Studie: Lesen bildet, aber nicht am Bildschirm
„Lesen bildet“, so lautet zumindest ein bekanntes Sprichwort. Unterstützt wird diese Annahme durch jahrelange Forschungen, die zeigen, dass das Lesen von gedruckten Büchern – ob in der Freizeit oder in der Schule – das Leseverständnis verbessert.
Mit dem zunehmenden Einsatz von Technik ist auch die digitale Lektüre auf dem Vormarsch. Auch in Schulen werden gedruckte Bücher immer häufiger durch digitale Lehrbücher ersetzt. Doch hat das Lesen von E-Books und Co. denselben positiven Effekt auf das Leseverständnis wie die Papiervarianten? Dieser Frage sind spanische Forscher der Universität Valencia in ihrer Studie nachgegangen.
Digital lesen praktisch ohne Nutzen
In ihrer aktuellen Studie kommen die Forscher um Lidia Altamura, Doktorandin für Psychologie, zu dem Ergebnis, dass digitale Bücher praktisch keine Verbesserung des Leseverständnisses mit sich bringen.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich digitales Lesen in der Freizeit für die Entwicklung von Lesern in Bezug auf das Leseverständnis nicht auszuzahlen scheint – zumindest nicht so sehr wie das traditionelle Lesen von gedruckten Büchern“, erklärt Lidia Altamura. „Unsere Ergebnisse sind besonders überraschend, wenn man sie mit dem vergleicht, was wir bereits über den bekannten positiven Zusammenhang zwischen der Lesehäufigkeit in gedruckter Form und dem Textverständnis wissen.“
Ausgehend von den Erkenntnissen früherer Studien schätzen die Autoren, dass ein Schüler, der in seiner Freizeit zehn Stunden in gedruckter Form liest, wahrscheinlich sechs- bis achtmal so viel versteht wie ein Schüler, der die gleiche Zeit auf digitalen Geräten liest.
„Wir hatten erwartet, dass die digitale Freizeitlektüre zu Informationszwecken wie der Besuch von Wikipedia oder das Lesen von Nachrichten viel positiver mit dem Leseverständnis verbunden sein würde“, so Altamura. „Aber das war nicht der Fall.“
Großer Unterschied zwischen Schülern und Studenten
Im Rahmen ihrer Studie stützten sich die Forscher auf die Forschungsergebnisse von 25 Studien aus 36 Ländern und untersuchten damit erstmals den Zusammenhang zwischen Freizeit-Lesegewohnheiten auf digitalen Geräten und dem Leseverständnis.
Altamura und ihre Kollegen fanden heraus, dass Grund- und Mittelschüler bei digitalem Freizeitlesen ein geringfügig schlechteres Leseverständnis hatten. Mit anderen Worten, nicht lesen ist besser als digital lesen. Im Gegensatz dazu war der Zusammenhang bei Abiturienten und Studenten leicht positiv. Im Vergleich zu gedruckten Texten hatten die digitalen Lesegewohnheiten jedoch bei beiden Gruppen negative Auswirkungen auf das Leseverständnis.
Für die Forscher gibt es zwei mögliche Gründe, wieso sich digitale Lektüre im Vergleich zum Lesen auf Papier für die Entwicklung der Leser nicht auszahlt. Erstens können digitale Lesegeräte – meist Smartphone oder Tablets – auch anderen Zwecken dienen, was die Leser ablenkt. Zweitens hat das Internet neue Arten des Lesens hervorgebracht, mit Merkmalen wie kurzen und schnellen Reizen, weniger hochwertigen Inhalten und weniger anspruchsvollem Wortschatz.
Daher plädieren die Forscher dafür, dass Lehrer, Erzieher und vor allem Eltern insbesondere ihre jüngeren Kinder ermutigen sollen, mehr gedruckte Bücher zu lesen. „Auf der Grundlage unserer Ergebnisse können wir nicht einfach davon ausgehen, dass jede Art von Freizeitlektüre für die Entwicklung von Lesern von Vorteil ist“, so Altamura. „Es kommt auf das verwendete Medium an.“
Die Studie erschien am 12. Dezember 2023 in der Zeitschrift „Review of Educational Research“.
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