Soja – gentechnisch verändert, konventionell oder biologisch?

Wissenschafts-Serie — Teil 1
Von 1. Oktober 2006

Höhere Erträge und weniger Biozide (Schädlingsbekämpfungsmittel) — diese Erwartungen begründen die rasante Zunahme des Anbaus von gentechnisch veränderten herbizidtoleranten Pflanzen – besonders von RR-Soja, einer genetisch veränderten Sojasorte, die gegen das Herbizid Roundup Ready mit dem Wirkstoff Glyphosat tolerant ist.

2005 wurden weltweit 54,5 Millionen Hektar RR-Soja angebaut, Tendenz steigend. Doch zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass weder „höhere Erträge“ erzielt noch „weniger Biozide“ benötigt werden. Ein Bericht der FAO (Sonderorganisation der Vereinten Nationen, 2004) bescheinigt sogar, dass „GV-Pflanzen geringere Erträge haben können“. Die Erträge waren von vier Prozent bis maximal 20 Prozent niedriger. Bei Trockenheit gab es sogar 25 — 40 Prozent Ertragsverluste, da die Pflanzen unerwartet mehr Lignin produzierten. Die von der Biotech-Industrie versprochenen Mehrerträge haben sich zu Ertragsverlusten hin entwickelt.

Weniger Ertrag — mehr Spritzmittel

Die Gründe dafür liegen sowohl in der genetischen Veränderung als auch in der Anwendung des Totalherbizids Glyphosat. Generell betreffen die genetischen Modifikationen der bisher vorrangig angebauten „Herbizidpflanzen“ Produktionsbedingungen, nicht die Verbesserung pflanzenbedingter Ertragspotenziale.

Der Insertion fremder DNA für die Erzeugung neuer Inhaltsstoffe (für Herbizidtoleranz) bedeutet einen zusätzlichen Energieaufwand, der die Bildung pflanzeneigener Abwehrstoffe stören kann, was höhere Anfälligkeit gegenüber Erregern zur Folge hat. Das könnte neben dem Monokulturanbau die besorgniserregende Verbreitung des asiatischen Sojarostpilzes in Amerika seit 2001 fördern.

Glyphosat wirkt negativ auf die Wurzelentwicklung, die symbiontischen Knöllchenbakterien zur Fixierung von Luftstickstoff, was mineralischen Dünger erfordert, sowie die Balance der Bodenmikroorganismen zu Gunsten infektiöser Fusarienpilze. Seit 1999 ist der Glyphosphateinsatz in den USA gestiegen. Die Entwicklung herbizidresistenter Beikräuter macht die Anwendung zusätzlicher Herbizide notwendig. Gegen die vermehrt auftretenden Rost- und Fusarienpilze müssen Fungizide gespritzt werden.

Mehr Ertrag durch biologischen Anbau

Am Rodale Institute in  Pennsylvania besteht ein 23-jähriger Bio/Konventionell-Vergleichsanbau, dessen Fruchtfolge auch Soja enthält. Nach den ersten fünf Jahren waren die Erträge unter normalen Bedingungen etwa gleich hoch, aber 1999 — als eine extreme Trockenheit herrschte — waren die biologischen Sojaerträge signifikant besser (1.800 beziehungsweise 1.400 Kilogramm pro Hektar gegen über 900 Kilogramm pro Hektar). Durch die organischen Düngemethoden ist der Boden sowohl reicher an organischem Material, was den Wassergehalt erhöht, als auch an Mikroorganismen, was die Nährstoffverfügbarkeit erhöht. Diese nachhaltigen ökonomischen und ökologischen Vorteile der biologischen Sojaproduktion zeigen, in welche Richtung zukünftige agrarische Entwicklungen gehen sollten.

Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreich

www.fibl.org



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