Die weibliche Seite der IT: Von Ada Lovelace zur Roboterfrau
Im Paderborner Heinz Nixdorf Museumsforum verleiht „Nadine“ der Zukunft ein Gesicht. Zugleich markiert sie den vorläufigen Endpunkt einer mehr als 170-jährigen Geschichte weiblicher Computer-Pioniere, die die Ausstellung „Am Anfang war Ada – Frauen in der Computergeschichte“ nachzeichnet. Alles begann mit Ada Lovelace. Die 1815 geborene englische Mathematikerin war die erste Programmiererin der Welt. Sie verfasste 1843 einen Algorithmus für die sogenannte „Analytical Engine“ des Erfinders Charles Babbage, eine mechanische Rechenmaschine.
„Dabei verwendete sie Programmier-Prinzipien, die bis heute gültig sind, wie Schleifen und Verzweigungen“, erklärt Ausstellungskuratorin Doreen Hartmann die Pionierleistung von Ada Lovelace. „Während Babbage seinen mechanischen Computer als reine Rechenmaschine sah, erkannte Ada schon das Potenzial der universelle Einsetzbarkeit von Computern in vielen Lebensbereichen.“
Viel Glück brachte die Erkenntnis der Ur-Mutter aller Programmierer nicht. Die „Analytical Engine“ wurde nicht gebaut und das Programm nie implementiert. Auch persönliche Anerkennung blieb Ada versagt, da sie ihr Programm unter dem Kürzel A.A.L. verfasste. Erst 1953 wurde der Artikel erneut veröffentlicht und zumindest in der Fachwelt wahrgenommen. Nach einem von Krankheiten geprägten Leben starb Ada Lovelace mit nur 36 Jahren an Krebs.
Der 200. Geburtstag am 10. Dezember 2015 gab nun den Anlass, ihr Leben und Werk in einer großen Ausstellung zu präsentieren. Die Schau vermittelt detailliertes Wissen für Kenner – etwa mit der Präsentation des Diagramms, das heute als erstes Computerprogramm der Welt gilt. Auch unterhaltsame Einblicke in die Persönlichkeit der Adligen werden serviert: Als Tochter des berühmten romantischen Dichters Lord Byron nahm Ada Lovelace am gesellschaftlichen Leben Londons teil, machte mit außerehelichen Liebesaffären von sich reden und häufte durch ihre Spielleidenschaft erhebliche Wettschulden an. Auch weitere bedeutende Frauen der Computergeschichte werden vorstellt: etwa die amerikanische Mathematikerin Grace Hopper. Sie entwickelte 1952 den ersten Compiler, ein Programm, das die Befehle anderer Programme in Maschinencodes umwandelt und die Mensch-Computer-Kommunikation entscheidend erleichtert.
Mary Allen Wilkes gehörte zu den Entwicklern des ersten Computers, der nicht einen ganzen Saal füllte, sondern in einem privaten Haushalt Platz fand: ein Kühlschrank-großes „Schnäppchen“ für 40.000 Dollar, aber letztlich der Beginn massentauglicher Heim-Computer. Ein Original-Exemplar des ersten PC ist in der Ausstellung zu sehen.
Die Informatikerin Adele Goldberg legte wiederum am legendären kalifornischen Forschungszentrum Xerox PARC den Grundstein dafür, dass heute jeder Computer per Mausklick bedient werden kann. Zu ihr pilgerte einst der junge Steve Jobs, um sich die entscheidenden Anregungen für die Gestaltung einer grafischen Benutzeroberfläche zu holen, die dann im Apple Lisa und dem ersten Apple Macintosh in ein kommerzielles Produkt umgesetzt wurde.
Wen wundert es da noch, dass auch Roboterin „Nadine“ ein Werk aus Frauenhand ist? Der humanoide Roboter entstand unter Leitung der Computer-Spezialistin Nadia Magnenat-Thalmann, nach deren Vorbild auch Gesicht und Hände des Roboters gestaltet wurden. Mit „Nadine“ können die Besucher nach Herzenslust kommunizieren und sich an der mitunter erstaunlich gelungenen sprachlichen, mimischen und gestischen Ausdrucksweise erfreuen. Genügend Zeit dazu bleibt allemal: Die Ausstellung läuft vom 2. September bis zum 10. Juli 2016.
(dpa)
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