Massenamnestie und Farbfernsehen zum „Tag der Republik“
Der „Tag der Republik“ am 7. Oktober hatte für die DDR-Führung immense politische Bedeutung. Knapp fünf Monate nach Gründung der Bundesrepublik konstituierte sich am 7. Oktober 1949 die DDR: Anlass war eine Sitzung des aus einer umstrittenen Wahl mit Einheitslisten hervorgegangenen „Deutschen Volksrats“. Das Gremium benannte sich an diesem Tag in „Provisorische Volkskammer“ um – damit hatte die sowjetische Besatzungszone ihr eigenes Parlament, die Deutsche Demokratische Republik war offiziell gegründet.
Die Spaltung vertieft sich
Mit der Volksrats-Sitzung am 7. Oktober 1949 wurde eine Entwicklung im Osten Deutschlands besiegelt, die viele verhindern wollten: So hatte sich beispielsweise der einstige Sozialdemokrat Otto Grotewohl, der im Zuge der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zu einem der beiden Vorsitzenden der SED gewählt worden war, noch 1948 dagegen gewandt, „den Volksrat in so etwas wie ein Parlament der Ostzone umzuwandeln“.
Doch weil genau dies am 7. Oktober geschah, wurde die deutsche Teilung für Jahrzehnte unumkehrbar. Zuvor waren mit der Währungsreform und dem Inkraftsetzen des Grundgesetzes freilich auch im Westen die Grundlagen für einen eigenen Staat geschaffen worden.
Die DDR feiert sich selbst
Der 7. Oktober als „Tag der Republik“ war neben dem Tag der Arbeit am 1. Mai einer von zwei Gedenktagen in der DDR, an denen nicht gearbeitet wurde. Damit nahm das Staatsjubiläum eine herausragende Rolle ein.
Den DDR-Gründungstag feierte die SED-Führung mit aufwendigen Militärparaden und Festakten, an denen auch Führer der anderen sozialistischen Staaten teilnahmen.
Begleitet wurden die Zeremonien stets von Maßnahmen, mit denen sich die SED-Führung als Wohltäter beim Volk präsentieren wollte: Anfang Oktober 1969 ging das zweite Programm des DDR-Fernsehens auf Sendung, das erstmals in der DDR-Geschichte in Farbe ausstrahlte.
1979 beschloss der DDR-Staatsrat im Zuge des Jubiläums offiziell die „bedingte Amnestie“ für Straftäter – damit wurde die Freilassung von insgesamt mehr als 21.000 Strafgefangenen abgeschlossen. Am 11. Oktober wurden dabei auch der Regimekritiker Rudolf Bahro und der Wehrdienstverweigerer Nico Hübner freigelassen.
Der 40. Jahrestag war der letzte
Ausgerechnet die Präsenz der Sowjet-Prominenz wurde der SED beim 40. DDR-Jahrestag zum Verhängnis: Denn der Besuch des damaligen sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow, der in seinem Land einen Reformkurs eingeleitet hatte, gab der oppositionellen Bürgerbewegung am 7. Oktober 1989 großen Auftrieb.
Zehntausende Demonstranten zogen mit „Gorbi, Gorbi“-Rufen durch Berlin, während der Kremlchef zu den Machthabern auf Distanz ging: Gorbatschow forderte die SED-Führung sogar zu einer deutschen Version seiner Perestroika auf – der Umwandlung von Staat und Gesellschaft.
Und weil Gorbatschow der SED-Führung klargemacht hatte, dass die Sowjetunion bei einer Niederschlagung der DDR-Opposition nicht zur Hilfe eilen würde, setzten sich in der DDR-Einheitspartei Kräfte durch, die die Regimegegner gewähren ließen. Etwa einen Monat nach dem 7. Oktober 1989 fiel die Mauer in Berlin – das Ende der DDR war besiegelt. (afp)
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