Logo Epoch Times

Große Nachfrage, geringe Wirkung – Corona-Antikörper-Tests mit Qualitätslücken

Ein positives Test-Ergebnis auf Corona heißt nur, dass Antikörper gefunden wurden. "Ob diese durch eine SARS-CoV-2-Infektion entstanden sind oder durch ein anderes Coronavirus" ist noch nicht geklärt, erklärt Dr. Scholz. Daher seien die derzeitigen Antikörper-Tests „nicht sehr sinnvoll“, so Geschäftsführerin Cornelia Wanke von dem Verein der Akkreditierten Labore in der Medizin.

top-article-image

Eine Laborantin untersucht Blutproben auf Antikörper gegen Sars-CoV-2.

Foto: Karen Ducey/Getty Images

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 4 Min.

Deutschland wird immun – so könnte man denken. Die COVID-19-Zahlen des Robert-Koch-Instituts geben Hoffnung. Von bislang 143.457 Infizierten (Stand 21.4.) sind nach Schätzung der Wissenschaftler rund 95.200 genesen. Mit anderen Worten gesagt: Von den rund 83 Millionen Einwohnern in Deutschland sind aktuell etwa 48.000 Menschen infiziert.
Ein Thema, das die Bevölkerung und auch die Forscher umtreibt, ist die Frage nach der Immunität. Manche vermuten, dass keine Immunität bestehen könnte nach einer durchgemachten Infektion, und verweisen auf die Situation in Südkorea. Dort sollen 91 Patienten nach einer Infektion erneut positiv auf das aus China stammende Virus SARS-CoV-2 getestet worden sein. Dass das Virus „reaktiviert“ worden sein könnte, hält der Direktor des Koreanischen Zentrums für Krankheitsbekämpfung KCDC, Joeng Eun-kyeong, für unwahrscheinlich.
Laut François Balloux, Direktor des Genetic Institute vom Londoner University College, könnte es sich einfach um einen chronischen Verlauf der Krankheit handeln. Andererseits könnten auch die Testergebnisse falsch sein. Es wird gerätselt, spekuliert und geforscht.
Mike Ryan, Nothilfedirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte sich zurückhaltend zur Immunität nach einer Infektion: „Wir wissen es nicht.“ Dem fügte er hinzu: „Wir können unsere Schlüsse nur aus unseren Erkenntnissen über andere Coronaviren ziehen, und selbst bei ihnen sind unsere Daten begrenzt.“
Den Experten der Universität Bonn zufolge sind Menschen, die eine Infektion durchlaufen, nach derzeitigem Wissensstand für einen Zeitraum von sechs bis 18 Monaten gegen eine neuerliche Ansteckung immun. Sie können den Virus demnach nicht weiterverbreiten.

Antikörper-Tests in Testphase

Aufgrund dieser Problematik spielen neben den PCR-Tests, die auf eine aktuelle Infektion mit SARS-CoV-2 hinweisen, die Antikörper-Tests eine wesentliche Rolle.  Diese sind frühestens zwei Wochen nach Symptombeginn oder PCR-Nachweis sinnvoll, sagen Experten der Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) in Deutschland. Eine aktuelle Infektion zeige der Antikörper-Test jedoch nicht an. Antikörper-Tests bieten lediglich einen Hinweis auf eine zurückliegende Infektion mit SARS-CoV-2.
Die Qualität der vorhandenen Schnelltests für die Praxis seien zudem derzeit nicht ausreichend. „Antikörper-Tests brauchen eine hohe Zuverlässigkeit“, sagte ALM. Bezüglich der Frage zur Immunität stellte der Labor-Verein klar: „Die Angaben lassen keine Aussage zur Immunität zu.“
Insoweit warnen die Akkreditierten Labore vor einem allzu frühen und gar flächendeckenden diagnostischen Einsatz: „Derzeit können wir auch mit positivem Testergebnis noch keine klare Aussage zu der Frage treffen, ob der Getestete dann immun gegen SARS-CoV-2 ist“, betonte Dr. Christian Scholz, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Vorstandsmitglied des Vereins.
„Ein positives Ergebnis heißt nur, dass Antikörper gefunden wurden. Ob diese durch eine SARS-CoV-2-Infektion entstanden sind oder durch ein anderes Coronavirus, dazu fehlen uns bisher noch die Ergebnisse weiterer Studien zur Spezifität der Tests“, sagte Dr. Scholz weiter.
Aus diesem Grund seien die derzeitigen Antikörper-Tests „nicht sehr sinnvoll“, antwortete ALM-Geschäftsführerin Cornelia Wanke auf Anfrage gegenüber der Epoch Times.
Sobald die Voraussetzungen für einen gesicherten Einsatz der Antikörper-Tests erfüllt seien, könnten diese selbstverständlich schnell und auch flächendeckend angeboten werden. „Wir sehen uns hier aber als Fachärzte in der Pflicht, darauf hinzuweisen, dass die Tests im Moment noch kein gesichertes Ergebnis im Einzelfall liefern können“, fügte Dr. Scholz hinzu.

Durchseuchung oder Impfung

Ab einem gewissen Anteil von Immunisierten an der Gesamtbevölkerung gilt eine Pandemie auch ohne Impfstoff als beherrschbar. Diese sogenannte Herdenimmunität liegt bei etwa 60 bis 70 Prozent.
Eine „gezielte Durchseuchung“ der Bevölkerung wird von der Regierung aus Rücksicht auf die gefährdete Personengruppe von Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen abgelehnt. Stattdessen setzen die Länder auf Kontaktverbote, Ausgangsbeschränkungen und neuerdings vereinzelt auch auf Mundschutz-Pflicht.
{#gesichtsmasken}

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können