Wettkämpfe zu Ehren der Götter

Antike Marmorplatte belegt Wettkampf- und Preisgeldregelungen für sportliche Wettkämpfe im Römerreich
Titelbild
Das deutsch-türkische Grabungsteam mit der Inschriftenplatte (privat)
Epoch Times25. Juni 2007

Schon bei den alten Römern herrschte Ordnung und Disziplin, vor allem bei den Spielen. Der Althistoriker Professor Elma Schwertheim von der Forschungsstelle „Asia Minor“ der Universität Münster hat jetzt eine alte Marmorplatte der ganz besonderen Art entdeckt. Sie ist über 1.800 Jahre alt und enthält die Spielregeln zur Durchführung von sportlichen Wettbewerben des römischen Kaisers Hadrian (117-138 nach Christus).

Die Marmorplatte enthält detaillierte Anweisung an die Städte des Imperiums zum korrekten Ablauf der reichsweiten Spiele, darunter auch der Olympischen Spiele. Bereits im Jahr 2003 war die Inschrift bei Grabungsarbeiten in der antiken Metropole Alexandria Troas in der West-Türkei ans Tageslicht gekommen.

Der 90-zeilige Inschrifttext besteht aus drei Briefen des Kaisers Hadrian, in denen er sich im Jahr 133/134 nach Christus an die Vereinigung der reisenden Theaterkünstler wandte. Er erließ Regelungen zur Durchführung der antiken athletischen wie musischen Wettspiele. Sein größtes Anliegen bestand dabei in der regelgerechten Auszahlung der Siegerprämien an die teilnehmenden Wettkämpfer. Offensichtlich war es hierbei in der Vergangenheit zu Unregelmäßigkeiten gekommen, indem die ausrichtenden Städte Siegergelder veruntreuten oder eigenen Zwecken zuführten. Gegen diese Praxis erhebt Kaiser Hadrian schärfste Einwände und droht den verantwortlichen Personen mit Sanktionen.

Undiszipliniertes Verhalten der Sportler und Musiker wird mit Peitschenschlägen geahndet, wobei jedoch darauf geachtet werden soll, dass die Athleten in ihrer weiteren Sport- und Berufsausübung nicht beeinträchtigt werden dürfen. Darüber hinaus ist es dem Kaiser ein Anliegen, dass die im ganzen Reich stattfindenden Wettkämpfe zu Ehren der Götter in einem festgelegten Turnus von Sportlern und musischen Preiskämpfern besucht werden. Selbst den auf einer solchen Tour versterbenden Teilnehmern gilt die Sorge des Kaisers. Ausgangs- und Endpunkt der Tournee sind die Olympischen Spiele im antiken Olympia, die Hadrian als „altehrwürdig“ und „sehr berühmt“ bezeichnet.

Die 1,81 Meter mal 0,90 Meter große Inschriftplatte, die in 16 Fragmenten geborgen wurde, zierte ursprünglich die Wand einer großen Säulenhalle des 1.-5. Jahrhunderts nach Christus im Zentrum der antiken Stadt Alexandria Troas. Wie eine Reihe weiterer Inschriftenfunde der letzten Jahre an derselben Stelle zeigen, waren hier Erlasse und Bekanntmachungen der römischen Verwaltung zur Information der Einwohner angebracht.

Warum diese Briefe gerade in Alexandria Troas öffentlich gemacht wurden, ist noch nicht endgültig geklärt. Die Wissenschaftler der Forschungsstelle Asia Minor in Münster vermuten, dass hier der Sitz der Vereinigung der Theaterkünstler angesiedelt war, was eine Veröffentlichung der kaiserlichen Regelungen sinnvoll erscheinen lässt. Professor Schwertheim und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hoffen, diese These durch weitere Funde in der in diesem Sommer stattfindenden neuen Grabungskampagne in der heutigen West-Türkei untermauern zu können.

Bereits im Jahr 2003 war die Inschrift bei Grabungsarbeiten in der antiken Metropole Alexandria Troas in der West-Türkei ans Tageslicht gekommen. Jetzt konnte Professor Schwertheim, der seit 1993 in der Stadt an den Dardanellen historisch-archäologische Forschungen betreibt, die Publikation des altgriechischen Textes in enger Zusammenarbeit mit dem Kölner Altphilologen Prof. Dr. Georg Petzl in der Reihe ‚Asia Minor Studien‘ veröffentlichen. (idw/jel)



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