Tickende Zeitbombe: Schwermetalle aus Bremsbelägen
Entgegen der heute von vielen Experten vertretenen Meinung, unsere Flüsse und Seen wären wieder sauber, legt das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) eine neue Studie über Gewässerbelastung vor. Und zwar geht es um die Schwermetalle Kupfer und Zink, für die an mehr als der Hälfte aller Messstellen in deutschen Gewässern die Grenzwerte überschritten werden – mit Folgen für empfindliche Tier- und Pflanzenarten. Größter Verschmutzer ist aber nicht mehr die Industrie, denn die hat in den letzten 15 Jahren ihre Emissionen von Schwermetallen erheblich gesenkt, sondern der Straßenverkehr.
Wer von Umweltverschmutzung durch Autos redet, meint meist die Abgase. Dabei sind die Fahrzeuge noch eine Quelle für weitere Schadstoffe, sagt das Fraunhofer-Institut in ihrer Pressemitteilung: Über den Abrieb von Bremsbelägen und Reifen gelangen jedes Jahr 932 Tonnen Kupfer, 2078 Tonnen Zink und 80 Tonnen Blei in die Umwelt.
Auch die Ausrüstung der Straßen und Autobahnen mit verzinkten Leitplanken oder Schilderbrücken sowie der Fahrbahnabrieb tragen zu den Belastungen bei. An Dächern und Fassaden von Gebäuden werden diese Metalle ebenfalls zunehmend verwendet, wegen der längeren Haltbarkeit zum Beispiel von Regenrinnen und wegen der leichten Verarbeitung. Aber auch aufgrund gestalterischer Überlegungen greifen Architekten heute gerne zu Kupfer- und Zinkverblendungen, was zur Folge hat, dass jedes Jahr von Gebäuden 85 Tonnen Kupfer, 682 Tonnen Zink und 25 Tonnen Blei in die Umwelt gelangen, der Löwenanteil davon über die Kanalisation in Flüsse und Seen.
„Dabei gibt es sinnvolle Alternativen“, sagt Thomas Hillenbrand, Projektleiter am Fraunhofer ISI. Diese finden Bauherren und Architekten in einem Leitfaden des Umweltbundesamtes. Neben dem Tipp, auf große Metallflächen an Gebäuden zu verzichten, werden hier metallische Produkte wie verzinntes Kupferblech, beschichtetes Zinkblech oder Aluminium- und Edelstahlbleche aufgelistet, die deutlich geringere Korrosionsraten aufweisen. Auch Filtersysteme zur Behandlung des Dachablaufwassers helfen, die Schwermetallbelastung zu senken.
Den dringendsten Handlungsbedarf sieht Hillenbrand aber bei Bremsbelägen. Seit 2004 dürfen zwar keine bleihaltigen Bremsbeläge mehr hergestellt werden und auch Auswuchtgewichte aus Blei sind verboten, doch Kupfer ist in Bremsbelägen immer noch enthalten. Und das wäre nicht einmal mehr nötig. Im Ersatzteilhandel gibt es bereits kupferfreie Beläge, die sich jedoch in der Erstausrüstung bei den Automobilherstellern noch nicht durchgesetzt haben.
(jel)
Die Studie „Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden – Analyse der Emissionspfade und möglicher Emissionsminderungsmaßnahmen“ kann unter folgender Internet-Adresse herunter geladen werden: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2936.pdf
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