US-Corona-Studie: Phasen der sozialen Distanzierung könnten bis 2022 notwendig sein

Die Vereinigten Staaten müssen nach Ansicht von Forschern der Harvard School of Public Health möglicherweise bis 2022 Maßnahmen der sozialen Distanzierung ertragen, die während des Corona-Ausbruchs ergriffen werden.
Titelbild
Ein Schild fordert in einem Flughafen auf, Abstand zu halten.Foto: Richard Heathcote/Getty Images
Epoch Times15. April 2020

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie könnten in den USA einer Studie zufolge bis 2022 immer wieder Phasen von sozialer Distanz notwendig sein. Eine einzige solche Periode dürfte nicht ausreichen, um die Verbreitung des Virus SARS-CoV-2 mittelfristig auf einem für die Krankenhäuser zu schulternden Niveau zu halten, sagte Studienautor Stephen Kissler am Dienstag.

Sollte es keine anderen Behandlungsmethoden geben, müssten immer wieder Phasen der sozialen Distanz verhängt werden.

Studie basiert auf Computermodellen

Die Studie der Wissenschaftler der US-Universität Harvard, die das Fachmagazin „Science“ am 14. April veröffentlichte, basiert auf Computermodellen zur Verbreitung des Virus. Der Untersuchung liegt die Annahme zugrunde, dass die von dem Erreger ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 wie die gewöhnliche Grippe künftig saisonal auftreten könnte. Dabei gehen die Forscher von höheren Ansteckungsraten in den kälteren Monaten aus.

„Zeitweilige Distanzierung kann bis ins Jahr 2022 erforderlich sein, es sei denn, die Kapazität der Intensivpflege wird wesentlich erhöht oder eine Behandlung oder ein Impfstoff wird verfügbar“, steht in der Studie der Harvard-Forscher.

Eine massive Häufung von Erkrankungen werde Kliniken an ihre Belastungsgrenzen bringen oder überfordern, wie es derzeit der Fall ist, so die Forscher. Maßnahmen wie die Vorschriften zum Abstandhalten oder Ausgangsbeschränkungen sollen die Infektionskurve abflachen – und wären demnach vorerst immer wieder nötig.

Die Studie räumt ein, dass eine anhaltende Distanzierung höchstwahrscheinlich tief greifende negative wirtschaftliche, soziale und bildungspolitische Folgen haben würde.

Lob der Studie aus England

Der Epidemiologe Mark Woolhouse von der Universität Edinburgh lobte die Arbeit seiner US-Kollegen. Im Gegensatz zu anderen bisherigen Studien haben sie sich in ihrer Studie mit den Auswirkungen von COVID-19 über einen Zeitraum von mehreren Jahren befasst, sagte er. Allerdings basiere sie auf Computermodellen, in die auch bisher unbestätigte Annahmen eingeflossen seien, schränkte Woolhouse ein.

In den USA wird derzeit über eine mögliche Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen und eine langsame Rückkehr zur Normalität nachgedacht. (dpa/Reuters/sza)



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