Forscher lüften Mysterium um berühmten Maya-Kalender

Der Maya-Kalender verbirgt noch viele Rätsel. Forscher glauben, der 819-Tage-Zählung näher gekommen zu sein.
Maya-Kalender
Der Maya-Kalender verbirgt wohl noch viele Rätsel.Foto: iStock
Von 29. April 2023

Der berühmte Maya-Kalender verblüfft noch heute wegen seiner ausgeklügelten und geheimnisvollen Bedeutung. Besonders die 819-Tage-Zählung stellt die moderne Wissenschaft seit Jahrzehnten vor Herausforderungen, da sie noch immer nicht vollständig verstanden wird. Nun wollen Anthropologen von der Tulane University dieses Stück Rätsel entschlüsselt haben.

Die 819-Tage-Zählung ist der wohl rätselhafteste der unzähligen Maya-Kalenderzyklen. Sie fußt auf der synodischen Periode sichtbarer Planeten – also die Zeit, die ein Planet und die Erde benötigt, um zur gleichen Position relativ zur Sonne zurückzukehren.

Von der Erde aus gesehen bedeutet dies, dass ein Planet eine bestimmte Zeit braucht, um exakt in der gleichen Konstellation und an der gleichen Stelle des Himmels wieder zu erscheinen.

Zu kurz gerechnet

Wie der Name andeutet, beruht das System auf 819 Tagen. Weil der Kalender in einem vierteiligen Schema aufgebaut ist, gingen die Forscher davon aus, dass sich die 819 Tage in vier Zyklen wiederholten (also 4 x 819 Tage). Tatsächlich könnte der Kalender jedoch einen viel größeren Zeitrahmen abdecken, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler.

„Obwohl frühere Forschungen versucht haben, planetarische Verbindungen für die 819-Tage-Zählung aufzuzeigen, ist das vierteilige, farblich ausgerichtete Schema zu kurz, um mit den Laufzeiten der sichtbaren Planeten übereinzustimmen“, schreiben die Anthropologen John Linden und Victoria Bricker in ihrer Studie.

„Wenn man die Länge des Kalenders auf 20 Zyklen á 819 Tage erhöht, ergibt sich ein Muster, bei dem die synodische Periode aller sichtbaren Planeten mit den Stationen des größeren 819-Tage-Kalenders übereinstimmen.“

Das große Ganze

Die bisherige Zeitspanne aus vier Zyklen (3.276 Tage = circa 9 Jahre) stimme demnach nicht mit den synodischen Perioden aller Planeten überein, die man mit bloßem Auge von der Erde aus sehen kann: nämlich Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Erhöht man die Anzahl der Zyklen auf 20 mit je 819 Tagen (also insgesamt rund 45 Jahre), dann stimmen die synodischen Perioden überein.

Innerhalb der 20 Zyklen durchläuft jeder Planet eine bestimmte Anzahl von synodischen Perioden. So erscheint Merkur jeden Zyklus, Venus alle fünf Zyklen und Saturn alle sechs Zyklen, während die Planeten Jupiter nur alle 19 Zyklen und Mars alle 20 Zyklen zu sehen sind. Die Kombination der Zyklen und die damit verbundene Stellung der Planeten sind laut den Forschern zudem mit wichtigen Daten und Festen verbunden.

„Die Maya-Astronomen und Entwickler der 819-Tage-Zählung beschränkten sich nicht auf einen einzelnen Planeten. Vielmehr schufen sie ein größeres Kalendersystem, das für die Vorhersage aller synodischen Perioden der sichtbaren Planeten verwendet werden konnte“, so die Anthropologen. Die Forscher hoffen auch, künftig tiefere Einblicke in das astronomische Wissen und Verständnis der alten Mayas zu erhalten.

Die Studie erschien am 18. April 2023 in der Fachzeitschrift „Ancient Mesoamerica“.



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