„Senkrechte Wände, möglicherweise Eingang“: Forscher entdecken unterirdische Struktur in Gizeh

In der Nähe der Pyramiden von Gizeh haben Ägyptologen eine rätselhafte, unterirdische L-förmige Struktur gefunden. Ihre Bauart ist unbekannt – und ein möglicher Eingang zu einem tiefer gelegenen Bereich nicht ausgeschlossen.
Forscher haben eine L-förmige Struktur in Gizeh entdeckt
Seit über 100 Jahren graben Archäologen in Gizeh und entdecken immer noch Neues.Foto: Anton Aleksenko/iStock
Von 27. Mai 2024

In Ägypten gibt es zahlreiche bedeutende archäologische Stätten – unter anderem die Pyramiden und den Sphinx von Gizeh. Doch dies sind nicht die einzigen Bauten auf dem Plateau. So gibt es neben den weit sichtbaren großen Pyramiden auch unzählige unterirdische Gräber, die sogenannten Mastabas. Diese bilden sorgfältig in Reihen angelegt ganze Gräberfelder, in denen Mitglieder der königlichen Familie und hochrangige Offiziere bestattet wurden.

Eines dieser unterirdischen Gräberfelder – der sogenannte Westfriedhof – hat nun vermutlich Zuwachs erhalten. So haben japanische Forscher in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Forschungsinstitut für Astronomie und Geophysik in Helwan (Ägypten) in diesem Bereich Bodenerkundungen durchgeführt und eine ungewöhnliche Struktur entdeckt.

Eine nicht so freie Fläche

Der Westfriedhof von Gizeh liegt nordwestlich der beiden großen Pyramiden und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 560 mal 370 Meter. Diese ist nahezu vollständig mit Gräbern unterschiedlicher Größe bebaut. Es gibt jedoch eine rund 80 mal 110 Meter große Freifläche ohne oberirdische Bauten.

Während Archäologen seit über 100 Jahren die umliegenden unterirdischen Gräber ausgruben, blieb die freie Fläche etwas größer als ein Fußballfeld bis vor kurzem wissenschaftlich unberührt. Auf dem größtenteils flachen Gelände gab es augenscheinlich nichts als verdichteten Sand. Lediglich an ein paar Stellen befanden sich kleine Hügel mit Steinblöcken. Aber sollte das wirklich alles sein?

Karte des Pyramidenkomplexes von Gizeh

Karte des Pyramidenkomplexes von Gizeh mit dem Westfriedhof (blau) und seiner untersuchten Freifläche (rot). Foto: kms/Epoch Times nach Rainer Lesniewski/iStock

Um herauszufinden, ob das Areal wirklich leer ist, warfen die Forscher 2021 bis 2022 einen Blick tief unter den Sand. Mithilfe von Bodenradar und sogenannter ERT-Tomographie – Messungen der Leitfähigkeit des Bodens – erstellten Motoyuki Sato und seine Kollegen Bilder des Untergrundes, um mögliche unterirdische Gräber sichtbar zu machen.

Und tatsächlich: In dem von ihnen ausgewählten Untersuchungsgebiet entdeckten sie bereits in einem halben bis zwei Meter Tiefe eine L-förmige Struktur von rund zehn mal 15 Metern Größe. Diese scheint mit Sand gefüllt zu sein, was darauf schließen lässt, dass es sich hierbei um einen verfüllten Hohlraum handelt. Verbunden könnte diese mit einer zweiten, etwa 3,5 bis zehn Metern tiefer liegenden Struktur sein.

Ein neues Grab für Gizeh?

Die L-förmige Struktur befindet sich – wie die umliegenden unterirdischen Gräber – in einer Nord-Süd- beziehungsweise Ost-West-Ausrichtung und scheint dünn und vertikal in den Boden zu gehen. Aus diesem Grund vermuten die Forscher, dass es sich hierbei um den Eingang zu einer unterirdischen Kammer handeln könnte.

Bodenscan aus Gizeh mit L-Struktur

Das Ergebnis des Bodenscans zeigt eine L-förmige Struktur. Foto: Sato et al. (2024), CC BY-NC-ND 4.0 DEED

„Wir schließen aus diesen Ergebnissen, dass es sich bei der Struktur um vertikale Wände oder Schächte handeln könnte, die zu einer Grabanlage führen“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Aus welchem Material oder Gestein diese bestehen, ist jedoch unbekannt.

Aufgrund ihrer Form ähnelt die Struktur jedoch den umliegenden Mastabas. Diese Gräber haben eine rechteckige Struktur mit flachem Dach und sind aus Kalkstein oder Lehmziegeln gebaut. Da sie tief unter dem Sand liegen, führt ein Schacht meist senkrecht in die unterirdische Grabkammer. Ob es sich bei der Struktur wirklich um ein neues Grab handelt, müssen künftige Untersuchungen zeigen.

Die Studie erschien am 5. Mai 2024 in der Fachzeitschrift „Archaeological Prospection“.



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