Island: Ultraschneller Magmastrom füllt Erdspalten unter Grindavík

Zunächst dachten die isländischen Geologen an einen Messfehler – doch die Daten sind korrekt: Ein Magmastrom, so kraftvoll wie die Donau, füllt die Erdspalten unter Grindavík.
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Doch kein Messfehler: Die Magmaspalten unter Grindavík füllten sich mit noch nie da gewesener Geschwindigkeit.Foto: Icelandic Department of Civil Protection and Emergency Management / AFP via Getty Images
Von 13. Februar 2024

Zum dritten Mal innerhalb von acht Wochen brach auf der Vulkaninsel Island nahe Grindavík die Erde auf. Die glutrote Lava bahnt sich ihren Weg – wichtige Straßen und Leitungen stellen keine Hindernisse für den mehrere tausend Grad heißen Steinfluss dar.

So spektakulär und faszinierend die Bilder des Vulkanausbruchs sind, so ernst ist die Lage vor Ort. Inzwischen ist die Warmwasserversorgung in dem betroffenen Gebiet vollständig gekappt, weshalb die isländischen Behörden den Notstand für die Region südwestlich von Reykjavik ausriefen.

Währenddessen scheint sich die unterirdische, 15 Kilometer lange Erdspalte immer wieder mit neuer heißer Magma zu füllen. Zwar sind Vulkanausbrüche in diesem Gebiet keine Seltenheit, doch dafür die Menge an Magma.

Lava nähert sich den Häusern von Grindavík, 14. Januar 2024. Foto: Halldor Kolbeins/AFP via Getty Images

Doch kein Messfehler

So berichten Forscher der Universität von Island in ihrer aktuellen Studie, dass der unterirdische Magmastrom unter Grindavík eine noch nie da gewesene Rate von 7.400 Kubikmetern pro Sekunde erreicht. Dieser ist 13-mal höher als der durchschnittliche Wasserdurchfluss der Seine in Le Havre, der nur 560 Kubikmeter pro Sekunde beträgt, beziehungsweise etwa genauso groß wie der Durchfluss der Donau.

„Am Abend des 10. November 2023 waren die ersten Schätzungen der Magmazuflussrate extrem hoch“, sagt Dr. Michelle Parks, Vulkanexpertin des isländischen Wetterdienstes. „Die Schätzungen beruhten auf der Modellierung von Echtzeit-Daten, und wir dachten zunächst, dass die Messungen fehlerhaft sein müssten. Das war jedoch nicht der Fall – die Daten waren korrekt“, so Parks.

Nach einem erneuten Vulkanausbruch fließt Lava über die Hauptstraße nach Grindavík.

Nach einem erneuten Vulkanausbruch fließt Lava über die Hauptstraße nach Grindavík. Foto: Marco Di Marco/AP/dpa

Laut den Geologen lässt die hohe Fließgeschwindigkeit darauf schließen, dass sich weitere große Erdrisse in der Region bilden, die weiteres Magma ansammeln können – mit ernsthaftem Gefahrenpotenzial. Hinzu kommen die tektonischen Spannungen und Brüche sowie der enorme Druck, der von der darunterliegenden Magmakammer ausgeübt wird.

„Die gewonnenen Erkenntnisse erklären, wie sich extrem lange, mit Magma gefüllte Erdspalten von mehr als zehn Kilometern Länge bilden können. Dies geschieht durch das Zusammenwirken von großen Rissen, die sich an der Grenze einer unterirdischen Magmakammer bilden, wo enorme Magmamengen angesammelt werden“, erklärt Geophysiker Freysteinn Sigmundsson.

Die Studie erschien am 08. Februar 2024 im Fachmagazin „Science“.

Dieser Artikel wurde am 19. Februar 2024 aktualisiert, um einen Rechenfehler in der Durchflussmenge zu korrigieren.

Am 8. Februar 2023 fließt Lava über die Straße zum berühmten Touristenziel „Blaue Lagune“ in der Nähe von Grindavík im Westen Islands. Foto: Kristinn Magnusson/AFP über Getty Images



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