So schmeckt die Zukunft
Forschungsprojekt „Regionaler Wohlstand neu betrachtet“ untersucht die Biobranche in der Region Berlin-Brandenburg.
In letzter Zeit ist es Mode geworden, die Bevölkerung immer wieder mit kurzsichtigen Hiobsbotschaften zu überschütten, wie: „Die Verbraucherministerin rät Pommes zu meiden, wegen der hohen Dioxinkonzentration.“ Oder dieser Tage die Warnung: „Eier von freilaufenden Hühnern höher belastet als bei Käfighaltung, wegen des Scharrens im – dioxinbelasteten – Boden.“ Unweigerlich drängt sich hier der Gedanke einer „Knopfdruckgesellschaft“ auf, die nur noch passiv reagieren soll, wobei doch jedem denkenden Menschen inzwischen klar ist, daß sich unsere über Jahrzehnte verschleppten Probleme und Umweltsünden inzwischen zu Bergen aufgetürmt haben und nachhaltiger Lösungen bedürfen.
Spätestens seit der BSE-Krise scheint sich nun auch eine Trendwende anzubahnen. Das Ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft spricht von einer Neuorientierung der nationalen Agrarförderung. Wurde bisher allein betriebliches Wachstum und Produktionssteigerung belohnt, sollen jetzt Anreize für eine multifunktionale Landwirtschaft geschaffen werden.
Zukunftsfähiger Wohlstand
Ein Beispiel ist das Forschungsprojekt „Regionaler Wohlstand neu betrachtet“ der TU Berlin mit der Frage: Was leistet eine Branche zu einem guten und zugleich zukunftsfähigen Leben in einer Region? Konkret; hier wird mit Biobetrieben in der Region Berlin-Brandenburg zusammengearbeitet und ihr Beitrag zu einem „zukunftsfähigen Wohlstand“ in seiner gesamten Bandbreite erfaßt. Insbesondere auch die versteckten Formen, wie z.B. den Wert unbezahlter Arbeit und Leistungen außerhalb des Marktes oder die Belebung von Dörfern. „Eine Aufgabe, die viele Betriebe wahrnehmen, ist die Vermittlung von Wissen und Erfahrung über gesunde Ernährung und umweltfreundliche Landwirtschaft. Dies geschieht über sehr lebendige Formen wie Hoffeste, Aktionstage, Verkostungen, Kochkurse oder Seminare“, so die Projektleiterin Prof. Martina Schäfer.
Die Biounternehmerin mit Herz und Verstand
In ihrem Artikel in der Zeitschrift für Zukunftsgestaltung und vernetztes Denken „Zukünfte“ beginnt sie folgendermaßen und spricht damit vielen Biobäuerinnen, für die ihr Beruf zugleich auch Lebensaufgabe ist, aus der Seele. „Gibt es sie: die Biounternehmerin, die die Verarbeitungsprozesse des Betriebs ökologisch optimiert, die Mitarbeiter/innen in betriebliche Entscheidungen einbindet, stets ein offenes Ohr für die Nöte anderer Biobetriebe hat und nebenbei noch das dörfliche Sommerfest organisiert? Die Antwort: ja, es gibt Frauen und Männer, die einen Biobetrieb leiten und im Rahmen dieser Unternehmenstätigkeit in vielfältigen Bereichen gesellschaftlich wertvolle Leistungen erbringen. Und so viel kann jetzt schon gesagt werden: es sind nicht nur die 1-2% ganz Aktiven und Superengagierten, auf die das zutrifft, sondern es ist durchaus die Mehrzahl der Betriebe, die sich über die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Bioprodukten hinaus um Gemeinwesen orientierte Belange kümmert.“
Auch wenn die überwiegende Mehrzahl der Betriebsleiter/innen ihre Arbeit als sehr sinnvoll empfindet, ihre geschätzte Wochenarbeitszeit beträgt 60-70 Stunden.
Am größten ist das Engagement nach bisherigen Auswertungen im ökologischen Bereich. Dazu zählen auch der Bezug von Ökostrom oder die Förderung der Artenvielfalt durch Anlegen von Hecken und Feuchtbiotopen. Weitere Aktivitäten fallen in den Bereich Wissensvermittlung bzw. der Stärkung von Stadt-/Land-Beziehungen. Im sozialen Bereich ist vor allem die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu nennen. Dabei kann in Brandenburg von über 3.400 Arbeitsplätzen im Ökolandbau ausgegangen werden.
Das Forschungsprojekt „Regionaler Wohlstand neu betrachtet“ der TU Berlin und des DIW Berlin stellt sich während der Grünen Woche vor / ICC, Foyer 83, Stand 18. Weitere Einblicke gibt die neu erschienene Broschüre „So schmeckt die Zukunft“ des BMBF http://www.bmbf.de/pub/so_schmeckt_die_zukunft.pdf
Raus aus der Nische
Trotz viel versprechender Ansätze muss das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) weiter mit vernichtenden Zahlen aufwarten. So sei das wachsende Angebot an ökologischen Lebensmitteln – auch im Supermarkt – kein Garant für einen Wandelt der Eßgewohnheiten. Im Gegenteil, die Deutschen sind fehlernährt und übergewichtig, greifen immer mehr zu Fertigprodukten. So werden von weniger als 8% der Kundschaft drei Viertel der Biolebensmittel in Supermärkten gekauft. Die Hälfte aller Konsumenten kauft ausschließlich konventionell erzeugte Lebensmittel ein. Also läuft’s doch weiterhin auf Knopfdruck?
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