Rasant im Trend: Emoji – Zeichen statt Worte auf dem Vormarsch

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Besonders beliebt seien Emojis, die glückliche Gesichter zeigen, wie der App-Entwickler Swiftkey herausfand.Foto: Britta Pedersen/dpa
Epoch Times24. August 2015
Lachen Fußball Deutschlandfahne Sieben Eins Brasilienfahne Feuerwerk Lachen.

Was ausgeschrieben wie Kauderwelsch aussieht, ergibt übersetzt in sogenannte Emojis mehr Sinn – mit diesen Symbolen könnte man das sensationelle Ergebnis im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 kommunizieren.

Die kleinen Bildchen nutzen viele, die über Apps wie WhatsApp, iMessage, Instagram oder Twitter Nachrichten verschicken. Mittlerweile sind die kleinen Symbole so präsent, dass große Unternehmen auf den Trend aufspringen.

Besonders beliebt seien Emojis, die glückliche Gesichter zeigen, wie der App-Entwickler Swiftkey herausfand. Nutzer, die Swiftkeys Tastur-App installiert hatten, tippten besonders häufig diese lächelnden oder lachenden Emojis ein.

Dahinter folgen traurige Gesichter und an dritter Stelle alles, was zur Kategorie Herzchen gehört. Die Seite emojitracker.com verfolgt in Echtzeit die Nutzung von Emoji auf Twitter – Nummer eins ist der Tränen lachende Smiley.

Der ursprüngliche Emoji-Satz kommt aus dem asiatischen Raum. Im Herbst 2010 nahm das Unicode-Konsortium die kleinen Bildchen in seine international genormte Zeichen-Palette auf. Seitdem können weltweit Nutzer Tränenlach-Smileys, rote Herzen oder kleine Schweinchen verschicken und empfangen.

Doch einige Symbole werden hierzulande ganz anders verwendet, als sie ursprünglich gedacht waren. Der Smiley mit enormer Blase vor der Nase steht eigentlich nicht für eine Erkältung, sondern für Schlafen – das Symbol stammt aus japanischen Comics. Die Frau, die ihre Hand neben ihrem Kopf anwinkelt, steht für Servicepersonal. Und die Aubergine wird gerne als Geschlechtsteil-Symbol verwendet.

So viel Potenzial für Missverständnisse – führen Emojis also dazu, dass wir uns falsch verstehen? „Bei den Emojis gibt es kein richtig oder falsch“, sagt Anatol Stefanowitsch, Sprachwissenschaftler an der Freien Universität Berlin. Er untersucht Emojis in der öffentlichen Kommunikation, zum Beispiel bei Twitter und Facebook. Der Stinkefinger ist eindeutig – das Schwein könnte man aber als Beleidigung oder als Glücksschwein lesen.

Mit Personen, die man gut kenne, könne man sogar ganze Gespräche in Emojis führen, „solange es sehr einfache und vorhersehbare Dinge sind“, sagt der Sprachwissenschaftler. Bei dem Versuch, mit seiner Partnerin eine Woche lang nur über die Bilder zu kommunizieren, sei es aber durchaus zu Missverständnissen gekommen. „Man kann versuchen, mit Emojis ganze Sätze darzustellen, aber man stößt sehr schnell an mindestens zwei Grenzen“, sagt Stefanowitsch. Erstens sei es schwer, über Abstraktes wie Uhrzeiten zu sprechen. Zweitens gebe es in einem Satz aus Emojis keine Grammatik.

Nuro Ovüc sieht einen weiteren Haken. Die Emoji sind seiner Meinung nach zu süß, sie seien eher „für Kiddies von 7 bis 13 gemacht“, sagt der Mitarbeiter der Hochschule für Künste in Bremen. Deswegen hat er mit Studenten eigene Symbole entwickelt, die auch negative Gefühle wiedergeben. Für die Studenten-Emoji braucht man allerdings zusätzliche Apps auf dem Smartphone. Die Emoji in Unicode werden nur schrittweise erweitert. Kürzlich beispielsweise kamen Gesichter mit verschiedenen Hautfarben dazu sowie ein Stinkefinger. Die niedliche Anmutung der kleinen Gesichter und Symbole aber bleibt.

Emoji halten auch Einzug in die Popkultur. Disney erzählt auf seinem YouTube-Kanal Filme im Emoji-Stil, ganze Songtexte werden mit den Bildchen nachgespielt. Die Automarke Chevrolet verschickte jüngst eine komplette Pressemitteilung in Emoji. Selbst der Literaturklassiker „Moby Dick“ wurde in Emoji übersetzt, finanziert per Crowdfunding. Sony Pictures Animation will demnächst sogar einen Kinofilm über oder mit Emojis produzieren – wie das genau aussehen soll, ist noch unklar.

Und auch praktische Anwendungen könnten die kleinen Symbole demnächst haben: Eine britische Sicherheitsfirma überlegt, statt Zahlen Emojis für Passwörter zu verwenden. Mit über 1200 Zeichen gibt es deutlich mehr Kombinationen als mit den Zahlen 0 bis 9, das soll die Passwörter sicherer machen. Außerdem könne man sich Geschichten mit den Zeichen einprägen, was einfacher ist als bei einer losen Zahlenfolge. Nicht nur Fußballfans hätten schnell eine gut eingeprägte Passwort-Geschichte zusammen.

(dpa)


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