Microsoft: Mit Treuhänder-Konzept «deutsche Cloud» etablieren

Microsoft kündigt eine "deutsche Cloud" an, die von T-Systems (Telekom) als Treuhändler überwacht und kontrolliert werden soll. Seit der NSA-Affäre verstärken sich die Vorbehalte gegenüber digitalen Diensten in der Cloud immer mehr.
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Das Rechenzentrum der Deutschen Telekom AG in Biere (Sachsen-Anhalt).Foto: Jens Wolf/dpa
Epoch Times11. November 2015

Am Mittwoch kündigte Microsoft-Chef Satya Nadella eine „deutsche Cloud“ an, die von der Telekom-Tochter T-Systems als Treuhänder überwacht und kontrolliert wird. Dafür werden künftig zwei Rechenzentren in Frankfurt am Main und bei Magdeburg betrieben. Microsoft selbst will dabei keinerlei Zugriff auf die Daten haben.

Mit diesem Modell entzieht sich der Softwarekonzern selbst dem Zugriff der US-Behörden, nachdem man zuvor mit der US-Justiz schlechte Erfahrungen gemacht hat. In New York kämpft Microsoft seit rund zwei Jahren gegen die Forderung der Regierung auf Herausgabe von Kundendaten aus einem Rechenzentrum in Dublin.

Dabei geht es um die E-Mails eines Microsoft-Kunden, gegen den wegen Drogenschmuggels ermittelt wird. Die Entscheidung hat aber grundsätzlichere Bedeutung für Angebote von US-Unternehmen in Europa und anderen Ländern. Rückendeckung bekommt Microsoft in dem Verfahren unterdessen auch von anderen amerikanischen IT-Unternehmen wie Cisco und Apple.

Die neuen deutschen Server-Standorte und die Installation des Datentreuhänders sollen nun den Weg ebnen, den Ansprüchen der Kunden hierzulande in einem wichtigen Punkt entgegenzukommen und trotzdem sich nicht technisch vom Rest der Welt abzukoppeln. Ohne Zustimmung des Datentreuhänders oder des Kunden hat Microsoft keinerlei Zugang zu den Kundendaten.

Die Telekom unterliegt deutschem Recht – und damit auch die Cloud

Das gewährte Datenschutzniveau werde damit den Anforderungen deutscher Unternehmen und vieler Kunden aus dem öffentlichen Sektor genügen, versprach Anette Bronder von T-Systems. Als deutsches Unternehmen unterliegt die Telekom der deutschen Rechtsordnung.

Die Daten sollen über sichere Leitungen zwischen den beiden Zentren und den Kunden ausgetauscht werden können. Über die Plattform stehen zunächst die Dienste Azure, Office 365 und Dynamics CRM Online zur Verfügung. Ein entsprechendes Angebot für Privatnutzer plant Microsoft vorerst nicht.

Microsoft will Sicherheit, Kontrolle über eigene Privatsphäre, Transparenz und Beachtung nationaler Standards bieten

Microsoft-Chef Nadella, der für die Ankündigung eigens nach Berlin gekommen war, sagte, Microsoft wolle vier Verpflichtungen eingehen. Man werde Sicherheit, die Kontrolle über die eigene Privatsphäre, Transparenz und die Beachtung nationaler Standards gewährleisten.

„Microsoft ist das weltweit erste Unternehmen, der dieses Modell anbietet.“ Bisher betreibe der Softwarekonzern hundert Datenzentren in 40 Ländern. In Europa unterhält Microsoft Datenzentren in Irland und den Niederlanden. Das neue Modell könne künftig auch Beispiel für weitere Angebote werden, sagte Nadella.

Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, begrüßte die Ankündigung ausdrücklich, wohl auch, weil Microsoft einen Standort in seinem Bundesland ausgesucht hatte. „Die Digitalisierung ist eine Schlüsselfrage für den Standort Deutschland“, sagte der CDU-Politiker. Sie eröffne nicht nur Großunternehmen, sondern auch Mittelständlern „enorme wirtschaftliche Potenziale“. Der Serverstandort in Biere sei zudem auch eine „Bestätigung für das IT-Cluster Magdeburg.

Daten rechtssicher aufbewahren ist kompliziert

Dem jüngsten „Cloud Monitor“ des Branchenverbands Bitkom zufolge erwarten 83 Prozent aller deutschen Unternehmen, dass ihr Cloud-Anbieter seine Rechenzentren ausschließlich in Deutschland betreibt. Anders als etwa Microsoft-Konkurrent Amazon AWS, der ebenfalls Server in Deutschland betreibt, geht Microsoft mit dem Treuhänder-Konzept jedoch noch einen Schritt weiter.

Viele Kunden fragten nach Lösungen, mit denen sie ihre Daten rechtssicher im deutschen Raum verwalten könnten, sagte Stefan Frühauf, Technikchef bei PwC Europe. Auch Wincor Nixdorf registriert eine rege Nachfrage nach entsprechenden Lösungen unter seinen Kunden aus Handel und Bankwesen. Der Geldautomaten-Hersteller zählt neben PwC Europe, Siemens Healthcare und der Axel Springer SE zu den ersten Kunden des neuen Programms. (dpa/ks)



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