Das achte Weltwunder – Die Terrakottaarmee des Kaiser Qin
8.000 naturgetreue Soldaten, aber nicht zwei davon identisch
Im Jahre 1974 fingen Bauern im Dorf Xiyang in der chinesischen Provinz Shaanxi an, einen neuen Brunnen zur Bewässerung ihrer Felder zu graben. Plötzlich stießen sie auf eine etwas härtere Schicht. Es war der Rücken eines Soldaten aus gebranntem Ton. So begann die Entdeckung eines der sensationellsten Funde unserer Zeit – die „Terrakottaarmee“. 1,5 km entfernt vom eigentlichen Grabhügel des Qin Shihuangdi, des ersten Gottkaisers von Qin, bewacht sie die Prozessionsstraße zum Grab. In drei Gruben befinden sich insgesamt schätzungsweise 7000 bis 8000 Soldaten und Pferde.
Die Gesamtfläche der Anlage beträgt ca. 6 km2, neben Gruben mit Beigaben sind bisher 400 Nebengräber bekannt, die zum Teil im direkten Zusammenhang mit dem Kaisergrab stehen. Das Kaisergrab selbst soll unter der 76 m hohen Erdpyramide liegen. Sie misst von Osten nach Westen 345 und von Süden nach Westen 350 Meter. Der Historiker Sima Qian berichtet in seinen berühmt gewordenen historischen Aufzeichnungen (Shiji) von märchenhaften Schätzen, 700.000 Zwangsarbeitern und der Zerstörung im Jahre 206 v. Chr. durch eine Rebellenarmee.
Farbenfrohe Gewänder
Mit den Jahren füllte Sand von Überschwemmungen die Gruben, die Deckenbalken brachen ein, und nach und nach legten sich bis zu 40 Sedimentschichten über die einst lackierten und bunt bemalten Tonfiguren. Catharina Blänsdorf, Dipl. Restauratorin in der Arbeitsgruppe des „China-Projektes“ im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, spricht von farbenfrohen Gewändern, Ärmelumschlägen und Kragen, Hosen und Wickelgamaschen, mit kontrastreichen Kombinationen aus rot, orange, rosa, hell- und dunkelgrün, blau, verschiedenen Violetttönen und weiß: „Die Gesichter weisen helle, blasse Töne bis kräftig-rotbraune Farben auf. Nicht zwei Figuren sind identisch gestaltet!“
Doch der schwarze, aus dem Lackbaum gewonnene Qi-Lack, hat 2.200 Jahre im feuchten Milieu nicht standgehalten. Zwar ist die gesamte Bemalung, sowohl der Lack, als auch die wertvollen Farbpigmente, an vielen Figuren erhalten, doch sofort nach der Öffnung der Gruben – wenn die Luft trockener wird – bekommt der Lack Risse, rollt sich ein und löst sich vom Untergrund ab. Deshalb waren auch die ersten geborgenen Soldaten alle grau, stehen also nur in ihrer Rohform vor dem Betrachter.
Im Zuge der langjährigen deutsch-chinesischen Zusammenarbeit ist es inzwischen gelungen, zwei Methoden zur Erhaltung der Originalbemalung zu entwickeln, einmal mit Polyethylenglykol (PEG), und einmal mit 2-Hydroxyethylmethacrylat (HEMA) und anschließender Elektronstahlhärtung. Dabei ersetzen die so genannten Konsolidierungsmittel das Wasser innerhalb der Lackschichten und verhindern so die Schrumpfung des Materials. Die Vorgehensweise ist wie folgt: Die Figuren in der Grube werden in kleinen Abschnitten freigelegt und die Fassung noch innerhalb desselben Tages mithilfe von Kompressen gefestigt.
Zur Verwendung kamen die wertvollsten Materialien
Neben dem schon aus der Steinzeit bekannten Qi-Lack, wurden überwiegend teure Pigmente aufgetragen, wie etwa Zinnober, Malachit oder Azurit. Weiter konnte ein synthetisch hergestelltes violettes Pigment, Han Purpur, nachgewiesen werden, das man auch aus Funden der Han-Zeit kennt. Dessen Herstellungstechnologie wurde erst 1983 wieder entdeckt. Dabei handelte es sich um eine Art Standardrezept, ähnlich einem Kochrezept. Je genauer man arbeitete, umso bessere Qualität war zu erreichen, d.h. den größten Anteil der Partikel in kristalliner Form zu erhalten. „Liegen die Partikel mehr in der amorphen Form vor, kann man sich das wie zerbrochenes Glas vorstellen. Das Han Purpur im Lacküberzug der Terrakotta-Soldaten ist von einer sehr guten Qualität,“ berichtet Frau Blänsdorf. Wie Sima Qian erwähnte, muss diese Art des Lackierens und die Herstellung der Pigmente auf eine lange Zeit zurückreichen – etwa 3.000-4.000 Jahre.
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