Forscher warnen vor Schadstoffen in Trinkhalmen und Einweggeschirr aus Papier

Um der Umwelt und der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun, greifen viele bei Einweggeschirr verstärkt zu Produkten aus Papier oder Bambus. Doch die vermeintlich bessere Alternative birgt Gefahren für die Gesundheit.
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Forscher haben Papierbecher und -trinkhalme unter die Lupe genommen.Foto: iStock
Epoch Times27. August 2023

Der Verkauf von Plastiktrinkhalmen ist seit 3. Juli 2021 in der EU verboten. Viele Restaurants greifen inzwischen auf Alternativen aus Papier zurück. Die allerdings können für Umwelt und Gesundheit ebenfalls schädlich sein, warnt ein Forschungsteam in der Fachzeitschrift „Food Additives & Contaminants: Part A“. Viele vermeintlich umweltfreundliche Trinkhalme aus Papier oder Bambus enthalten demnach langlebige und potenziell giftige Chemikalien, sogenannte per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Auch Pappbecher stehen in der Kritik der Wissenschaftler.

Vom Strohhalm ins Getränk

Die Gruppe um Thimo Groffen von der Universität Antwerpen hat Trinkhalme von 39 in Belgien erhältlichen Marken untersucht. In 18 von 20 getesteten Papierhalmen wurden PFAS nachgewiesen. Auch in vier von fünf Bambushalmen, drei von vier Plastikhalmen und sogar in zwei von fünf Glastrinkhalmen wiesen die Wissenschaftler solche Substanzen in unterschiedlicher Menge nach. Lediglich in Halmen aus Edelstahl waren keine PFAS zu finden.

Die Forscher fanden mittels eines speziellen Massenspektrometrie-Verfahrens unter anderem Trifluoressigsäure und Trifluormethansulfonsäure. „Beide Chemikalien sind gut wasserlöslich, sodass die Gefahr besteht, dass sie vom Strohhalm in das Getränk übergehen“, erläutern die Forscher. Ob und in welchem Umfang diese und andere PFAS aus den Trinkhalmen vom Menschen aufgenommen werden, müsse nun genauer untersucht werden.

PFAS werden unter anderem verwendet, um Papierhalme vor Durchnässen zu schützen. Die Studienautoren heben hervor, dass die potenziell gefährlichen Substanzen möglicherweise nicht bewusst während der Herstellung beigemischt wurden. Sie könnten auch durch verunreinigtes Ausgangsmaterial oder Prozesswasser ins Produkt gelangt sein.

„Strohhalme aus pflanzlichen Materialien wie Papier und Bambus werden oft als nachhaltiger und umweltfreundlicher beworben als solche aus Kunststoff“, sagte Groffen. „Das Vorhandensein von PFAS in diesen Strohhalmen bedeutet jedoch, dass das nicht unbedingt stimmt.“ Geringe Mengen PFAS seien an sich zwar nicht schädlich, könnten aber die bereits im Körper vorhandene chemische Belastung erhöhen.

„Die nachhaltigste Alternative scheinen Strohhalme aus Edelstahl zu sein, die wiederverwendet werden können, keine PFAS enthalten und vollständig recycelt werden können“, lautet die Schlussfolgerung des Teams.

Mikroplastik aus Biokunststoffen in Pappbechern

Mit Papierbechern als Ersatz für Einwegplastikbecher hat sich ein Forschungsteam der Universität Göteborg beschäftigt. Da Papier weder fett- noch wasserbeständig ist, muss es bei Verwendung als Verpackungsmaterial für Lebensmittel mit einer Oberflächenbeschichtung versehen werden. Oft besteht diese Kunststofffolie aus Polylactid (PLA), einer Art Biokunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais.

Das Team um Bethanie Carney Almroth widmete sich der Forschung an Mückenlarven der Art Chironomus ripariusbei – einer Modellart für toxikologische Studien, die eine wichtige Gruppe von Wasserorganismen mit entscheidender Bedeutung für Ökosysteme repräsentiert. Für die im Fachjournal „Environmental Pollution“ vorgestellte Studie wurden die Mückenlarven Wasser und Sediment ausgesetzt, in dem zuvor ein bis vier Wochen Bestandteile von Bechern sowie zugehörigen Deckeln aus Polypropylen oder Polystyrol sowie Polylactid und Papier gelegen hatten.

„Alle Becher wirkten sich negativ auf das Wachstum der Mückenlarven aus“, sagte Carney Almroth. Aus dem Material gelangten verschiedene schädliche Substanzen in die Umgebung. Der Effekt war umso größer, je länger das Material im Wasser oder Sediment gelegen hatte.

Biokunststoffe enthalten mindestens genauso viele Chemikalien wie herkömmliche Kunststoffe“, sagte Carney Almroth.

Zudem bauten sich Biokunststoffe nicht effektiv ab, daraus resultierendes Mikroplastik werde wie bei anderen Kunststoffen auch von Lebewesen aufgenommen. „Lebensmittelverpackungen auf Papierbasis können hohe Mengen an per- und polyfluorierten Alkylverbindungen enthalten“, heißt es in der Studie.

„Auch Papierverpackungen stellen im Vergleich zu anderen Materialien ein potenzielles Gesundheitsrisiko dar, und sie werden immer häufiger verwendet“, betonte die Wissenschaftlerin. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien Wegwerfprodukte auf den Markt gekommen und in großen Kampagnen beworben worden – von diesem falschen Weg müsse die Menschheit nun wieder weg. Es gelte, sich vom Wegwerflebensstil zu verabschieden – für die Umwelt und für die eigene Gesundheit.

Viele PFAS beständig und kaum abbaubar

PFAS sind menschengemachte Chemikalien, die in vielen Bereichen Anwendung finden. Sie machen Textilien atmungsaktiv und wasserabweisend, Papier schmutz-, fett- sowie wasserabweisend und verbessern die Ausbreitungseigenschaften von Feuerlöschschaum. Auch bei Lebensmittelverpackungen werden teilweise PFAS eingesetzt.

Weil zahlreiche PFAS sehr beständig und kaum abbaubar sind, werden sie auch Ewigkeitschemikalien genannt. In der Umwelt reichern sie sich immer mehr an. PFAS werden mit verschiedenen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter geringeres Geburtsgewicht von Säuglingen, Schilddrüsenerkrankungen, erhöhte Cholesterinwerte, Leberschäden, Nieren- und Hodenkrebs.

Einige PFAS sind bereits weitgehend verboten, weil sie als gefährlich gelten. „Von den relativ wenigen gut untersuchten PFAS gelten die meisten als mittel- bis hochtoxisch, vor allem für die Entwicklung von Kindern“, heißt es von der Europäischen Umweltagentur (EEA).

Von den allermeisten PFAS weiß man noch gar nicht, wie sie auf Mensch und Umwelt wirken. Viele Fachleute gehen davon aus, dass zumindest ein Teil negative Eigenschaften hat. (dpa/red)



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