Frankfurter Archäologen erforschen „Lost Cities“ im Oman

Was hat Menschen dazu veranlasst, sesshaft zu werden? Im Rahmen des Forschungsprojektes „Lost Cities“ gehen deutsche Wissenschaftler im Oman dieser und anderen Fragen auf den Grund - auch warum einige Jahrtausende alte Siedlungen aufgegeben wurden und andere nicht.
Titelbild
Keramikgefäße in der verlassenen Lehmziegelsiedlung von Al-Mudhaybi.Foto: Stephanie Döpper
Epoch Times8. Dezember 2019

Im Oman hat sich der Aufschwung der vergangenen drei Jahrzehnte infolge von Erdöl- und Erdgasförderung auch auf die Wohnbebauung ausgewirkt. Die Bevölkerung zog vielfach aus den traditionellen Lehmziegelsiedlungen in angrenzende neue Häuser aus Beton, ohne die ursprünglichen Siedlungen ganz aufzugeben. Höchste Zeit, diese kulturelle Landschaft zu erhalten.

Stephanie Döpper leitet ein interdisziplinäres Team aus Archäologen, Islamwissenschaftlern und Kultursoziologen aus Frankfurt, Bochum und Leipzig. Gemeinsam wollen sie herausfinden, welche soziale Relevanz die verlassenen Lehmziegelsiedlungen für die heutige Gesellschaft und die Identitätsbildung im Oman haben.

Ein Haus in der verlassenen Lehmziegelsiedlung von Al-Mudhaybi. Foto: Stephanie Döpper

Verlassene Siedlungen als belebte Orte mit Zukunft

Im Bereich der Archäologie sollen dafür in mehrmonatigen Forschungsaufenthalten in den kommenden Jahren drei Lehmziegelsiedlungen im Zentraloman kartiert und bauhistorisch aufgenommen werden. Zudem wird anhand der Untersuchung der vorgefundenen Artefakte wie Keramikscherben eine funktionale Zuordnung der einzelnen Gebäude in diesen Siedlungen vorgenommen.

Von besonderer Relevanz sind dabei Nachnutzungen, wie beispielsweise die Umwidmung eines Wohnhauses in einen Ziegenstall. These des Forschungsteams ist es, dass es sich bei den aufgegebenen Lehmziegelsiedlungen nicht nur um verlassene Kulissen einer vergangenen Lebensweise handelt, sondern um immer noch sehr lebendige und belebte Orte mit Zukunft.

Ein Haus mit eingestürzter Decke in der verlassenen Lehmziegelsiedlung von Sinaw. Foto: Stephanie Döpper

Auf den Spuren der Vergangenheit

Dr. Stephanie Döpper beschäftigt sich schon seit Jahren mit Siedlungen und Siedlungssystemen im Zentraloman von der frühen Bronzezeit im 3. Jahrtausend v. Chr. bis hin zu den wahrscheinlich im 18. oder 19. Jahrhundert n. Chr. entstandenen und heute verlassenen Lehmziegelsiedlungen im Rahmen des von der Gerda Henkel Stiftung bewilligten Forschungsvorhabens.

Dabei steht immer auch die Frage im Hintergrund, was Menschen in dieser Region veranlasst hat, sesshaft zu werden und auch, warum solche Siedlungen wieder aufgegeben wurden.

Keramikgefäße in der verlassenen Lehmziegelsiedlung von Al-Mudhaybi. Foto: Stephanie Döpper

Die Förderung durch die Gerda Henkel Stiftung ermöglicht die Finanzierung eines Promotionsstipendiums sowie der Forschungsaufenthalte vor Ort. Insgesamt nimmt die Stiftung 53 neue Forschungsvorhaben in ihre Förderung auf. In ihrer Herbstsitzung bewilligten die Stiftungsgremien hierfür 8,6 Millionen Euro. Damit werden Wissenschaftler aus knapp 30 Ländern unterstützt. (GU/ts)



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