Menschen siedelten früher als gedacht hoch im Gebirge
Menschen haben schon wesentlich früher als gedacht unwirtliche Bergregionen besiedelt. Bereits vor mehr als 30.000 Jahren lebten sie als Jäger und Sammler im damals vergletscherten Bale-Gebirge im heutigen Äthiopien, wie Forscher unter deutscher Leitung im Fachblatt „Science“ schreiben.
„Sie haben dort nicht nur lange Zeit verbracht, haben gegessen, gekocht, Fäkalien hinterlassen und Werkzeuge hergestellt, sondern die Ressourcen des Hochgebirges wiederholt, über viele Jahrtausende hinweg, genutzt“, sagte Hauptautor Götz Ossendorf von der Universität Köln.
Auf 3500 Metern Höhe im Bale-Mountains-Nationalpark haben die Archäologen eine Art Basiscamp der Steinzeitmenschen entdeckt. Von dieser Fundstelle aus unternahmen die damaligen Menschen Streifzüge in die Umgebung. Es handelte sich vermutlich um kleine Gruppen von 20 bis 25 Leuten. Die Wissenschaftler fanden zahlreiche Artefakte, darunter Steinwerkzeuge aus Obsidian – Vulkanglas -, das die Menschen sich nachweislich aus über 4200 Metern Höhe und in unmittelbarer Nähe der damaligen Gletscher beschafften.
Warum die Menschen so früh bereits ins Hochgebirge zogen, ist nicht bekannt. „Unsere Ausgangshypothese war, dass das durch klimatischen Druck geschah“, sagte Ossendorf. „Das trifft aber auf keinen Fall zu. Wir wissen es schlicht nicht. Vielleicht war es einfach Neugier.“ Die Menschen fanden in jedem Fall genug zu essen und zu trinken und passten sich den Gegebenheiten des alpinen Hochgebirges an.
Sie tranken ganzjährig abschmelzendes Gletscherwasser und jagten die dort zahlreich vorkommenden Riesenmaulwurfsratten (Tachyoryctes macrocephalus). Dadurch konnte sowohl dem größeren Kalorienbedarf in diesen Höhenlagen Rechnung getragen werden, als auch übermäßige körperliche Anstrengungen in diesen sauerstoffarmen Höhen vermieden werden. Für geübte Jäger seien diese Tiere nicht schwierig zu erlegen gewesen, sagt Ossendorf.
Die Riesenmaulwurfsratten leben in einer Art Heideland. Womöglich haben die damaligen Menschen schon Vegetation abgebrannt, um den Lebensraum der Tiere zu vergrößern und dadurch ihre eigene Nahrungsgrundlage zu sichern. „Wir haben es mit Homo sapiens zu tun“, sagte Ossendorf. „Die haben keine Smartphones gehabt, aber kognitiv gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied zu heutigen Menschen. Darüber hinaus zeichnet sich immer deutlicher ab, dass der prähistorische Homo sapiens schon früh in der Lage war, dauerhaft alle ökologischen Nischen erfolgreich zu besiedeln, darunter auch sehr unwirtliche Regionen.“
Die Wissenschaftler fanden auch ein Straußenei. „Strauße kommen dort oben nicht vor, das heißt also, dass die Menschen in einem Austausch mit Leuten aus den Ebenen standen. Sie waren also Teil eines Netzwerks.“
Die jetzt veröffentlichte Studie ist Teil eines internationalen und interdisziplinären Forschungsprojektes unter Leitung der Universität Marburg in Zusammenarbeit unter anderem mit Wissenschaftlern der Universitäten Köln, Bern, Halle-Wittenberg, Rostock, Bayreuth und Addis Abeba. (dpa)
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