Riesige Mittelalter-Städte mit Lasern unter Kambodschas Dschungel gefunden
Wo heute der kambodschanische Urwald wuchert, existierten im 12. Jahrhundert riesige Städte. Das ergaben Forschungen mit Lasertechnik. Nahe der Tempelanlage Angkor Wat schlummerten sie Jahrhundertelang unter dem Dschungelboden.
Die Fläche einiger der uralten Städte ist gigantisch. Manche davon sind doppelt so groß wie die heutige Hauptstadt Kambotschas Phnom Penh (etwa doppelt so groß ist wie München). Experten nehmen nun an, auf dem damals 2.000 Quadratkilometer großen Areal befand sich das zum damaligen Zeitpunkt größte Imperium der Welt. Es war das Reich der Khmer. Ein australischer Archäologe berichtet über seinen Fund im "Journal of Archaeological Science".
Erste Funde in 2012
Vor vier Jahren soll nahe der Tempelanlage Preah Khan und der antiken Khmer-Stadt Mahendraparvata nur ein kleiner Teil der Städte entdeckt worden sein. Doch habe es in den Städten bereits sorgfältig konstruierte Wasserleitungssysteme gegeben. Diese seien die ältesten bekannten derartigen Systeme der Welt, wie jetzt herausgefunden wurde. Sollte hier die erste wirklich fortschrittliche Zivilisation gefunden worden sein?
Vor allem aber der Untergang von Angkor gibt den Archäologen Rätsel auf. “Der Niedergang von Angkor, ist eines der signifikantesten Ereignisse in der Geschichte Südostasiens. Doch wir haben keinen präzisen Zeitpunkt für das Geschehnis, so Polkinghorne, ein australischer Archäologe." Doch verspricht er sich von den neu entdeckten späteren Hauptstädten neue Erkenntnisse.
Würde man mithilfe der Laserdaten gezielte Ausgrabungen in den Hauptstädten nach Angkor unternehmen, könne ermitteln werden, wann die Könige des Reiches in den Süden des Landes zogen. Damit hätte man einen ungefähren Zeitpunkt für das Ende von Angkor. Die Ausgrabungsarbeiten an den späteren Hauptstädten sollen 2019 starten.
"Kambodscha nach Angkor wird als Zeit des Untergangs, des Rückschritts und des Mangels verstanden; ein dunkles Zeitalter”, sagte Polkinghorne. “Tatsächlich aber sprudelte Kambodscha vor Aktivität. Südostasien war die Drehscheibe des internationalen Handels zwischen Ost und West. Bei Anwendung der Lasertechnologie in den kambodschanischen Städten Longvek und Oudong zusammen mit konventioneller Archäologie wird sich das dunkle Zeitalter als ähnlich reich, komplex und vielfältig offenbaren”, hofft der Wissenschaftler.
Luftgestützter Laser-Scanner
Die Strukturen wurden mit einem luftgestützten Laserscanner (Airborne Laser Scanners; ALS), der an einen Helicopter montiert ist, ermittelt. Unter Vorgaben wie Flugroute, Flughöhe und Geschwindigkeit können große Bereiche Streifen für Streifen abgeflogen werden. Die aufgezeichneten Daten werden vom Lasersystem heruntergeladen. Danach wird mit Computer ein 3D-Modell der Landschaft erzeugt. Bäume und unnatürliche Erhebungen werden dabei herausgerechnet. Die Erstellung einer solchen Karte kann unter Umständen Monate dauern. (dk)
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