinsame Interesse am Gärtnern in seinen verschiedensten Formen“, unterstreicht Dr. Thomas Aenis, Leiter des Lehr- und Forschungsgebiets Beratung und Fachdidaktik an der LGF. „Gerade in Berlin wächst das Interesse am städtischen Gärtnern rapide und gleichzeitig nimmt das Interesse an grünen Berufen ebenso rapide ab. Wir versuchen, beides zu verbinden.“

Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof soll im Rahmen des Projekts zusammen mit Anwohnern, Nachbarn und Aktionsgruppen eine 5.000 Quadratmeter große Brache in einen Nutzgarten verwandelt werden. Dort können Bürger aus der Nachbarschaft einen Teil ihrer Lebensmittel künftig durch „Urbanes Gärtnern“ selbst anbauen.

Der Kompost in der Innenstadt

In den „Prinzessinnengärten“ in Kreuzberg untersuchen die Auszubildenden, wie sich die städtische Bodenqualität durch den Einsatz von Biomasse verbessern lässt. Zusammen mit der Nachbarschaft soll ein Kompostsammelsystem entwickelt werden, das in Privathaushalten und Schulen sowie im Kleingewerbe eingesetzt werden kann.

Schüler der Peter-Lenné-Schule werden modellhaft für den Gemeinschaftsgarten auf dem Tempelhofer Feld und den Prinzessinnengarten ein Beratungs- und Umsetzungskonzept zum Wassermanagement auf Stadtbrachen urbanes Gärtnern entwickeln und umsetzen.

Auf der innerstädtischen Agrarfläche des Biolandbetriebes Wendelin können die Auszubildenden und interessierte Familien lernen, wie sich Biogemüse in Stadtgebieten anbauen lässt.

Am Standort der Bildungsstätte Lasker Höfe soll eine artenreiche Wildobst-Gehölzecke nach dem Projekt „Urbanes Gärtnern“ bzw.  „Urban Gardening“ angelegt und von Anwohnern und jungen Leuten aus benachbarten Jugendclubs langfristig gepflegt werden.  (idw / rls)

 



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