Künstliche Intelligenz kann „Sucht erzeugen“ und „Menschheit versklaven“

Auf dem Pressefest des Magazins „The Atlantic“ hat Mira Murati, die Technologiechefin von OpenAI, vor dem Potenzial von Künstlicher Intelligenz gewarnt. KI könne falsch ausgestaltet Sucht erzeugen und auf diese Weise „die Menschheit versklaven“.
Das Logo von OpenAI, dem Hersteller von ChatGPT: Die Künstliche Intelligenz wird von den Menschen in Deutschland als wichtigste digitale Zukunftstechnologie gesehen.
Das Logo von OpenAI, dem Hersteller von ChatGPT: Die Künstliche Intelligenz wird von den Menschen in Deutschland als wichtigste digitale Zukunftstechnologie gesehen.Foto: Richard Drew/AP/dpa
Von 2. Oktober 2023

Ende der Vorwoche hatte das Magazin „The Atlantic“ in Washington, D. C. sein zweitägiges Pressefest mit namhaften Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abgehalten. Eine Gesprächspartnerin war dabei die Technologiechefin (CTO) von OpenAI, Mira Murati. Mit dem KI-gesteuerten Kommunikationstool ChatGPT hatte der Konzern seit dessen Veröffentlichung im November 2022 für Furore gesorgt. Der Unternehmenswert könnte dem „Wall Street Journal“ zufolge schon bald auf 90 Milliarden US-Dollar steigen.

OpenAI-CTO geht auf bekannte Bedenken zu KI ein

Mit der Fähigkeit, wie ein Mensch zu kommunizieren und in Sekundenschnelle komplexe Fragen zu allen möglichen Themenbereichen zu beantworten, hat ChatGPT einen regelrechten Hype ausgelöst. In nur fünf Tagen war es ChatGPT gelungen, die Zahl von einer Million Nutzer zu überwinden.

Der schnelle und durchschlagende Erfolg hat auch Bedenken hervorgerufen, und auf einige davon ging Murati in ihren Ausführungen am Donnerstag, 28. September, ein. Künstliche Intelligenz, so die Tech-Chefin, könne theoretisch immer zu einer existenziellen Bedrohung werden. Deshalb hatte beispielsweise auch der CEO von OpenAI, Sam Altman, eine weltweite Regulierung von KI vorgeschlagen.

CTO Murati sprach aber noch einen anderen, in der Debatte bislang wenig beachteten Aspekt an. KI, so die in Albanien geborene Spitzenmanagerin, könne auch „extrem abhängig“ machen. Das Suchtpotenzial, das künstlicher Intelligenz innewohne, könne dazu führen, dass die Menschheit „versklavt“ werde.

OpenAI müsse selbst „entdecken, lernen und erforschen“

Das Risiko liege in diesem Zusammenhang in der Fähigkeit der Technologie, die Vorlieben und Interessen der Nutzer zu ermitteln. Dies könne den Suchtfaktor noch stärker beflügeln als bereits bestehende Technologien wie soziale Medien und Computerspiele. Wörtlich erklärte Murati:

Mit der Fähigkeit und dieser verbesserten Fähigkeit kommt die Kehrseite, nämlich die Möglichkeit, dass wir sie falsch gestalten und sie extrem süchtig machen und wir sozusagen versklavt werden.“

Deshalb müssten Forscher die Reaktion von Menschen auf solche Technologien studieren, um potenzielle Risiken zu minimieren. Dabei müsse auch OpenAI selbst „entdecken, lernen und erforschen“. Es sei ein beträchtliches Risiko, solche Technologien zu entwickeln. Sie falsch zu gestalten, würde das Leben nicht verbessern, sondern neue Gefahren schaffen:

Ich betrachte das Ganze als eine Art Kompromiss: Wie viel Wert bietet diese Technologie in der realen Welt und wie sehr mindern wir die Risiken.“

Murati: „Wir müssen Auswirkungen der KI auf die Arbeitswelt im Auge behalten“

Im Auge behalten müsse man zudem die Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt. Die Managerin meinte dazu:

Wie bei jeder großen Revolution werden viele Arbeitsplätze verloren gehen – wahrscheinlich werden die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt größer sein als bei jeder anderen Revolution.“

Murati verweist auf eine vom Anfang des Jahres stammende Studie von Goldman Sachs, der zufolge weltweit bis zu 300 Millionen Menschen durch Automatisierung ihre Arbeit verlieren könnten.

CEO Sam Altman sieht diesbezüglich weniger Schwarz. Bei einem Vortrag in München erklärte er Ende Mai, KI werde „die meisten Berufe produktiver machen“. Bessere Algorithmen würden das Leben verbessern, erklärte der OpenAI-Chef. In zehn Jahren würde „die große Mehrheit der Berufe, welche KI einsetzen, besser sein als heute und die Menschheit insgesamt produktiver sein“.

Auch ChatGPT kocht nur mit Wasser

Mittlerweile scheinen Krisenszenarien rund um KI realistischeren Betrachtungsweisen zu weichen. ChatGPT entwickelt neue Features und Fähigkeit, gleichzeitig sieht sich das OpenAI-Projekt einer immer größeren Konkurrenz ausgesetzt. Mittlerweile gibt es kaum ein globales Tech-Unternehmen, das nicht an eigenen KI-Projekten mit ähnlicher Stoßrichtung arbeiten würde.

Gleichzeitig hat sich die dynamische Entwicklung des Interesses an dem Bot etwas abgeflacht, im Sommer waren rückläufige Nutzerzahlen zu beobachten. Dazu kommen die Schwächen, die alle bislang entwickelten KI-Modelle vor allem dort zeigen, wo spezielle Anfragen auf wenig Datenmaterial stoßen. Diese zeigen auf, dass es wohl noch einige Zeit dauern dürfte, bis ein KI-Bot so omnipotent werden könnte, dass er sich eigenständig zum Herrscher über die Menschheit aufschwingen könnte.



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