Stickoxid-Belastung häufig über erlaubter Grenze
Dies geht aus Daten des Umweltbundesamts (UBA) hervor, die Greenpeace analysiert hat. Demnach überstieg die Konzentration an etwa jeder zweiten Stelle, die in den ersten neun Monaten ausgewertet wurde, im Durchschnitt die zulässigen 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Das UBA sammelte dabei Informationen von 137 Luftmesspunkten, heißt es zu der Untersuchung, deren Datensatz der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Aus Sicht von Greenpeace zeigen die Zahlen, dass es jenseits des aktuellen Abgas-Skandals bei VW ein gravierendes Problem mit dem Diesel-Schadstoffausstoß in Deutschland gibt. „Die massiv überhöhten Innenstadtwerte bedrohen die Gesundheit der Menschen“, sagte der Verkehrsexperte der Umweltschutzorganisation, Daniel Moser.
Man müsse davon ausgehen, dass sich die Werte für das Gesamtjahr 2015 nach den noch ausstehenden Messungen zudem deutlich verschlechtern dürften – ähnlich wie 2014, als am Ende rund zwei Drittel der Stationen zu hohe Werte angezeigt hätten.
Um Abweichungen zwischen Herstellerangaben und Realwerten bei Autoabgasen zu verringern, verlangt Greenpeace realistischere Verfahren – etwa den RDE-Test („Real Driving Emissions“), bei dem im Straßenbetrieb gemessen wird. RDE soll zwar von 2016 an zum Einsatz kommen, jedoch vorerst nur zu Informationszwecken. Auch das Umweltbundesamt sprach sich für die alternative Testmethode aus.
Der Autoverband VDA räumte ein, dass ein Großteil der Stickoxide aus dem Straßenverkehr stammt. Man müsse aber bedenken, dass viele neue Modelle bereits die striktere Euro-6-Abgasnorm erfüllten – auch wenn ihr Anteil an der deutschen Diesel-Gesamtflotte von derzeit etwa 13,9 Millionen Wagen mit rund 1,2 Millionen noch recht gering sei. Zudem könne es nicht allein um schärfere Vorgaben für die Autobauer gehen. Auch über eine bessere Organisation des Verkehrs – etwa durch mehr „Grüne-Welle“-Phasen – lasse sich die Stickoxid-Belastung senken.
Gegen das RDE-Verfahren habe man grundsätzlich keine Einwände. „Da arbeiten wir intensiv mit“, hieß es aus dem Verband. „Wir haben alle ein Interesse daran, dass die Differenz zwischen den Werten auf der Rolle und auf der Straße kleiner wird.“ Man müsse bei solchen Realtests aber die Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicherstellen.
Vor zwei Wochen war herausgekommen, dass VW in den USA mit einem Computerprogramm Diesel-Abgaswerte manipuliert hatte. Weltweit sind 11 Millionen Autos betroffen, davon 2,8 Millionen in Deutschland.
(dpa)
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