Gendersternchen sind kein Teil der amtlichen Rechtschreibung – Potenziell ungültige Wahlunterlagen in Dortmund
Die Stadt Dortmund verwendet in ihren Wahlunterlagen Gendersternchen und verstößt damit nicht nur gegen die amtlichen Regelungen der deutschen Sprache, sondern möglicherweise auch gegen die Richtlinien der Kommunalwahlverordnung. „Dass sich eine Stadt so über geltendes Recht hinwegsetzt, ist schon ein starkes Stück“, so Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache.
„Eigentlich hätte die Stadt nur die Vorlagen, die das Land NRW ihr bietet, abschreiben müssen, um eine rechtswirksame und nicht anfechtbare Wahlbenachrichtigung zu haben. Stattdessen setzt sie sich darüber hinweg und fabriziert eigene Formulierungen, die möglicherweise die Kommunalwahl am Sonntag gefährden.“
Die Kommunalwahlverordnung sieht zwar eine geschlechterdifferenzierte Schreibweise in den Unterlagen vor, diese wird aber zum Beispiel mit „Wahl des Oberbürgermeisters / der Oberbürgermeisterin“ erfüllt. Gendersternchen sind explizit nicht erwähnt, weder in der Verordnung selbst, noch in den ausführlich erklärenden Anlagen.
Ein Dortmunder Bürger hat dazu am 8. August eine offizielle Beschwerde beim Wahlamt der Stadt sowie beim Innenministerium des Landes NRW eingereicht.
„Ich empfinde die abweichende Schriftform (…) als anmaßend und bezweifle, dass eine Stadtverwaltung die rechtliche Kompetenz hat, den Bürgern und Wählern diese Formen der Gendersprache aufzuzwingen. Die Weiterentwicklung der deutschen Sprache gehört nicht zu den Aufgaben der kommunalen Verwaltung[.] (…) Es ist ein wohl beispielloser Vorgang, wie hier im äußerst schützenswerten Umfeld einer demokratischen Wahl absichtlich Regeln gebrochen wurden und man sich in respektloser Art über das Recht gestellt hat“, heißt es in dem Schreiben.
Gendersternchen sind kein Teil der amtlichen Rechtschreibung
Vor einem Monat erschien die 28. Auflage des Dudens – der Verein ist skeptisch. So seien in diesem nach Angaben der Duden-Redaktionsleiterin Kathrin Kunkel-Razum drei Seiten der vermeintlichen gendergerechten Sprache gewidmet; dort gebe es „Hinweise zum gendergerechten Sprachgebrauch“ sowie eine Beschreibung der Probleme und derzeitigen Lösungsvorschläge.
„Der Duden lehnt sich damit weit aus dem Fenster“, kritisiert Prof. Krämer, „viele Menschen nehmen das, was im Duden steht, für bare Münze und werden glauben, dass Gendersternchen und ähnliche Konstrukte echte Bestandteile der deutschen Sprache seien.“
Allerdings sind keine der verschiedenen Zeichen, die mittlerweile in Deutschland zum Zwecke des Genderns im Umlauf sind (zum Beispiel: „_“, „*“, „•“ oder „:“) Teil der amtlichen Rechtschreibung.
Das, was einige Städte beim Gendern treiben, ist vorauseilender Gehorsam einer vermeintlich politisch korrekten Sprache, die in der Bevölkerung keinen Rückhalt hat (…) es muss endlich Schluss sein, dass Einzelne von oben herab entscheiden wollen, wie sich Sprache zu entwickeln hat.“
Gendersternchen und ähnliche Konstrukte trügen weder zur Geschlechtergerechtigkeit bei noch zur Inklusion, so Krämer weiter: „Wer auf diese Art der Sprachentstellung besteht, grenzt alle aus, die Deutsch ihrem Sprachgefühl entsprechend sprechen und schreiben wollen.“
Grammatikalische Fehlkonstruktionen: Passivraucher*innenschutzverordnung
Die Hamburger AfD-Fraktion wurde auf das Problem der deutschen Sprache aufmerksam. Sie setzt sich dafür ein, die deutsche Sprache im Grundgesetz zu verankern, um sie zu schützen. In Ländern wie Frankreich und Österreich ist die Landessprache in den Bundesverfassungen fest verankert.
Dr. Alexander Wolf, Vorsitzender und kulturpolitische Sprecher, erklärt: „Zunehmend wird die deutsche Sprache von linksgrünen Sprachideologen beeinflusst. Genderexperimente, wie sie auch im aktuellen rot-grünen Koalitionsvertrag zu finden sind, verunstalten unsere Sprache und bilden grammatisch häufig Fehlkonstruktionen. Unsinnige Begriffe wie Passivraucher*innenschutzverordnung und Kund*innenbefragungen sorgen nicht für ‚Geschlechtergerechtigkeit‘, sondern erinnern an Umerziehung. Gegen die Methoden einer Sprachpolizei wehren wir uns entschieden!“
Sprachpanscher des Jahres: „Tagesschau“ und „heute“-Nachrichten
Von über 4.100 Mitgliedern des Vereins wählten 1.996 Personen (49 Prozent) im Jahr 2020 die „Tagesschau“ und die „heute“-Nachrichten zu den „Sprachpanschern 2020“. Prof. Krämer vom Verein Deutsche Sprache:
Die meisten unserer Mitglieder kritisieren, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihrem Bildungsauftrag nicht gerecht werden und ihr Publikum stattdessen mit Wörtern konfrontieren, die unnötig sind.”
In Zeiten von Corona hätten die Nachrichten-Flaggschiffe Wörter wie Lockdown, Homeschooling, Social Distancing, Homeoffice usw. nicht hinterfragt, sondern einfach übernommen. „Diese Anglizismen zeigen, wie wenig Interesse ‚Tagesschau‘ und ‚heute‘-Nachrichten haben, die Menschen in ihrer eigenen Muttersprache zu informieren. Die Devise ist: Nachplappern statt sinnvolle Übersetzungen finden, die alle verstehen“, so Krämer.
Einer Vorbildfunktion mit Bildungsauftrag werden die Öffentlich-Rechtlichen so nicht gerecht.“
Auch die verstärkte Verwendung von Gendersternchen als gesprochene Pause in den Nachrichten würde nicht der Lebensrealität der Zuschauer entsprechen: „‚ARD‘ und ‚ZDF‘ ignorieren hier bewusst die amtlichen Regeln der deutschen Rechtschreibung, die Empfehlungen der Gesellschaft für deutsche Sprache und der vielen Umfragen, die es zu diesem Thema gibt.“
Auf Platz zwei wurde Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (873 Stimmen / 21 Prozent) gewählt – sie will englische Bezeichnungen im Handwerk einführen. Statt Handwerksmeistern soll es „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ heißen – das rufe bei den Handwerkern keine Begeisterung hervor, sagt Krämer.
Famila-Markt und Bundeszentrale für politische Bildung
Der famila-Markt im Oldenburger Stadtteil Wechloy kam auf 798 Stimmen (19 Prozent) und damit den dritten Platz. In seiner Werbung hatte er versucht, weitgehend auf die deutsche Sprache zu verzichten: „(…) ist dein Place. Für Shopping und much mehr. Von Kids bis Education, von Meetings bis Health, von Entertainment bis Gastro: Alles you need.”
Die Bundeszentrale für politische Bildung wählten 321 Befragte (8 Prozent). Sie hatte einen Programmschwerpunkt zu den politischen Umbrüchen in Ungarn, Polen, Tschechien und Russland. Der Titel: „The Years of Change 1989-1991“. Doch: „Jede dieser Muttersprachen wäre als Titel für einen solch wichtigen Programmschwerpunkt gerechtfertigt, aber Englisch? Damit ignoriert man die Kämpfe, die die Menschen in diesen Ländern ausfechten mussten“, bemängelt Krämer.
Der 12. September ist der „Tag der deutschen Sprache“
Der „Tag der deutschen Sprache“ wird am 12. September 2020 (alljährlich am zweiten Samstag im September) gefeiert – auch mit einer Festveranstaltung im „Dr. Konrad Duden“-Gymnasium Schleiz. Der Verein Deutsche Sprache hat weltweit rund 36.000 Mitglieder.
Während seiner Zeit als Gymnasialdirektor am Schleizer Rutheneum stellte Konrad Duden seine ersten „Regeln zur deutschen Rechtschreibung“ auf. Diese gingen später gemeinsam mit anderen seiner Schriften als der „Schleizer Duden“ in die Geschichte ein.
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