Skandinavien wurde in Grönland geboren
In einem uralten finnischen Gestein, das zwischen einigen der ältesten Berge Nordeuropas liegt, haben Forscher Spuren eines bisher verborgenen Teils der Erdkruste gefunden. Diese führen mehr als drei Milliarden Jahre in die Vergangenheit – und in Richtung Grönland.
Erhalten waren diese Spuren in dem Mineral Zirkon, das in der Schmuckindustrie als günstiger Ersatz für Diamanten verwendet wird. Der chemische Fingerabdruck des Zirkons zeigte schließlich, dass das „Fundament“ Dänemarks und Skandinaviens wahrscheinlich vor etwa 3,75 Milliarden Jahren in Grönland „geboren“ wurde. Damit sei es etwa 250 Millionen Jahre älter als bisher angenommen.
„Die Zirkone aus Finnland weisen Signaturen auf, die vermutlich viel älter sind als alles, was jemals in Skandinavien gefunden wurde. Gleichzeitig stimmen sie mit dem Alter der grönländischen Gesteinsproben überein und bestätigen die Ergebnisse von drei unabhängigen Isotopenanalysen“, sagt Andreas Petersson, Geowissenschaftler an der Universität Kopenhagen.
Wasserwelt ohne Sauerstoff
Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland liegen auf einem Teil der Erdkruste, der als Baltischer Schild bekannt ist. Die Forscher glauben, dass er sich als „Samen“ von Grönland löste und sich über Hunderte Millionen Jahre verschob, bis er dort „Wurzeln schlug“, wo sich heute Finnland befindet.
Hier wuchs die Platte, während sich neues geologisches Material um sie herum ansammelte und zu Skandinavien wurde. Zum Zeitpunkt der Ablösung der Kruste von Grönland sah der Planet geologisch jedoch ganz anders aus als heute.
„Die Erde war wahrscheinlich ein Wasserplanet, jedoch ohne Sauerstoff in der Atmosphäre und ohne aufsteigende Kruste. Aber, weil das so weit in der Vergangenheit liegt, können wir nicht wirklich sicher sein, wie es tatsächlich aussah“, erklärt Professor Tod Waight, Geologe an der Universität Kopenhagen.
Dass die Erde überhaupt eine kontinentale Kruste aus Granit hat, ist nach Ansicht der Forscher etwas ganz Besonderes, wenn sie ins Weltall blicken und sie mit anderen Planeten in unserer galaktischen Nachbarschaft vergleichen.
„Das ist einzigartig in unserem Sonnensystem. Und der Nachweis von flüssigem Wasser und einer Granitkruste sind Schlüsselfaktoren, die bei der Suche nach bewohnbaren Exoplaneten und damit nach Leben jenseits der Erde eine Rolle spielen“, so Petersson.
Auf der Suche nach weiteren Geburtsorten
Die neue Studie fügt sodann Teile zu einem uralten kontinentalen Puzzle hinzu. „Wenn wir verstehen, wie sich Kontinente gebildet haben, können wir auch verstehen, warum unser Planet der einzige im Sonnensystem ist, auf dem Leben existiert. Denn ohne feste Kontinente und Wasser dazwischen gäbe es uns nicht. Tatsächlich beeinflussen Kontinente sowohl die Meeresströmungen als auch das Klima, die für das Leben auf der Erde entscheidend sind“, sagt Andreas Petersson.
Gleichzeitig ergänzen die neuen Ergebnisse frühere Studien, die ähnliche Geburtsorte in anderen Teilen der Welt gefunden haben. „Es gibt noch vieles, was wir nicht wissen. In Australien, Südafrika und Indien zum Beispiel wurde Ähnliches gefunden. Allerdings wissen wir nicht, ob sie alle aus demselben Geburtsort stammen oder ob sie unabhängig voneinander an verschiedenen Orten der Erde entstanden sind. Das möchten wir mit der Methode, die wir in dieser Studie angewandt haben, künftig genauer untersuchen“, so Waight abschließend.
Die Studie erschien am 1. März 2024 im Fachmagazin „Geology“.
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