Die Reaktionen auf aktuellen Glyphosat-Test in Bier: Niederlage für Grüne im Bundestag
Das Münchner Umweltinstitut veröffentlichte gestern seinen Glyphosat-Test von 14 Biersorten. Ob das Herbizid krebserregend ist, bleibt umstritten. Die Glyphosat-Werte lagen zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm (Millionstel Gramm) pro Liter und damit im extremsten Fall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 Mikrogramm, wie das Umweltinstitut am Donnerstag mitteilte. Einen Grenzwert für Bier gibt es allerdings nicht. Experten diskutieren seit Jahren, ob das seit 1974 zugelassene Glyphosat möglicherweise krebserregend ist oder nicht. In wenigen Tagen soll auf europäischer Ebene über eine erneute Zulassung des Herbizids entschieden werden.
Der Deutsche Brauer-Bund rettete sich nun damit, dass er die Studie des Umweltinstituts München als unglaubwürdig abtat. Die Brauereien in Deutschland betrieben einen hohen Aufwand, um die Rohstoffe Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, die sie nach dem Reinheitsgebot verwenden, auf mögliche Schadstoffe zu kontrollieren. Schließlich bleibt den Brauer-Bund nur zu bemerken: „Wie das Umweltinstitut in seiner Veröffentlichung selbst feststellt, finden sich Spuren von Glyphosat „inzwischen fast überall““, schreibt der Brauer-Bund.
Die Fernsehköchin und überzeugte Bio-Aktivistin Sarah Wiener (53) hält einen Schutz vor Pestiziden in der Nahrung für nahezu unmöglich. „Ich lebe so gut wie möglich ökologisch und kaufe nur Bio-Lebensmittel. Selbst ich habe bei einem Test Glyphosat in meinem Urin festgestellt“, sagte Wiener. „Wir können uns offensichtlich nicht mehr dagegen wehren. Es wird überall gespritzt, ob auf Bahndämmen, in privaten Gärtnereien oder in der Lebensmittelproduktion.“
Da nicht abschließend geklärt sei, ob Glyphosat krebserregend wirke, sei eine Belastung des Menschen „nicht wünschenswert“, sagte Marike Kolossa, Leiterin des Fachgebiets gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung im Umweltbundesamt (Uba). Nach Uba-Angaben ließe sich die Menge eingesetzten Glyphosats durchaus etwas reduzieren – etwa mit mehr Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau und bodenschonender Unkrautbekämpfung mit Eggen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht derzeit keine Gefahr für Verbraucher. „Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken“, teilte das BfR mit. Allerdings ist das BfR federführend im EU-Neuzulassungsverfahren von Glyphosat.
Über die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat sollen am 7. oder 8. März nationale Experten der 28 EU-Staaten entscheiden. Dabei will die Brüsseler EU-Kommission nach Informationen des Grünen-Europaabgeordneten Martin Häusling eine Verlängerung der Zulassung bis zum Jahr 2031 vorschlagen. „Die EU-Kommission hat offenbar nicht die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im Blick“, kommentierte Häusling.
Die SPD forderte ein Verbot von Glyphosat für private Gärten, Spielplätze und öffentliche Grünflächen. Um den Glyphosat-Einsatz in der Landwirtschaft zu reduzieren, solle die Forschung für Alternativen verstärkt worden.
Ein Antrag der Grünen für einen Stopp der anstehenden Entscheidung über eine längere EU-Zulassung für Glyphosat wurde am Donnerstag im Bundestag abgelehnt. Grünen-Experte Harald Ebner sagte, damit sei eine einmalige Chance leider nicht genutzt worden. Die Grünen-Politikerin Renate Künast nannte die Nachricht von Glyphosat im Bier „eine Katastrophe“ für die Verbraucher und für den Lebensmittelbereich. „Jetzt müssen die Bierbrauer handeln und sich für glyphosatfreie Rohstoffe stark machen.“
Die Unionsfraktion befürwortet eine Verlängerung der Zulassung. Keine deutsche Bewertungsbehörde habe sich für ein Verbot von Glyphosat ausgesprochen, erklärten die Fachpolitiker Katharina Landgraf und Hermann Färber. Für seine Anwendungsgebiete sei es der am besten untersuchte Wirkstoff mit den geringsten Nebenwirkungen. (dpa/kf)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion