Gezeitenströmungs-kraftwerke
Die meisten derzeit bekannten erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Wind, Solar, Wellenenergie und Biomasse nutzen direkt oder indirekt die Sonneneinstrahlung und verwandeln diese in elektrische Energie. Damit sind längst nicht alle verfügbaren erneuerbaren Energiequellen ausgeschöpft: Die Anziehungskraft des Mondes und die Rotation des Mondes um die Erde erzeugt Gezeiten, die sich zur Energiegewinnung nutzen lassen.
Seit den 60er Jahren kennt man Gezeitenkraftwerke, die periodisch in Meeresbusen hinein fließende Wassermassen aufstauen und damit bei Ebbe eine konventionelle Wasserturbine antreiben. Diese Technologie erfordert große Staudämme im Meer. Voith Siemens Hydro entwickelt deshalb neuartige Gezeitenkraftwerke, die nicht die Stauhöhe des Wassers sondern ähnlich wie Windkraftwerke die kinetische Energie der Strömung ausnutzen, die so genannten Gezeitenströmungskraftwerke.
Um die kinetische Energie besser nutzen zu können, konzentrieren sich mögliche Standorte für Gezeitenströmungskraftwerke auf Meerengen oder Orte zwischen Inseln, durch die sich die Gezeitenströmung „hindurchzwängen“ muss und somit beschleunigt wird.
Gezeitenströmungskraftwerke können auf einem Mast fest montierte Turbinengondeln sein, die die kinetische Energie der ein- oder ablaufenden Wassermassen aufnehmen und in elektrische Energie verwandeln. Diese innovativen Kraftwerke können somit völlig unter Wasser betrieben werden und erzeugen erneuerbaren Strom ohne jegliche visuelle Beeinträchtigung – ein großer Vorteil für den Einsatz in Regionen, die sonst vorwiegend touristisch genutzt werden, wie z. B norwegische Fjorde.
Wasser hat im Vergleich zu Luft eine hohe Dichte. Dadurch sind Gezeitenströmungsturbinen signifikant kleiner als Windturbinen, obwohl die Strömungsgeschwindigkeiten der Wassers mit ca. zwei bis vier Metern pro Sekunde wesentlich geringer sind. Zum Vergleich: Während eine Windturbine mit einem Megawatt Leistung ca. 50 Meter Rotordurchmesser benötigt, genügen der Gezeitenströmungsturbine gerade mal 15 Meter.
Die große Herausforderung dieser neuen Technologie ist die schwere Erreichbarkeit insbesondere bei völlig getauchten Kraftwerken. Spezialhebewerkzeug und in diesem häufig sehr rauen Klima eingesetzte Wartungsschiffe sind sehr teuer und Ausfallzeiten der Anlagen können aufgrund deren schlechter Erreichbarkeit insbesondere bei Sturmwetterlagen die Wirtschaftlichkeit der Anlagen signifikant beeinträchtigen. Die Herausforderung muss demzufolge sein, mit soliden Konstruktionen eine absolut zuverlässige und wartungsarme Maschine zu entwickeln, die diesem harschen Umfeld zu jeder Zeit Stand halten kann.
„Voith Siemens Hydro als führender Ausrüster von konventionellen Wasserkraftwerken mit 140-jähriger Expertise für langlebigen und zuverlässigen Maschinenbau nimmt diese Herausforderung an. Wir wollen damit einen weiteren innovativen Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung und einer CO2 -reduzierten Zukunft leisten“, so Dr. Hubert Lienhard, Vorsitzender des Konzernbereichs Voith Siemens Hydro.
Voith Siemens Hydro Power Generation ist ein Konzernbereich von Voith und gehört mit 2.500 Mitarbeitern und einem Auftragseingang von rund 720 Mio. Euro im vergangenen Geschäftsjahr zu den weltweit führenden Anbietern im Bereich der Wasserkraft.
(dpa)
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