Großes Tropenhaus in Berlins Botanischem Garten restauriert
Berlin – Zwei Tage lang feierten 25.000 Besucher im September die Neueröffnung des großen Tropenhauses im Botanischen Garten. Die denkmalgeschützte über 100-jährige große freitragende Halle, eine Stahl-Glas-Konstruktion aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde von 2006 bis 2009 grundlegend saniert. Mit einer Länge von 60 m, einer Breite von 29 m und einer Höhe von insgesamt 25 m ist sie eines der größten freitragenden Gewächshäuser der Welt.
Für Architekten, Handwerker, Wissenschaftler und Gärtner war dies eine Herausforderung besonderer Art. Galt es doch, möglichst alle Gewächse schonend auszugraben, in überlebenssichere Übergangsquartiere zu bringen und für den Wiedereinzug in das rekonstruierte Haus vorzubereiten.
Gärtnermeisterin Henrike Wilke und ihr Team hatten bereits zwei Jahre vor der Sanierung des Hauses mit dem möglichst schonenden Rückschnitt der großen seltenen Pflanzen begonnen, die alle nur langsam auf eine Höhe von 12 Metern gekürzt werden konnten. Eine Notwendigkeit für die sichere Ausquartierung in die in der Höhe begrenzten Übergangsquartiere.
Für große Palmen mussten andere lebensrettende Lösungen gefunden werden. Die 17 Meter hohe Königspalme und weitere vier Palmen wurden in das 60 km südlich von Berlin gelegene Tropical Island, eine überdachte Freizeitinsel im märkischen Sand, transportiert, um dort in der Urwaldlandschaft mit ihren etwa 50.000 Bäumen, Büschen und dem üppigen Unterholz eine neue Heimat zu finden.
Hightech-Baum-Türme für ein optimales Raumklima
Tritt man heute über automatisch sich öffnende und schließende Eingangstüren in das rekonstruierte Tropenhaus, wird sichtbar, dass sich wieder eine Fülle von seltenen und kostbaren Gewächsen etabliert hat. Etwa 4.000 tropische Pflanzen sind in dieses lichtdurchflutete Domizil zurückgekehrt.
Das Außergewöhnlichste in diesem Tropenhaus sind zwei 17 Meter hohe, aus Beton modellierte „Baumstämme“, die sofort ins Auge fallen. Als Vorlage aus der Natur dienten Urwaldbäume, die im Botanischen Garten auch zu sehen sind. Im Großen Tropenhaus verrichten die Nachbildungen ihre Dienste als Hightech-Türme.
In ihnen befindet sich ein hoch modernes und sensibles Luft-Austausch-System, das in Einklang mit der Sonnenwärme am oberen Ende warme Luft ansaugt, ihr Wärme entzieht, diese für eine bestimmte Zeit speichert und sie in den Abendstunden, wenn es in der Halle kühler wird, aus dem unteren Teil der beiden Baumstämme wieder abgibt. Das Hauptaugenmerk der Sanierung lag dabei auf der Halbierung des Energiebedarfs.
Durch diese hochwertige Technologie kann in dem Tropenhaus ein optimales Raumklima geschaffen werden. Da der obere Bereich der Halle ab etwa 15 Meter bisher kaum besiedelt ist, können nun Farne, Bambus, Palmen und Kletterpflanzen in ihrer wiedergewonnenen Umgebung bei sehr guten Lichtbedingungen weiter wachsen und sich bis zu einer Höhe von über 25 Metern ausbreiten. Mit der Zeit werden die Kletterpflanzen sich auch die bisher noch kahlen Stämme der Hightech-Türme erobern.
Ausgeklügeltes Informationssystem
Während andere Botanische Gärten die Pflanzen überwiegend ihrer Verwandtschaft entsprechend zusammenstellen, werden hier die Gewächse nach einer so genannten Pflanzengeographie präsentiert. Ein Prinzip, nach dem auch der gesamte Botanische Garten außerhalb der Gewächshäuser angelegt ist. Im Zentrum des Hauses sind die Gewächse nach ihren Hauptvorkommen auf den tropischen Kontinenten Karibik, Zentralamerika, Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien angeordnet.
Ein ausgeklügeltes Informationssystem mit 8 Pylonen gibt umfassende Einblicke in die ursprünglichen Lebensbesonderheiten der Pflanzen. Die Pylone verfügen über herausziehbare Metallscheiben, auf denen sich Texte befinden, die Geschichten über Ökologie, Biologie und die Nutzung der jeweiligen Pflanze durch die einheimische Bevölkerung erzählen.
Zu einigen der eindrucksvollsten Pflanzen gehören das Kürbisgewächs Alsomitra macrocarpa, eine kleinblättrige Ficusart, lateinisch Ficus benjamina, die als Zimmerpflanze sehr gern gesehen ist, und einige größeren Feigenbäume, die besonders schöne Luftwurzeln ausbilden.
Der Leberwurstbaum, Kigelia africana Bignoniaceae, dessen Blüten in der Natur durch Blumenfledermäuse bestäubt werden, ist zurückgekehrt, und der Schraubenbaum (Pandanus utilis) aus Madagaskar, der Stelzwurzeln ausbildet, die einen sehr fremdartigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen.
Die wohl älteste und ungewöhnlichste Pflanze ist die Welwitschia. Aus der Namib-Wüste Afrikas stammend, wurde sie vor etwa 150 Jahren von einem europäischen Botaniker entdeckt. Diese sich am Boden entlang windende Pflanze existiert angeblich seit bereits 13,5 Millionen Jahren.
Im diesem großen Gewächshaus gibt es viel zu entdecken und ein Tropenerlebnis hält es zu allen Jahreszeiten für seine Besucher bereit.
Botanischer Garten
Königin-Luise-Str.6-8
14105 Berlin (Steglitz)
Öffnungszeiten im Oktober 9.00 bis 18.00 Uhr
November bis Januar 9.00 bis 16.00 Uhr
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