Fluorierte Gase: Das nächste Verbot der EU könnte Wärmepumpen stark abbremsen
Der Umweltausschuss des EU-Parlaments stimmte am 1. März für ein schrittweises Verbot von fluorierten Gasen (F-Gase). Demnach dürfen ab 2024 nur noch 23,6 Prozent der im Jahr 2015 verwendeten Menge auf den Markt gebracht werden, so die EU-Abgeordneten. Ab dem Jahr 2027 sinkt der zulässige Anteil auf 11 Prozent und bis 2050 soll sich dieser in weiteren Schritten auf null Prozent reduzieren.
Der aktuelle Plan sieht die größten Kürzungen schon ab 2024 vor. Die Europäische Union will damit auch im Bereich der F-Gase effektiver ihre Klimaziele für 2030 und dem Montrealer Abkommen erreichen.
Die EU-Abgeordneten unterstützten diese Position deutlich mit 64 Ja- und 8 Nein-Stimmen, wie „Euractiv“ berichtete. Eine endgültige Verabschiedung im Plenum wird für den 29. und 30. März erwartet, was den Weg für Gespräche mit den Mitgliedstaaten ebnet.
F-Gase werden meist als Kälte- oder Treibmittel in Klimaanlagen, Kühlgeräten, Schäumen und Dämmmaterialien eingesetzt, wie die „Internationale Klimaschutzinitiative“ der Bundesregierung informiert. Dabei soll der klimaschädliche Effekt dieser anthropogenen Stoffe je nach Substanz 100 bis 24.000 Mal höher als bei Kohlenstoffdioxid sein.
Zur Reduzierung der Emissionen dieser Stoffe könne man F-Gase gezielt durch umweltfreundliche Alternativen wie etwa Ammoniak, Kohlenwasserstoffe oder auch CO₂ ersetzen. Ebenso wäre eine Umstellung auf alternative Technologien eine Option.
Wärmepumpen-Ausbau in Gefahr?
Der neue EU-Beschluss des Umweltausschusses könnte ein ernsthaftes Problem für die deutsche „Wärmewende“ darstellen. Dabei will die Bundesregierung ab 2024 den Ausbau der Wärmepumpen deutlich auf 500.000 Anlagen pro Jahr ausweiten. Das sind etwa doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.
Das Problem: Wärmepumpen arbeiten mit einem Kältemittel. Sie befinden sich in einem geschlossenen Kreislauf – und es sind oftmals jene F-Gase, wie der „Focus“ berichtet. Einige davon sind giftig und können Mensch sowie Tier krank machen. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen, das Immunsystem anzugreifen und unfruchtbar zu machen. Geradezu ironisch ist dabei, dass sich erst vor Kurzem unter anderem auch Deutschland selbst für ein Verbot der F-Gase starkgemacht haben soll.
Die Diskussion um die Gase scheint die Lobbyverbände derzeit in zwei Lager zu teilen. So unterstützt etwa der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie die Ziele des Umwelt- und Klimaschutzes. „Unter Hochdruck“ werde dabei „das Angebot von Wärmepumpen, die mit innovativen natürlichen und umweltfreundlichen Kältemitteln betrieben werden“, ausgeweitet. Die Unternehmen würden bereits „Investitionen in Milliardenhöhe für neue Modelle und den Ausbau von Produktionskapazitäten“ vornehmen.
Vorgaben nicht umsetzbar
Anderen geht die von der EU geplante Reduzierung viel zu schnell, wie etwa dem Europäischen Wärmepumpenverband (EHPA). „Diese Position bedeutet ein Verbot von Geräten, die F-Gase enthalten, in einigen Fällen bereits ab 2026“, sagte der EHPA in einer Erklärung. Der Verband warnte zugleich, dass die Einschränkung von F-Gasen „das Risiko birgt, die Anzahl der verfügbaren Wärmepumpen in bestimmten Marktsegmenten erheblich einzuschränken.“
Aus der Industrie gibt es auch befürwortende Stimmen. So beispielsweise beim deutschen Wärmepumpenhersteller Viessmann. „Das Votum ist ein klares umwelt- und industriepolitisches Signal“, sagte Alix Chambris, Vizepräsidentin für globale öffentliche Angelegenheiten und Nachhaltigkeit des Unternehmens für Energiesysteme.
Laut „Haustec“ befürworten Klima- und Kälteverbände die nationalen und europäischen Ziele zur Erreichung der CO₂-Neutralität.
Allerdings sind sie äußerst besorgt über die Formulierung im Entwurf zur Novellierung der F-Gase-Verordnung. Diese Vorgaben seien weder von den Betreibern der Millionen Kälte- und Klimaanlagen im Bestand noch vom installierenden Handwerk umzusetzen. Zugleich wäre der Wirtschaftsstandort Deutschland mit seinen zahlreichen Herstellern in den Bereichen Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik massiv gefährdet, kritisierten die Verbände.
Produktion von Wärmepumpen zieht stark an
Die Nachfrage nach Wärmepumpen als Alternative zu Öl- oder Gasheizungen ist derweil weiterhin groß. In den ersten drei Quartalen 2022 wurden in Deutschland knapp 243.200 Wärmepumpen produziert, fast die Hälfte mehr (48,9 Prozent) als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Freitag (3. März) in Wiesbaden mitteilte. Gegenüber 2017 habe sich die Zahl der hergestellten Wärmepumpen in den ersten drei Quartalen 2022 mehr als verdoppelt (plus 132,9 Prozent).
2021 wurden Wärmepumpen demnach in gut der Hälfte (50,6 Prozent) der neuen Wohngebäude als primäre Heizenergiequelle eingesetzt, 2016 lag der Anteil bei knapp einem Drittel. Wärmepumpen kommen überwiegend in Ein- und Zweifamilienhäusern zum Einsatz. Wärmepumpen nutzen die Umweltwärme aus der Luft oder dem Erdreich, um Gebäude zu heizen. Wird bei dem Prozess nachhaltig erzeugter Strom verwendet, entfallen Umweltbelastungen durch CO₂-Emissionen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) treibt den Einsatz von Wärmepumpen voran, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Das Bundeswirtschafts- und das Bauministerium arbeiten an einem Gesetzentwurf zum Verbot des Einbaus neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024. Details dazu stehen aber noch aus.
Auch der Außenhandel mit Wärmepumpen legte laut den Statistikern stark zu. 2022 wurden Wärmepumpen im Wert von knapp 738,3 Millionen Euro nach Deutschland importiert, gut ein Viertel mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zu 2017 hat sich der Wert mehr als vervierfacht. Der Export von Wärmepumpen zog ebenfalls kräftig an. So wurden 2022 Wärmepumpen im Wert von knapp 769,4 Millionen Euro aus Deutschland ausgeführt. Das ist über ein Drittel mehr als im Vorjahr. Binnen fünf Jahren hat sich der Warenwert der exportierten Wärmepumpen mehr als verdreifacht.
(Mit Material von dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion