Alte Form des Ackerbau ohne Feuer entdeckt
Bis zur Ankunft der Europäer vor ca. 500 Jahren soll der Ackerbau in den Savannen des Küstenbereich von Französisch-Guyana an saisonale Überflutungen angepasst gewesen sein. Diese Art Ackerbau soll das Potential haben, auch in Zukunft die Versorgung der Bevölkerung in diesem Gebiet zu sichern.
Laut einer neuen Studie der englischen Universität Exeter sollen Eingeborene, die vor 800 Jahren in den riesigen Savannen lebten, ihr Land nachhaltiger bestellt und dabei kein Feuer zur Brandrodung und Düngung verwendet haben.
„Wenn in dieser Region die traditionellen Bewirtschaftungsmethoden wieder eingeführt würden, könnte das natürliche Ökosystem noch gerettet werden, das durch Brandrodung, industrielle Landwirtschaft und Viehzucht unaufhaltsam zerstört wird“, erwähnten die Forscher in ihrer Studie, die online in the Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde.
Durch die Untersuchung von Holzkohlestücken, Pollen und Pflanzenresten aus einem Bohrkern, der Sedimentablagerungen von 2150 Jahren enthielt, war das internationale Team in der Lage, die Veränderungen bei der Bodennutzung im Küstenbereich von Französisch-Guayana nach der Ankunft von Kolumbus im Jahr 1492 zu erforschen. Damals hatte die Ankunft der Europäer und die damit verbundene Einschleppung von Krankheiten zur Dezimierung der indigenen Bevölkerung geführt.
„Der Bohrkern enthüllte uns, dass diese besondere Region der Küsten-Savanne von Französisch-Guayana von 200 v. Chr. bis 1200 n. Chr. überflutet war. Dann wurde sie von präkolumbianischen Bauern zu einer Agrarlandschaft mit angehobenen Feldstreifen umgestaltet, aber um ca. 1540 infolge der Besetzung der Europäer aufgegeben“, erklärte der leitende Forscher Dr. José Iriarte von der Universität Exeter.
In die mit Holzwerkzeugen angehäuften Erdhügel setzten die Bauern ihre Nutzpflanzen. Die erhöhten Flächen ermöglichten den Bauern zudem einen leichteren Zugang zu ihren Feldern sowie eine bessere Drainage und Belüftung des Ackers und dadurch eine erhöhte Fruchtbarkeit.
Die Drainage verlief entlang der Erdhügel und könnte für Fisch- und Schildkrötenzucht benutzt worden sein. Der Bodensatz, der sich in den Drainagekanälen ansammelte, hätte als Dünger Verwendung finden können.
Das erhöhte Feldsystem hatte auch einen Eindämmungseffekt auf die jahreszeitlich bedingten Feuer in dieser brandgefährdeten Region. Das war von Vorteil, da das Feuer Nährstoffe und organische Materie im Boden zerstört.
In den Jahren, die auf die Eroberung durch die Europäer im Jahr 1540 folgten, ging durch die Ausrottung der indigenen Bevölkerung diese Art des Ackerbau verloren. Die Untersuchungen der Forscher ergaben, dass später die überfluteten Gebiete durch Kanäle entwässert wurden und die Kolonialbauern eine andere Form der Agrarkultur betrieben. Hierdurch kam es zu einem signifikanten Anstieg der Brände.
Was diese Studie ergab, widerspricht genau den heutigen Zuständen in den mehr tropischen Regionen des Amazonaswaldes. Bisherige Untersuchungen zeigten, dass die Bauern überall Feuer zur Gewinnung von Ackerland nutzten, wodurch der Boden mit Holzkohle angereichert wurde.
„Im Gegensatz zu unseren Ergebnissen, die eine eingeschränkte Nutzung von Feuer in der prä-kolumbianischen Zeit und einen dramatischen Anstieg von Bränden in der Zeit nach der Ankunft der Europäer bestätigen, zeigen 90 Prozent der Aufzeichnungen in den tropischen Wäldern Amerikas im Jahrtausend vor und nach 1540 einen umgekehrten Trend“, betonte Iriarte.
„In diesen unterschiedlichen Gebieten wurden ganz unterschiedliche Techniken zur Landnutzung angewandt. In den tropischen Gebieten praktizierten die prä-kolumbianischen Bauern die Brandrodung zur Ackergewinnung (wodurch eine Menge Holzkohle im Boden und den Sedimenten der Seen verblieb), eine Praktik, die nach der Eroberung durch die Europäer zusammen mit den Bauern verschwand.“
Früher nahmen Forscher an, dass auch in den Savannengebieten regelmäßig Feuer eingesetzt wurde, um das Land zu bewirtschaften.
„Man vermutete, dass alle tropischen Savannen in prä-kolumbianischen Zeiten regelmäßigen Brandrodungen ausgesetzt wurden“, bemerkte Iriarte. „Jetzt wissen wir, dass das nicht der Fall war … Und es folgen weitere Überraschungen. Das Amazonasgebiet ist eine riesige, vielfältige Region mit einer langen Geschichte menschlichen Wirkens.“
Iriarte ergänzte, dass die Hochbeete – die in dieser Gegend nicht mehr angelegt werden – von Oxfam und Fundacion Kenneth Lee in den Niederungen Boliviens mit vielversprechenden Resultaten eingeführt wurden.
„Diese uralte, lang erprobte, feuerlose Landnutzung könnte uns den Weg aufzeigen zur Einführung eines Ackerbaus mit Hochbeeten in den ländlichen Gebieten des Amazonasgebietes“, schrieb Iriarte in einer Pressenachricht.
Intensive Landnutzung durch Ackererhöhung kann eine Alternative zur Brandrodung des tropischen Regenwaldes werden, die das durch die Entwaldung zerstörte Savannen-Ökosystem wieder aufbaut. Die CO2-Emissionen können eingedämmt und gleichzeitig ausreichend Lebensmittel für die schutzloseste und ärmste Bevölkerung gewährleisten.
Original-Artikel auf Englisch: Indigenous People Farmed the Amazon Without Fire
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion