In Bernstein gegossen: Älteste Spermien der Welt entdeckt

Über 100 Millionen Jahre konserviert in Bernstein: Forscher haben in einem winzigen Krebsweibchen Riesenspermien entdeckt – das Tier wurde offenbar kurz nach der Paarung vom Harz eingeschlossen.
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In diesem kleinen Stück Bernstein aus der Kreidezeit haben Forscher in einem winzigen Krebsweibchen Riesenspermien entdeckt.Foto: He Wang & Xiangdong Zhao/LMU/dpa/dpa
Epoch Times17. September 2020

Die ältesten Spermien der Welt sind 100 Millionen Jahre alt. Ein internationales Team von Paläontologen entdeckte sie in Bernstein gegossen im Inneren eines weiblichen Muschelkrebses aus Myanmar, wie Forscher unter anderem der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München im Fachmagazin „Proceedings B“ berichten. Das Krustentier hatte sich offenbar gerade gepaart, ehe es im Baumharz eingeschlossen wurde.

Die bisher ältesten Spermien waren nur halb so alt: Die 50 Millionen Jahre alten Samenzellen waren im versteinerten Kokon eines Gürtelwurms in der Antarktis entdeckt und vor fünf Jahren in der Zeitschrift „Biology Letters“ vorgestellt worden.

Die Krebse, die mit ihrem zweiklappigen, verkalkten Panzer ein wenig an Muscheln erinnern, existieren seit 500 Millionen Jahren. Mit dem Spermienfund entdeckten die deutschen, britischen und chinesischen Forscher eine bislang unbekannte Art, die sie „Myanmarcypris hui“ nannten.

Mittels Röntgenmikroskopie fertigten sie computergestützte 3-D-Rekonstruktionen der in Bernstein eingebetteten Krebse. Dabei waren nicht nur die winzigen Gliedmaßen der nur gut einen halben Millimeter großen Tiere zu sehen, sondern auch ihr Fortpflanzungsorgane und eben die 100 Millionen Jahre alten Spermien.

Sie lagen in beutelartigen Behältern, in denen sie aufbewahrt werden, bis die Eier befruchtungsreif sind. „Dieses Weibchen muss sich kurz vor dem Einschluss im Baumharz noch gepaart haben“, erklärt einer der chinesischen Wissenschaftler. Die Rekonstruktionen enthüllten auch die charakteristischen muskulösen Spermienpumpen und zwei Penisse, mit denen männliche Muschelkrebse die Weibchen begatten.

„Es war eine überaus seltene Möglichkeit, etwas über die Evolution dieser Organe zu erfahren“, sagt die beteiligte LMU-Geobiologin Renate Matzke-Karasz. Die Spermien seien wahrscheinlich länger gewesen als der Krebs selbst. Da sie aufgewickelt in den Speicherorganen lagen, lasse sich die Länge nicht genau feststellen. Bei heutigen Muschelkrebsen seien sie teils fünf Mal so lang.

Der Nachweis aus Myanmar, dass Tiere sich bereits seit mehr als 100 Millionen Jahren mit Riesenspermien fortpflanzen, beweise den Erfolg dieser Strategie, sagt Matzke-Karasz. Bei den meisten Tieren wie auch beim Menschen gebe es winzige Spermien in sehr großen Mengen. Nur wenige Tiere, darunter manche Fruchtfliegen und eben Muschelkrebse, stellten eine relativ kleine Anzahl überdimensionaler Spermien her, die um ein Vielfaches länger seien als die Tiere selbst. (dpa)



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