Waschbären, Marderhunde und Minks: Jäger beobachten Ausbreitung mit Sorge

Tierische Einwanderer wie Marderhund, Mink und Waschbär werden von Jägern in Deutschland immer häufiger gesichtet. Sie würden gern mehr von ihnen schießen, doch Naturschützer sehen wenig Gefahr für die Ökosysteme bundesweit.
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Waschbär auf dem Dach: Die Eroberung neuer Lebensräume erfolgt über Schiffe, Lastwagen oder Flugzeuge entlang der weltweiten Verkehrs- und Handelsrouten.Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Epoch Times1. November 2020

Von Mink bis Waschbär: Nach der Statistik des Deutschen Jagdverbands (DJV) breiten sich Arten weiter aus, die in Deutschland nicht heimisch sind. Das geht aus einem bundesweiten Monitoring-System hervor, für das Jäger und Wissenschaftler 2019 die Bestände in rund 26.000 Jagdrevieren beobachtet haben.

Während Jäger die Eindringlinge gern vermehrt abschießen würden, lehnen Naturschützer das bisher ab. Ihr Argument: Die zumeist nachtaktiven und scheuen Migranten seien gut integriert, schädigten das Ökosystem augenscheinlich nicht – und seien ohnehin nicht mehr auszurotten. Ein Überblick.

Marderhunde

Der Marderhund stammt aus Ostasien, hat es inzwischen aber bis an die Nordsee geschafft. Bundesweit leben Marderhunde heute bereits in mehr als zwei Dritteln (38 Prozent) der Jagdreviere, die am Monitoring teilnehmen.

An der Einwanderung ist der Mensch nicht unschuldig: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind zahlreiche Marderhunde aus Pelzfarmen entkommen und nach Westen gewandert. Zuerst haben sie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern besiedelt. Das ist auch heute noch ihre Lieblingsregion.

Besonders rasant verlief die Migration danach Richtung Schleswig-Holstein. 2005 haben Jäger Marderhunde dort in rund einem Fünftel ihrer Reviere (18 Prozent) nachgewiesen, 2016 bereits in 70 Prozent. Allerdings haben inzwischen neben der Jagd auch Krankheiten wie die Staupe Bestände wieder reduziert.

Dem Naturschutzbund Deutschland gilt der Marderhund inzwischen als heimische Art, die sich entgegen aller Befürchtungen zumeist ohne dramatische Folgen in die Ökosysteme einfüge. Zu seinen natürlichen Feinden zählten Luchs und Wolf.

Waschbären

Ursprünglich sind die Kleinbären, die gern alles mit ihren Vorderpfoten ertasten, in Nordamerika zu Hause. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zur Pelzgewinnung auch in Deutschland gezüchtet – und einige entwichen. In Hessen wurden in den 1930er Jahren nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland Tiere auch absichtlich ausgesetzt, 1945 gelangten östlich von Berlin Waschbären in die Freiheit.

Inzwischen kommen sie in mehr als der Hälfte (57 Prozent) der deutschen Jagdreviere vor. Das ist nach DJV-Angaben eine leichte Steigerung gegenüber 2017, aber mehr als eine Verdopplung im Vergleich zu 2006.

Der Waschbär hat zwei Lieblingsregionen: In Westdeutschland Hessen sowie im Osten Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Vor allem im Nordosten verlief die Ausbreitung rasant: von 2006 bis 2019 hat sich die Zahl der Reviere mit Vorkommen nahezu verfünffacht.

Für Naturschützer hat sich aber auch der Waschbär in mehr als 50 Jahren gut in die deutsche Natur integriert. Er schädige keine anderen Arten nachhaltig. Die Säugetiere können aber durchaus lästig werden. Als Kulturfolger ziehen sie Menschen bis in die Städte hinterher, räumen Mülltonnen aus und ernten Obstbäume ab. Sie können auch in Dachböden einziehen.

Mink

Auch der Mink stammt aus Nordamerika und gilt als verwildertes Haustier. Der kleine Raubsäuger ist an Gewässer gebunden. Bundesweit gesehen kommt er auch deshalb nur in acht Prozent der Reviere vor – aber auch das sind zwei Drittel Sichtungen mehr als 2006.

Besonders begehrt beim Mink ist augenscheinlich Sachsen-Anhalt. Knapp ein Viertel der Jagdreviere (24 Prozent) haben das Vorkommen gemeldet – das sind dreimal so viele wie im Bundesschnitt. Den größten Anstieg der Sichtungen seit 2006 aber hat Brandenburg verzeichnet – um weit mehr als die Hälfte (+58 Prozent).

Die Tiere sind Fleischfresser und vertilgen unter anderem Mäuse, Krebse und Frösche. Manchmal erbeuten sie auch Wasservögel und Fische. (dpa)



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