Schimpansen verlieren kulturelle Vielfalt
Der Einfluss des Menschen lässt das Verhaltensrepertoire von Schimpansen deutlich schrumpfen.
Sind die Tiere etwa Siedlungen, Straßen, Landwirtschaft oder Bergbau ausgesetzt, leidet ihre Verhaltensvielfalt, wie ein internationales Forscherteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig in der Zeitschrift „Science“ berichtet.
Schimpansen (Pan troglodytes) haben eine ungewöhnlich große Verhaltensvielfalt. Weil viele Gewohnheiten nur bestimmte Gruppen betreffen und dort von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden, sprechen Forscher von Schimpansenkulturen. Das Team untersuchte nun mehr als 30 Verhaltensweisen von 144 freilebenden Gruppen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet in Afrika. Die Wissenschaftler schauten etwa, mit welchen Tricks die Tiere Ameisen, Algen, Nüsse und Honig sammeln, welche Werkzeuge sie zur Jagd oder beim Graben nach Knollen verwenden oder wie sie Tümpel und Höhlen nutzen. Die Vielfalt in den Gruppen glichen sie dann mit dem jeweiligen menschlichen Einfluss ab.
An Orten mit hoher Belastung durch den Menschen sei das Verhaltensrepertoire der Schimpansen deutlich geringer, bilanziert Studienleiterin Ammie Kalan vom Leipziger Max-Planck-Institut. „Im Durchschnitt ist die Verhaltensvielfalt der Schimpansen an Orten mit dem stärksten menschlichen Einfluss um 88 Prozent reduziert.“
Das erklären die Forscher unter anderem mit der sinkenden Zahl der Tiere. Schrumpfende Populationen haben demnach eine geringere Kapazität für unterschiedliche Gewohnheiten. Zudem könnten die Tiere mancherorts auffällige Verhaltensweisen wie etwa das Knacken von Nüssen vermeiden, um Jägern ihren Aufenthaltsort nicht preiszugeben.
Auch die Verschlechterung des Lebensraums könne die Weitergabe von Wissen und lokalen Traditionen von einer Generation zur nächsten beeinträchtigen, betont das Team. Ferner könnte der Klimawandel zu einer reduzierten Verhaltensdiversität beitragen, indem er die Produktion wichtiger Nahrungsmittel beeinflussen und deren Verfügbarkeit für die Tiere unvorhersehbar machen könnte.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Strategien zur Erhaltung der Biodiversität auch auf den Schutz der Verhaltensdiversität von Tieren ausgedehnt werden sollten“, sagt Erstautor Hjalmar Kühl. Er regt an, Orte mit außergewöhnlichen Verhaltensweisen als „Schimpansen-Kulturerbe“ zu schützen. Zudem könnte dieses Konzept auf Orang-Utans, Kapuzineraffen oder Wale ausgedehnt werden. (dpa)
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