Hergestellt aus unreinem Gefäß und Leichenteilen
Im Brennpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden standen im 2. Jhd. n. Chr. die Kultbilder der heidnischen Götter. Die griechische Hochkultur war längst vergangen, der alte, sich bis ins oströmische Reich ausdehnende Götterglaube mit seinen zahlreichen Bildnissen und Statuen, blühte aber weiterhin. Christliche Schriften aus der Zeit, wie etwa die Vita Constantini des „Kirchenvaters“ Eusebius von Cäsarea, haben so manchen heutigen Wissenschaftler inspiriert.
„Aber erzählen sie auch die Wahrheit?“ – So begann die Geschichtsprofessorin Tanja Scheer am 3. März ihren Vortrag im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Zu Beginn las sie Auszüge aus jenen historischen christlichen Texten, die schnell erkennen lassen, welch facettenreiches, mitunter skrupelloses Szenario einzelne Bischöfe entwarfen, um die Christianisierung der römischen „Heiden“ schnell vorantreiben zu können.
Die Autoren der Texte unterstellten den damaligen Menschen, die Statuen für die Götter selbst zu halten. Außerdem sollen sie nicht nur irdisch, sondern auch noch ekelerregend gewesen sein. Und selbst wenn ihr Äußeres noch schön gewesen wäre, so wäre – laut Clemens von Alexandria – deren Herstellung doch aus unreinen Gefäßen, z.B. aus einem Nachttopf, oder Leichenteilen erfolgt. Zudem erschaffen von zügellosen Menschen, mit Marterinstrumenten, von Steinmetzen mit schmutzigen Händen. Und danach bete dieser auch noch an, was er vorher selbst erschaffen hat, als wenn er das dn schon nicht mehr wüsste.
Neben dem Vorwurf irdische Materialien und irdische Künstler, fiel den christlichen Autoren auch noch das „starre Verhalten der Götter“ auf. Sie wären doch recht wehrlos, die Vögel würden sich auf sie niedersetzen, sie beschmutzen. Und sie, die Bilder, würden sich überhaupt nicht wehren. „Siehe, ich trete heran und lästere und schlage, und es rächt sich nicht an mir!“ So ging man oft sogar bis zur Zerstörung der Bildnisse und Statuen. Dass die Heiden ihre Götter auch noch in den Tempel einsperren und bewachen mussten, ja die Menschen der Götter Beschützer sein mussten, wäre doch der endgültige Beweis dafür, dass der Behütete mächtiger sein müsse, als sein Hüter.
Würde man aber die Statuen öffnen, erblicke man irdische Widerwärtigkeit – entweder Knochen, schmutzige Fetzen, Spreu von Heu und allerlei Ungeziefer. Der Serapis von Alexandria, der hellenistische Gott der Fruchtbarkeit, wurde von einem Bischof zerschlagen, „es waren nur Mäuse darinnen.“ Was aber auch kein Wunder war, denn die Statue war 12 Meter hoch, nicht massiv, und sie wurde mit Öl gepflegt. Man kann sich vorstellen, wie schnell ranziges Öl Mäuse anziehen konnte.
Und hier kommt, wohl als ganz gezielte Handlung, die Magie ins Spiel, denn magische Handlungen waren schon im alten Griechenland verboten gewesen und konnten einen das Leben kosten. Genauso, wie man den Christen bei deren Verfolgung magische Praktiken unterschob, wurde nun der Spieß herumgedreht, und die Anhänger der traditionellen Religion sollten zu Schwarzmagiern, und somit zu Verbrechern gemacht werden. Dass die Zustände, wie sie Eusebius beschreibt, wohl nicht vollständig der Wahrheit entsprechen konnten, lässt sich auch an der damaligen Tempelordnung erkennen. Jeder Tempel hatte seine Wächter, die mit ihrem eigenen Kopf dafür hafteten, dass die heiligen Stätten nicht verunreinigt wurden. Magische Handlungen waren strikt untersagt.
Und trotzdem, wer die Schilderungen der auch von Eusebius selbst miterlebten diokletianischen Verfolgung liest, dem wird schnell klar, dass Augenzeugen, die so etwas unmittelbar miterleben, hier nicht neutral berichten können.
Der Todesstoß für die ältere Religion mit ihrem Mehrgötterglauben war letztendlich aber nicht die „Überzeugungsarbeit“ mit Worten oder mit der Axt, sondern Kaiser Konstantin selbst, als er, mit dem Toleranzedikt von Mailand im Jahre 313 n. Chr. das Christentum zur Staatsreligion erklärte und die alten Heiligtümer somit nicht mehr geschützt wurden.
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